OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 3/4

mußte jedoch die Pfarre bringen und so wurden noch im gleichen Jahr die Wandlungsglocke und das Sterbeglöcklein, sowie Dorfglocken von Hör schlag und Kerschbaum abgeliefert. Nach dem Ersten Weltkrieg entschloß man sich bald neue Dorfglocken anzuschaffen: Die Dorfkapelle Hörschlag (erbaut 1857) bekam im Jahre 1%2 eine Glocke (42 cm Durchmesser, 44 kg Gewicht). Die Glocke kostete 1,280.092 Kronen Inflationsgeld. Pfarrer Franz Ennsgraber hat sie am 2. Juli 1922 geweiht. Wie sehr die Geldentwertung in dieser Zeit wei terging, zeigt die Anschaffung der Glocke beim ,,Traxlergut" in Kerschbaum (42 cm Durchmes ser, 38,5 kg Gewicht). Diese Glocke kostete im folgenden Jahr 1923 bereits 2,618.240 Kronen. Die Glocke auf dem Türmchen des ,,Schlechtlgutes" in Kerschbaum, in ähnlicher Größe wie die vori gen, kostete dann im Jahre 1925 nur mehr in neuer Währung 288 ScMHing 77 Groschen. So ist die Geschichte dieser Dorfglocken auch ein Spie gelbild schwerer Nachkriegsjähre. Die Dorfglocke von Sommerau, 1845 in Budweis gegossen, blieb im Ersten Weltkrieg verschont. Die Glocke der KapeUe von Zulissen mit einem Bild des hl. Florian, 1799 in Prag gegossen, ist heute noch am wuchtigen Turm der Dorfkapelle. Es kam der Zweite Weltkrieg. Wieder verfiel man auf den unglückseligen Gedanken, Glocken ein zuschmelzen, um daraus Kriegsmaterial zu ge winnen. Als im Kriegsjahr 1942 der Ablieferungsbefehl für die Glocken erging, verschonte man die große Glocke wegen ihres Alters und Kunstwertes. Die ,,Friedensglocke" wurde jedoch wieder ,,einbe rufen", sie trat eine weite Reise nach Norden an. Die ,,Armenseelenglocke" aus dem Jahre 1525 kam während der Kriegsjahre als Leihgabe nach Leopoldschlag, da man dort alle Glocken ablie fern mußte. Nach dem Kriegsende gab es nicht nur Heimkeh rer aus Rußland und anderen Gefangenschaften, auch die ,,Friedensglocke" war eine ,,Heimkeh rerin". In Hamburg hat sie alle Bombardierungen und Verwüstungen des Krieges in einem Glokkenlager glücklich überstanden. Und als die Pfarre Leopoldschlag nach dem Kriege wieder neue Glocken bekam, kehrte auch die ,,Armen seelenglocke" heim. Friedlich vereint, wie vor Hunderten von Jahren, sind nun alle drei Glocken wieder auf dem Turm unter dem ,,Zwickldach". Sie sollten mit ihren hellen Klängen noch lange den Schöpfer loben, die Toten beklagen und freudige Feste einläuten.

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