OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 3/4

nommen werden müsse, daß die gegen Engl er hobenen Vorwürfe nicht beweisbar seien und auch wenig wahrscheinlich erschienen, hätte sich der Pfarrer vor seiner Anzeige eben besser er kundigen oder dieselbe nicht so voreilig erstatten sollen. Man müsse ihm seinen unbegründeten Bericht also ernstlich verweisen und ihn ermah nen, künftig behutsamer vorzugehen. Man wolle auch in Passau nicht, ,,daß solche dein delation ihme Herrn Baron in ainige weg schädlich: oder nachthailig sein solle". Es darf uns nicht wundernehmen, daß Leichtling über das Passauer Schreiben sehr verbittert war. Dieser Verbitterung verlieh er in einem Brief an den Stiftsagenten in Niedernburg beredten Ausdruck^^. Über das Schreiben, das ihm in der Seisenburger Angelegenheit zugegangen sei und das er für Kresperger beischließe, müsse jeder Leser befremdet sein. Denn es verurteile ihn, P. Leopold, ohne daß er vorher vernommen oder angehört worden sei. Wie hätte er sich noch bes ser über Dinge erkundigen sollen, die er selbst gesehen und mit eigenen Ohren gehört habe? Daß Engl seine Osterpflicht 1684 nicht erfüllt habe, habe der Baron selbst ihm und seinem Ka plan P. Roman^^ bekannt. Auch die ketzerischen Bücher habe ihm der Edelmann selbst in dessen Bibliothek ,,auf einer besondem Stellen" mit den berichteten Worten gezeigt. All diese Angaben könne er, der Pfarrer, beeiden. Hier unterließ Leichling auch nicht den Hinweis auf das Attest Kilbingers. Bitter fährt er in seinem Schreiben fort: ,,Ich verlange zwar die action per forza wei ter nit zu vrgieren, allein fahlt mir auch Schwär, daß ich Solche notam auf mir Solte Ilgen lassen,. als wan ich vnsem genedigsten herrn ordinario mit Unwahrheit wäre vorkommen, da ich doch al les gnugsam kan probieren, vnd daßienige gethan, was ich obligender Seelsorg vnd gewissen halber Schuldig gewesen." Schließlich bat er sei nen Mitbruder noch um Rat, wie er sich an gege bener Stelle gegen die ungerechten Vorwürfe verteidigen könne. Dieser Bitte entsprach denn auchP. Marian in einem Brief vom 23. Dezember 1686, worin er seinem Mitbruder in Pettenbach den Text eines Rechtfertigungsschreibens nahelegte^'^. Leichling solle darin erklären, daß er das ihm am 22. September zugestellte Dekret respek tiere und den darin enthaltenen Vorschriften nachkommen werde. Doch möge auch gehört werden, was er, der Pfarrer, dazu anzumerken habe. Zur Anzeige habe ihn allein seine Pflicht als Seelsorger bewogen. Seine Angaben könne er bei seiner Priesterehre beschwören, möge auch Engl alles ableugnen. Der Ordinarius möge nicht wei ter von ihm denken, er sei von Leichling falsch in formiert worden. Der an der Bischofskurie wohl erfahrene Stiftsagent gab sodann noch einige Hinweise auf den Ton, in welchem das Schreiben abgefaßt sein sollte: ,,. . . wan nur aht gebn würd, damit kheine hizige oder spizige eintringente worth (worzu sonst dise Materj gar be queme wäre) eingemengt werden. Dan ob schan mit H. Baron Engl Vermuethlich nichts mehr wei ter Vorgenomen würd; so würd doch ein selche Entschuldigung Schrifft den Actis beygelegt, Vnd benimbt den den Vorhinergangenen Decret wo nit in allen, doch in mehreren seine khreften." Der Pfarrherr ging nun daran, die vorgeschla gene Entschuldigungsschrift abzufassen. Er suchte auch wieder Zeugnisse für seine Unschuld beizubringen, wie ihm auch sein Abt und der Kremsmünsterer Hofrichter Finsterwalder ange raten hatten. P. Leopold wandte sich daher ver trauensvoll an den Hofrichter zu Spital a. P., Martin Adalbert Eitlperger, der ehemals im Dien ste des Barons gestanden war^^. In seinem Schreiben schilderte er dem Offizialen seine be drängte Lage und bat ihn schließlich um ein ent sprechendes Attest, da ja Eitlperger von den lutherischen Büchern in der Seisenburger Biblio thek Kenntnis habe und Leichling zur Verteidi gung seiner Ehre dringend einer solchen Bestäti gung bedürfe. Leider mußte ihn Eitlperger in sei nem Antwortschreiben enttäuschen: ,,Nun ist zwar nit ohne, daß ich von derley Kezerischen büecher, Zeit meiner damahligen Bedienung in Leichling an Kresperger, Pettenbach 20. November 1686, Konzept, ebda. F. Roman (Ernst) Eberstaller, geb. 12. Jänner 1653 in Windischgarsten, Prof. 13. November 1671, Priester 1679, t 19. Jänner 1716 in Pfarrkirchen; er war 1679-1698 Kaplan in Pettenbach, dann bis 1716 Pfarrer in Pfarrkirchen. {Kell ner, Profeßbuch, 247.) Kresperger an Leichling, Niedernburg 23. Dezember 1686, StAKr, Q 3 P. Leichling an Martin Adalbert Eitlperger, Pettenbach 12. Jänner 1687, Konzept, ebda.

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