198 kg und ist auf den Ton „e" gestimmt. Das Gußjahr ist am Schriftband in gotischen Majus keln angegeben: ,Jesus Nazarenus rex Judaeorum MCCCCCXXV." - „Jesus von Nazareth, König der Juden 1525." Möglicherweise wurde diese Glocke von Mitgliedern der „Ar menseelenbruderschaft" gestiftet. Eine solche gab es zu dieser Zeit in der Pfarre, wie ein späte rer Bericht darüber ausweist: ,,Im Jahre 1501 ist eine Armenseelenbruderschaft eingeführt wor den, welche aber hienach durch die Irrlehre Luthers gänzlich ersticket wurde"®. Die Glocke hat eine längliche gotische Form, sie ist sehr eirrfach, ohne Bilder und hat vier einfache Kronbögen. 4. Wandlungsglocke Diese Glocke mußte im Ersten Weltkrieg abgelie fert werden. Sie hatte einen Durchmesser von 64 cm, wog 137 kg und war auf den Ton ,,f" ge stimmt. Die Glocke wurde von F. Hollederer in Linz gegossen und von Bischof Franz Joseph Ru digier im Jahre 1855 geweiht. 5. Sterbeglocke Auch die kleinste Glocke gehört zu den Opfern des Ersten Weltkrieges. Das ,,Zügenglöcklein" wurde unter Pfarrer Johann Georg Kirchmayr (1767-91) angeschafft und gegossen. Es hatte ei nen Durchmesser von nur 36 cm und wog 25 kg. Das Schriftband trug die Inschrift: ,,Karl Poz goss mich in Linz Anno 1774." Auf der Glocke war das Bild der hl. Barbara mit Kelch und Palme; diese genoß als Patronin der Sterbenden damals große Verehrung. 500 Jahre auf dem Turm Die älteste Glocke, die ,,Friedensglocke", kann nicht viel vom Frieden erzählen. Nur wenige Jah re, nachdem sie gegossen wurde und nach Rain bach kam, brachen hussitische Reiter von Böh men kommend in unser Land ein, brandschatz ten und plünderten und ließen überall Not und Schrecken zurück. Da die Glocke jedoch diese Schreckenszeit überdauerte, darf man wohl an nehmen, daß unser Gotteshaus damals nicht zur Gänze zerstört wurde. Nach den Hussitenkrie gen begann man die möglicherweise zerstörte Kirche zu vergrößern und den Westturm zu bau en. Als Baumeister ist aufgrund der hohen Quali tät und urkundlicher Hinweise Mathes Klayndl aus Freistadt anzunehmen®. Die „Friedensglocke" fand als erste auf dem neuen Turm eine luftige Heimat. Zu ihr gesellte sich dann 1498 die ,,Marienglocke". Immer wie der gab es dann schwere Zeiten: Pest, Hunger und Krieg, immer wieder läuteten auch die Trau erglocken. Traurig war ja der Zustand der ganzen Christenheit in den Glaubenswirren der Reformahonszeit. Sturmglocken läuteten zum Aufge botwährend der Bauernkriege. Und als am,,Frei tag vor Laurenzi" 1626 bei dem Treffen der Bau ern mit Oberst Preuner bei den Schanzen in der Nähe von Kerschbaum mehr als 50 Bauern und Bürger von St. Owald auf der Wallstatt liegen blieben, wer weiß, ob da die Glocken in die all gemeine Trauer einstimmen durften''. Glocken wurden auch häufig bei nahenden Ge wittern geläutet. Blitz und Donner sollten durch sie abgewendet werden. Das war mit ein Grund, daß 1729 das alte Schulgebäude am Platz mit dem sog. ,,Ruhrstorferhaus" an der Kirchenstiege vertauscht wurde. So konnte nämlich der Schul meister und Mesner rascher bei Gewittern läuten und dadurch, wie man damals glaubte, Schaden abwenden®. Immer läuteten die Glocken Strum, wenn ein Haus, oder ganze Dörfer brannten. So auch, als am Annatag 1853 das Ortszentrum in Flammen stand und innerhalb von drei Stunden neun Häuser abbrannten. Das Feuer schien schon auf die Kirche überzugreifen, aber wie durch ein Wunder blieb das Gotteshaus und damit auch die Glocken vor Schaden bewahrt. Sonderbare Pläne hätten beinahe zur Finschmelzung der alten Glocken geführt. Das kam so: Seit dem Jahre 1862 gab es einen „Turmbau fond". Einige Jahre später wurde daraus ein ,,St.-Josef-Turmbauverein", der ein beachtliches Kapital zum Ausbau des Turmes sammelte. Un ter Pfarrer Gottfried Fischer wurde 1878 der In- ' Pfarrarchiv Rainbach i. M. ® Ulm Benno, Das Mühlviertel, S. 171. ' Kurz Franz, Beyträge zur Geschichte des Landes ob der Enns, Erster Theil, S. 347. ® Tauschvertrag aus dem Jahre 1729, Pfarrarchiv.
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