OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 3/4

derte er den Pfarrer auf, die Denuntiation mittels eigenen Boten oder mit der Post von Linz aus nach Passau an P. Marian Kresperger' zu sen den. Die Sache eüe aber, weil sowohl Bischof Se bastian von Petting nach Regensburg als auch Herr von Engl nach Wien verreisen wollten. Üb rigens sei auch Abt Erenbert^° daran interessiert, was bei der ganzen Angelegenheit in Passau her auskomme. Leichling kam dieser Aufforderung schon am nächsten Tag nach und übersandte dem Bischof von Passau verschiedene Original schreiben und einen Begleitbrief^^. Er infor mierte darin den Ordinarius über die im Jahre 1684 unterlassene Osterkommunion und die pro testantischen Bücher des Freiherrn Franz Georg Engl, über seine, Leichlings, diesbezüglichen Mühen und über die schimpfliche Art und Weise, womit dieselben von dem Freiherrn zurückge wiesen worden seien. ,,So hatt doch mehr wohl gedachter Herr Engl weder in einem, noch an dern nit allein keine Satisfaction gegeben. Son dern So gar neben ligend original Schreiben mit einem grossen Creütz durchstrichen, mir als sei nem Seelsorger zu nit geringer verschimpfung vnder andern mit dieser mündlich vnverhofften post, er habe nach dem Bischofen zu Passau nichts zu fragen, widerumb zurückgeschickt." So müsse also der Pfarrer die Angelegenheit beim Ordinarius anhängig machen. P. Marian übergab die Eingabe und die dazuge hörigen Schriftstücke unverzüglich mit besten Empfehlungen dem bischöflichen Notar. Dieser habe dabei versprochen, sich den Fall angelegen sein zu lassen. Er werde ihn schon bei der näch sten Ratssitzung am 3. Mai vorlegen und hoffe auf eine baldige bischöfliche Entscheidung. Da er, P. Marian, demnächst selbst nach Linz und Kremsmünster reisen wolle, werde er wohl die Erledigung der Angelegenheit selbst mitbringen^2. Tatsächlich existiert ein Schreiben der bi schöflichen Räte an den Pfarrherrn von Pettenbach vom 3. August 1685, worin der Eingang der Anzeige bestätigt wird". Da diese Anzeige zu Recht erfolgt sei, werde man das ungebührliche Verhalten Engls der kaiserlichen Reformations kommission anzeigen und um unverzügliche Abstellung der Mißstände ersuchen. Vorerst hatte es also den Anschein, Leichling habe mit seiner Anzeige Erfolg gehabt. Aber die Angele genheit sollte noch eine andere Entwicklung nehmen. Einige Zeit scheint sich weiters nichts ereignet zu haben, so daß P. Leopold wohl bei seinem Mit bruder in Niedernburg Erkundigungen einzog. Denn am 4. Oktober 1685 übersandte P. Marian eine Abschrift des Schreibens, das das Offizium Passau an die Landeshauptmannschaft gerichtet hatte Im beiliegenden Begleitschreiben^^ teilte der Stiftsagent seinem Mitbruder in Pettenbach mit, es sei nur dieses Schreiben von Passau aus ergangen. An Engl sei von dort nichts abgesandt worden. Wahrscheinlich werde der Schloßherr von Seisenburg seine Stellungnahme nach Linz geschickt haben, von wo sie dann vielleicht nach Passau weitergeleitet würde. Diesbezüglich sei sich P. Marian zwar rücht sicher, doch könne er so viel berichten, ,,daß Eur Woll Ehrwürdiger sich entzwischen nichts anfechten lassen, son dern erwarten sollen, ob dieser sahen halber Von hier-(auß) etwaß an Eur Woll Ehrwürden gelan gen werde". Wenden wir uns nun dem eben er wähnten Passauer Schreiben an die Landes- (1674^1725 im Amt) siehe B. Pösinger, Das Stiftsarchiv Kremsmünster 1302-1912, in: 62. Programm des kais. kön. Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster, Linz 1912, 23-40. ' P. Marian öohann Georg) Kresperger, geb. 22. April 1644 in Kremsmünster, Prof. 5. Oktober 1660, Priester 1668, t 15. August 1698 in Kematen; er war 1676-1695 Beichtva ter der Benediktinerinnen von Niedernburg bei Passau. Als solcher hatte er auch als Agent des Stiftes Kremsmün ster die Angelegenheiten des Klosters an der Bischofskurie von Passau zu besorgen. 1695-1698 war er Pfarrer von Ke maten. {Kellner, Profeßbuch, 236.) ^0 AbtErenbertll. (JoharmB.)Schrevogl, geb. 11. Mail634in Schongau (Bayern), Prof. 13. November 1651, Priester 1658; t 11. Aprü 1703; er wirkte als Professor der Philoso phie, Novizenmeister und später als Spiritual der Benediktinerinnen zu Niedernburg. Abt von 1669-1703. Er resi gnierte knapp vor seinem Tod. Schrevogl war ein großer Bauherr, aiif den im wesentlichen die Barockisierung des Klosters zurückgeht. (Ebda., 245f.) Leichling an Bischof Sebastian von Pötting, Pettenbach 29. Aprü 1685, StAKr, Q 3 P. Kresperger an Leichling, Niedernburg 1. Mai 1685, ebda. Die bischöflichen Räte Ignatius Klain und Balthasar Wolf gang Neusinger an Leichling, Passau 3. Mai 1685, präs. 13. Juli 1685, ebda. " Kopie des Schreibens des Offiziums an die Landeshaupt mannschaft, Passau 3. Mai 1685, ebda. Kresperger an Leichling, Niedernburg 4. Oktober 1685, ebda.

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