in Amt und Würden war, ist kein derartiger Jagd ausflug in das Gebiet der Wasserscheide zwi schen Enns und Steyr bekannt. Sicher aber dürfte das Entstehen dieses ländli chen Brauches diuch theresianische Reformen motiviert worden sein. Daß aus früher Zeit über den Rudenkirtag so gut wie keine Informationen greifbar sind, mag in der Tatsache liegen, daß nach den Wirren des Zwei ten Weltkrieges archivalisches Material abhan den gekommen sein dürfte^®, aber auch darin, daß dieses rein ländliche Unternehmen stets auf schriftliche Dokumentation verzichten mußte und nur im mündlich-überhefernden Bereich sich fortpflanzte, welch letzterer Ansicht doch mehr Gewicht zufallen dürfte. Bis in die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg hinein finden sich in der lokalen Presse kaum Notizen über den regel mäßig abgehaltenen Rudenkirtag. Lediglich während der beiden Weltkriege und im Jahre 1952 wegen der Maul- und Klauenseuche wurde vom Rudenkirtag Abstand genommen, und 1965 wurde der Rudenkirtag wegen des Ablebens des damaligen Bundespräsidenten Schärf und der damit verbundenen Staatstrauer erst am 25. April abgehalten. Außerdem waren die Zeitungen von Korrespon dentenberichten vom Lande abhängig, die mei stens spärlich flössen - imd für den Sierninger Berichterstatter war der Rudenkirtag wahr scheinlich ein derart normales Ereignis, über das es sich nicht lohnte, jedes Jahr zu berichten. Erst in den dreißiger Jahren begannen regelmä ßige und ausführliche Berichte, die sich aber mei stens darauf beschränkten, die erschienenen Rü den zu erwähnen und die Zahl der Besucher und Verkaufsstände zu melden - die Ehrengäste na türlich nicht zu vergessen. Untermauert scheint die Tatsache der stiefmütterlichen Behandlung des Rudenkirtags in der Presse und Literatur da mit zu sein, daß nicht einmal RoUeder in seiner „Heimatkunde von Steyr" den Rudenkirtag er wähnt, wohl aber den Landler in allen Einzelhei ten beschreibt - aber alles im Rahmen der Bau ernhochzeiten. Hans Commenda beschreibt in der Linzer ,,Tages-Post" enthusiastisch einen Besuch beim Sieminger Rudenkirtag 1923, von dem er be kennt: ,,Um 3 Uhr - Verzeihung, 15 Uhr - ver lasse ich ganz ,wirfli' im Kopf vom Schauen, Hö ren, Stehen und Drängen das freundliche Sierning und wandere gegen die alte Eisenstadt Steyr zu"^. In den beiden Gasthöfen Zachl und Migschitz, wo sich die Tanzböden befanden, aber auch in den anderen Gastwirtschaften drängten sich die Leute - und viele fanden keinen Platz. Die An reise oft von weit her erfolgte mit dem Pferdewa gen bzw. -schliffen, wobei es durchaus prächtige Auffahrten gegeben haben muß. 27 Rüden allein waren im Gasthof Zachl ange sagt. Hans Commenda war auch der Initiator einer Rundfunkaufnahme im Jahre 1935; Radio Wien übernahm damals einen Querschnitt auf alle österreichischen Sender. Heint kann ma modern alls im Radio hörn. Die lustig'n Liada am Sieminga Kirta, in Händlern eahn INar, in Bauern eahn Gschroa, und wias Bettstadl kracht bei die Mentscher auf d' Nacht. Im Bericht darüber läßt Commenda den ehemali gen Ortspolizisten Alois Wörtner zu Worte kommen, der 1935 zum fünfzigsten Male die Auf sicht zu führen hatte: ,,Soviel ich mich erinnern kann, blühte dieser Kirchtag Ende der sechziger Jahre bis Ende der siebager Jahre ganz besonders und mahnte damals an ein kleines Volksfest. Bauern mit ihren Bäuerinnen aus der gan zern weiten Umgebung kamen an diesem Tag in ihrem besten Gewände, in Samt und Seide gekleidet, nach Sieming, um sich dort als brave Bauernfamüien zu un terhalten. Aber auch die Dienstboten beiderlei Ge schlechts erübrigten von ihrem kleinen Verdienst den nötigen Betrag, um sich ebenfalls in ihren besten Kleidem zu zeigen und dem Tanze zu huldigen. In der na hen Ortschaft Neuzeug blühte damals das Messerer-, Schleifer- und Ahlschmiedegewerbe. Auch für diese Schmiede war der Sierninger Kirchtag ein kleiner Fest tag, an dem sich nicht bloß die Meister, sondern auch die Gesellen und Mägde ergötzten. Die Gesellen ka men in ihrer eigentümlichen Kleidung zum Markt. Sie tmgen einen grünen Wollschurz mit Messingschließen Siehe Anm. 19. Linzer Tagespost Nr. 39 vom 18. 2. 1923.
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