OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 3/4

hauptmannschaft zu. Darin wird zuerst die ganze Angelegenheit vorgetragen. Aus den angeführ ten Tatsachen mögen sowohl der Landeshaupt mann als auch die Herren der Reformations kommission erkennen, wie gefährlich Baron Engl sein Gewissen verstricke. Außerdem gebe er durch sein Verhalten Untertanen und Nachbarn das denkbar schlechteste Beispiel. Deshalb soll ten ihn die Herren als erste weltliche Instanz mit allem Nachdruck auffordern, seine Osterpflicht nachzuholen und die ketzerischen Bücher dem Bischof auszufolgen. Wie aus einem weiteren Schreiben P. Marians erhellt^®, traf inzwischen der Freiherr seine Gegenmaßnahmen. Überdies nahm sich auch die gesamte Engische Familie seiner an, Zeichen ständischer und famüiärer So lidarität. Engl scheint es gelungen zu sein, sich sowohl in Linz als auch vermittels der Landes hauptmannschaft beim Offizium zu Passau von jedem Verdacht zu reinigen. P. Marian fürchtete sogar, die ganze Angelegenheit könne für seinen Mitbruder noch sehr unangenehm werden. Des halb gab er Leichling den Rat, er möge zwar nicht gerade durch eine Abbitte, aber auf irgendwelche andere Weise den verbitterten Adeligen be schwichtigen. Er solle erklären, er sei nur aus seelsorglichen Gründen und in Befolgung des bi schöflichen Fastenpatents zur Anzeige geschrit ten. Hätte er voraussehen können, daß das Offi zium in Passau die Landeshauptmannschaft und die Reformationskommission damit befassen werde, hätte er wohl von der Denuntiation Ab stand genommen und die Angelegenheit auf an dere Weise bereinigt. Da Engl überdies seiner Osterpflicht inzwischen nachgekommen sei, könne man ja den leidigen Streit beilegen. P. Leopold solle jedoch vor jedem weiteren Schritt den Herrn Prälaten zu Kremsmünster in formieren. Leichling scheint sich jetzt darauf besonnen zu haben, glaubwürdige Zeugen für seine Anklage ausfindig zu machen. Vielleicht war nämlich in zwischen der angeratene Versöhnungsversuch gescheitert. So stellte ihm auf seine Bitte Baltha sar Kilbinger, Kaplan beim Baron von Polham in EggendorU^, unter dem Datum vom 23. März 1686 im Pfarrhof Pettenbach folgendes Attest aus: auf die Anfrage, ob er nicht auf Seisenburg aka tholische Bücher gesehen habe, müsse er der Wahrheit zuliebe bei seiner priesterlichen Würde bezeugen, daß er „nit allain dergleichen Buecher gesehen, sondern auch auf Begehrn meines Gnedigen Herrn Herrn Gottfried EngP® die Kezerische Buecher vber 400 mehr oder weniger Beschriben: vnd Zum feur Verurthailt, Es ist auch ein absonderlicher Cathalogus welcher in der Form wie ein Calender eingebunden, welcher Herr Elias Ferdinand Neuberger dazumal Ver walter Beschriben, Vorhanden gewesen" i®. Allzu viel scheint diese Aussage Leichling nicht genützt zu haben. Mit Datum vom 19. Juli 1686 teUte P. Marian seinem Mitbruder mit, in der Engl-Seisenburgischen Rechtssache habe die Gegenpartei wieder urgiert. Deswegen werde von Passau wohl bald wieder ein Bescheid an Leichling ergehen. Kresperger hoffe aber, er möge nichts anderes enthalten, ,,alß das die gähe des angebens fürkhünfftig möchte Vnterlassen werden". Sei es, wie es wolle, wenn man vom Pfarrherrn weder Antwort noch fernere Berichte oder gar eine Genugtuung verlange, so möge P. Leopold stilleschweigen^". Tatsächlich wurde am 22. September 1686 dem Pettenbacher Pfarr herrn ein ziemlich ungnädiges Schreiben des Passauer Weihbischofs Maximus im Auftrage des Ordinarius eingehändigt, das das Datum vom 8. Juli 1686 trug^^. P. Leopold werde sich wohl noch seiner Anzeige und der Gegenbeschwerde des Freiherrn Engl erinnern können. Engl muß dabei erklärt haben, man möge die Vorwürfe be weisen oder seine verletzte Ehre wiederherstel len. Da nun aus den übersandten Schriften entKresperger an Leichling, Niedernburg 14. Februar 1686, ebda. " Schloß Eggendorf, BH. Linz-Land, gelangte 1667 durch die Heirat mit Christina von Schellenberg an Johann Ludwig von Polham. (Sekker, Burgen, 54.) Also des Vaters des Freiherrn Franz Georg Engl. Attest des Kaplans Balthasar Kilbinger, Pfarrhof Petten bach 23. März 1686, erhalten in einer vom Hofrichter Be nedikt Finsterwalder in Kremsmünster kollationierten Ab schrift, StAKr, Q 3 P. ™ Kresperger an Leichling, Niedernburg 19. Juli 1686, präs. 4. August 1686, ebda. Weihbischof Maximus an Leichling, Passau 8. Juli 1686, präs. 22. September 1686, ebda. Es handelt sich dabei um den Passauer Weihbischof Johann Maximus Stainer von Bleifeld, Bischof von Selymbria i. p. i. (1683-1692). (Hierarchia Catholica V, 352 und ebda., Anm, 3.)

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