OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 3/4

und statt des Hutes eine Stoffkappe, hinter dem Ohr aber steckte das Blumenbukettl als äußeres Zeichen der Festtagsstimmung. Auf dem Kirchenplatz in Sierning standen in unmittelbarer Nähe des Gotteshauses drei große Verkaufsstände mit Wollstoffen und dgl. Die kleinen Verkaufsbuden waren vom unteren bis zum oberen Platzbrunnen zu beiden Seiten der Straße er richtet. Nach dem Krieg (Anm. 1916-1921) trat eine Stockung ein, nur ganz bescheiden wurde nach einiger Zeit wieder dem Tanz gehuldigt, und erst allmählich kam es wieder zum richtigen Faschingskirta, obwohl dieser nur mehr als kleiner, schwächlicher Bruder des einstigen bezeichnet werden kann. Bemerkenswert ist noch, daß in der ganzen Zeit, solange ich denke, trotz der jedesmal großen Menschenansammlung bei die sem Kirchtag - heuer waren 58 Stände aufgestellt und mindestens 2000 Besucher zu verzeichnen - nie nen nenswerte Raufhändel vorkamen. Es zeigt dies gewiß von der Friedensliebe der Sierninger^''." Dies ist eigentlich der älteste Augenzeugenbe richt, der in der Kürze der Zeit greifbar war. In diesen Berichten ist auch von den großen, fast schon legendären Rüden die Rede, den ,,Bachingern" und den ,,Kothmüllern". Letztere wurden aber nicht als Rud, sondern als Gesellschaft be zeichnet; es handelte sich demnach um verheira tete Männer. Die Kothmüller mußten sogar um die Jahrhun dertwende dem Kaiser Franz Joseph 1. in der Hofburg eine Landlervorführung geben, die huldvoUst entgegengenommen und bedankt wurde. Ob man bei der Gelegenheit den Kaiser ,,ang'sungen" hat, ist nicht überliefert. 1935 kam es auch zum Abtreten der ,,Alten Kothmüller", die sich mit einem denkwürdigen G'stanzl verabschiedeten und das Feld den „Jungen Kothmüllern" freigaben. Schluß tan ma heint machä, 60 Jahr alt, brauchts net lachä. Schon über 40 Jahr tanz ma z' Siemg, gwiß is wahr. 100 Jahr, wünsch ma heint, soll z' Siagn da Landla nu sein. Mir begebn uns in d' Ruah und schaun in Jungan hiazt zua. Die Jungen aber nahmen den Mund Gau dium der Zuhörer gleich ganz voU: Kreuzlusti, hallo, san mir Kothmüller da. A jeder voll Ubamuat, ham das alt Landlabluat, von unsane Vadän, dö mögns nimma daschnattem. Und ban Tanz'n, o Graus, geht eahn d' Luft allweil aus^®. Zur Erinnerung an die legendären Kothmüller wurde 1958 anläßlich des zweihundertjährigen Bestehens eine Gedenkmedaille geschaffen, die verdienten langjährigen Rudenmitgliedern ver liehen wird. 1923 vermeldete die ,,Steyrer Zei tung", daß der Kirta in Sierning ganz fidel ge schlossen habe.,,Ernstere Leute finden freilich die heutige Zeit nicht so fidel, wo so viele deut sche Mitbrüder unter Frankreichs Knute leiden, so viele kleine Leute mühsam ihr Leben fri sten . . . Die Lustbarkeitssteuer mag als kleine Entschädigung zu Gunsten der Armen gelten^'." Im Jahre 1928 wurden die Leistungen der ,,Leitnerrud" aus Allhaming besonders hervorgeho ben, gleichzeitig beklagt aber der Korrespondent, daß die teilnehmenden Rüden große finanzielle Opfer auf sich nehmen mußten für Landlermu sik, Tafel und Lustbarkeitsabgabe und daß man sich einen ,,kleinen Eintrittspreis"®" überlegen müßte. Unter anderem im Jahr 1935 wurden 50 Groschen als Entree den Zuhörern abverlangt. Sie wurden angeblich ,,gerne bezahlt, weil man dadurch der Verpflichtung enthoben war, eine Zeche zu machen"®®. Im selben Jahr, 18 Rüden waren angetreten (dar unter Furtberg, Weichstetten, Ebelsberg, Koth müller jun., Oberwolfern, Sierning, Matzelsdorf, Nußbach, Adlwang, Schreiberhuber, Hilbern, Maria Laah, Nestlerbrunnern und die Tanzherrenrud), schmiß die Rud des Tanzherrn Franz Mayr, Panhuberzu Matzelsdorf, bei einem Land lerlied um, welche Tatsache sogar im Pressebe richt erwähnt wurde®®. Fünf Jahre später, 1933, wurde rund um die Rudentänze im Gasthof Krennhuber ein reges und vielfältiges Tanztreiben gemeldet: ,,In den Gast- " Commenda, S. 99. Ebenda. Steyrer Zeitung vom 18. 2. 1923. Steyrer Zeitung vom 26. 2. 1928. Commenda, S. 101. Steyrer Zeitung (nach dem 22. 2. 1928).

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