ger, ihr unbeirrbares Taktgefühl sind wahrhaft erstaunlich^"". Daher wird oder wurde die Kunst des Landlergeigens fast geheimnisvoll vom Lehrer seinem Schüler weitergegeben. Besonders der Takt ist sehr schwierig, denn ,,der Landlerische wird zwar in den Handschriften im Dreivierteltakt ge schrieben, jedoch keineswegs so gespielt^^". So wurde R. Wolfram berichtet, daß ,,alte Geiger ei nen Fuß des Neulings, der das Landlerspielen er lernen wollte, an ihren eigenen banden und ihm so das Takttreten in diesem schwierigen, schwe benden Rhythmus beibrachten^^". Daß das Landlerviolinspiel deutlich vom schul mäßigen Geigen abweicht, schildert Commenda, indem er feststellt, daß Geigen- und Handhal tung das Entsetzen jedes Violinlehrers erregen müsse^^. Gerechtfertigt ist diese sehr legere Hal tung allerdings durch das - ehemals übliche - vielstündige, fast ununterbrochene Aufspielen. Bedankt werden die Spielleuf von den Rüden dadurch, daß diese ihnen Spottlieder singen. Spülleit, fürs Musiziern, euch miaß ma gratuliern. D' Geign sollts da Wirtin gebn, sö Solls statt an Scheit ei'legn und als Vorhoaz in Fiedlbogn und de ganze Kram und eng zwei dazua, sadts eh no dürr gnua. Spülleit, es zwei, laßts es wasch abageh, denn mir ham so a Sacha, kennan bessa nix macha und a nix daßa, wann's oan a bissal zwickt schia, denn a Tanz ohne G'sang dau't ja ßachtali lang. So sangen 1970 die alten Holzner von Steiners dorf, drei Brüder, die angeblich fünfzig Jahre beim Rudenkirtag aufgetreten sind - genauso wie 1920. Das G'stanzl erscheint eher gemäßigt, wenn man das folgende betrachtet, das die Sängerkamerad schaft Eberstalzell im selben Jahr von sich gab: Spülleit, laßts mit enk no red'n, Sad's a' amol so Gimpeln g'wen, und hiazt san die jahrl da. wo dös ganze Gspül laßt na, wanns ä sunst seid's nix mehr nutz, ÖS stehts unter Denkmalschutz. Landlaspülleit, ßnd'st ja nirgends mehr heut. Bei der nötigen (und erforderlichen) Grobheit wird hier die Situation ziemlich realistisch ge schildert. Nach dem Landler versammeln sich die Männer noch einmal und geben ein Tafellied zum besten, wobei echte Volkslieder kaum gesungen werden. Ein Grund hiefür dürfte sein, daß jeder für sich ein Solosänger sein und seine Stimme klingen lassen möchte. Beim Volkslied mit seinen funktionellen Stimmen ist das ja nicht möglich. Ver einzelt hört man aber bei uns wieder Kärntner Volkslieder. Nach einer mündlichen Überlieferung besteht der Sierninger Rudenkirtag seit dem Jahre 1758, er soll also während der theresianischen Zeit be gründet worden sein. In welchem Dunkel die Entstehung liegt, zeigen Landlerlieder, die 1958, bei der „Zweihundert jahrfeier", gesungen wurden. Da Hofrat Commenda hat scho im Kalenda, heu sands zwoahundert fahr, daß da Kaiser da war. Dös erinnert uns grad, wia ä achtzg Hirsch gschossen hat, und daß ma eam kriagn, insan Kirta auf Siergn. Hier dürften Dichtung und Wahrheit Hand in Hand gehen, denn Rolleder schreibt^"*, daß Kai ser Karl IV. im Jahre 1732 nach Steyr gekommen sei und sich in die Saß (Gemeinde Garsten) zur Hirschjagd begeben habe. Von Kaiser Franz I. Stephan, dem Gemahl Maria Theresias, der 1758 Commenda, S. 102. Richard Wolfram: Volkstanz; ÖVA, 5. Liefg. (1974), Kom mentar S. 26. " Ebenda, S. 27. " Commenda, S. 104. Anton Rolleder: Heimatkunde von Steyr, Steyr 1894, Nach druck 1975, S. 157.
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