der Fall, wurde eine Begebenheit in mehreren G'stanzln abgehandelt. Heute ist dies fast nicht mehr der Fall, bisweilen werden einem Ereignis, so es ausgiebig genug erscheint, zwei Verslein gewidmet. Vielleicht ein Attribut an die schnellebige Zeit, die alles kurz und bündig abgehandelt wissen will. Was wird nun gebracht? Man weiß, daß die Rüden bzw. deren G'stanzldichter von weither kommen und oft nicht über solche Lokalkenntnisse verfügen können, deren Auswertung allein einen Erfolg garantiert. Und doch verblüffen weiter entfernt beheimatete Rü den immer wieder die Sierninger mit peinlichen Enthüllungen, was auf ein ausgedehntes Spio nagenetz hinweist; ein Mitglied einer Rud hat mir im vertraulichen G espräch sogar einen Informan ten verraten. Möge der Leser Verständnis haben, daß keine weiteren Enthüllungen folgen. Vielfach - und heute in verstärktem Maße - wer den die fehlenden Lokalinformationen bzw. de ren Auswertung ersetzt durch kritische Betrach tungen der Politik von der Landes- bis zur Welt politik, der Zeitereignisse, der Mode etc. Bauernbundpräsident Dr. Lehner hat einmal bei einer Eröffnungsrede die G'stanzln und deren Inhalt als,,Stuhlgang der Seele" bezeichnet, was die Absicht sicherlich gut charakterisiert. Am besten kommen in Sierning natürlich die G'stanzln über lokale Ereignisse an - und es gibt Leute, die in jedem Jahr ,,ang'sungen" werden - und die enttäuscht wären, wäre dem nicht so. Daß es aber dabei gar nicht zart zugeht, soll ein G'stanzl beweisen, bei dem natürlich die Namen weggelassen sind. Da .. . in Gründberg drein, sollt a guats Mosthaus sein, dort Harns in .. . Franz, herg'richt am feinstn Glanz. Da Most is eam z'drawi worn und is eam hint ausg'fahrn. Ja der guate Mann hat in d' Hosn nein tan. Der Wahrheitsgehalt kann natürlich nur schwer überprüft werden, aber der Verdacht liegt nahe, daß das nicht unbedingt passiert sein muß, son dern daß der Franz sozusagen um des Ansingens willen drangekommen ist, also l'art pour l'art. Immer wieder kommen aber auch Institutionen und Einrichtungen dran, welche die Bauern selbst betreffen, wie Molkerei, Bauernbund etc. Es is uns net neu, daß bei unsra Molkerei hie und da a weng vagessn, aufs Fettprozentvamessn. Drum legn ma euch aufs Herz, weil für uns is's a Schmerz, seid's in Zukunft mehr genau. Dös wa für eng a schena Brau'. Das Rindfleisch is heu, recht weng und so teu. D' Leut jammern beim Kauf und regn si recht auf, und a drin in da Stadt is am Rindvieh koa Not. Stecht's dö alle a, dann is Rindfleisch gnua da. Genauso werden aber kommentierenswerte Er eignisse und Tendenzen aufs Korn genommen, wie beispielsweise das Bildungswesen. Heut kannst nimma gescheit gnua sei, lauta Schul'n gibt's, dös is fei. A nieada wa gern Inschineer, Professa, Dokta und no mehr. Wer nua Volksschul hat studiert, is in Lehn scho ausradiert. Hint und voran, Koa Hund und koa Mann. Und wer füa an Baun is z'dumm, der geht ins Gymnasium. Dort wird eam d' Gscheitheit sozusagn, mit an Schlögl einig'schlagn. Da wachs'ns he' wias Gabelholz, Spek'liereisn tragns volla Stolz. Dö vascheiß'n nua d' Welt, und da Voda gibt's Geld. Eine Fundgrube für die G'stanzldichter sind na türlich die Politiker bzw. jedwede Prominenz. Machen wir mit unserem Diözesanbischof den Anfang, dessen Motorradleidenschaft hinläng lich bekannt ist. Da Herr Bischof is vor Jahr'n, a schwar's Motorradi gfahrn; weil sogar als Maschinist, is er a mords Spezialist;
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