OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 3/4

Der Glockengießer aus Lasberg Zum 350. Geburtstag von Adam Roßtäuscher Von Franz Leitner So mancher Mühlviertler Sohn zog aus seiner Heimat fort und erlangte in der Ferne eine Bedeu tung, die den Einheimischen unbekannt ist. So ging aus dem Mühlviertler Ort Lasberg vor 350 Jahren ein Glockengießer hervor, der nachmalig die bedeutende Stelle eines Stuck- und Glocken gießers der Stadt Graz innehatte. Es ist Adam Roßtäuscher, der am 15. März 1629 in Lasberg Nr. 21 als Sohn des Michael Roßtäuscher, Bür gers zu Lasberg, geboren wurde. Seine Eltern, Michael Roßtäuscher und Magdalena, geb. Schippel, hatten daselbst am 7. Jänner 1628 ge heiratet und den drei Söhnen Adam, Matthias und Georg das Leben geschenkt^. Der Zweig die ser angesehenen Bürgersfamüie starb 1734 in Lasberg aus^, der Roßtauscher-Hof am Greßberg erinnert noch an dieses Geschlecht. Adam Roßtäuscher lernte die Gießkunst wahr scheinlich in Linz, wohl bei dem tüchtigen Mei ster Martin Eitler, von dem auch die Frauenglocke des Stiftes St. Florian (1648) stammt. Später ar beitete Roßtäuscher in Innsbruck und 1654 beim bürgerlichen Stuck- und Glockengießer Georg Findenklee am Murtor in Graz^. Als der ebenfalls aus Oberösterreich, und zwar aus Linz gebürtige Glockengießer Konrad Seyßer in Graz 1654 ge storben war, reichte Roßtäuscher als,,Stuck- und Glockengießer-Gesell", wie er sich nannte, im Oktober 1655 bei der Hofkammer um die freige wordene Stelle des Hof-Stuckgießers ein. Im No vember 1655 machte er ein zweites Gesuch und führte an, daß er ,,etliche lange Stuck Pöller und Lermen Mörser von Eisen zu Liezen in OberSteier gegossen, welche allenthalben die Prob be standen", und daß er bei Findenklee eineinhalb Jahre gearbeitet habe; er verweist auf seine „er-i fahrene Khunst" und ,,von Eysen Messing oder Mettal wüU ich mich yeder Zeit, gelibes Gott, er finden und gebrauchen Lassen'"*. Nach Ausfall der zwei Mitbewerber Caspar Madlhofer und Lorenz Petz sowie durch Empfeh lung des Hof-Zeuginspektors Johann Paul von Lang erhielt Adam Roßtäuscher, erst 26jährig, wegen seines ,,Wohlverhalten und Wohlgefal len" im Dezember 1655 diese bedeutende Stelle und bekam das Hofzeughaus vor dem Sacktor verliehen®. Das alte Gießhaus ist heute noch zu sehen und dient derzeit einer Spenglerei als Werkstätte. Über Roßtäuscher, der 30 Jahre lang dieses Hofgießhaus führte, steht in der ,,Ge schichte der Stadt Graz" von Popelka:,,Ziemlich viele Glocken aus der Steiermark sind aus seiner Werkstatt hervorgegangen®". Im Jahre 1657 hat sich Adam Roßtäuscher mit Ro sina Khrabawitscher, einer Bäckerstochter zu Hartberg, vermählt. Er bat, ,,die Hofkammer möge geruhen, solches Gottwollgefällige wherk zu sonderbahrer vnd vnß beiden Prauth Perso nen höchst geraicher Ehr mit abordnung vnd beywohnung eines Abgesandten zu begnaden". Die Hofkammer überreichte stattdessen ein Hochzeitspräsent von 12 Gulden, ein damals an sehnliches Geschenk^. Roßtäuscher hatte bereits 1652, wohl in Liezen, eine Glocke für die Kirche in Lindenbühl ob Winklern gegossen® und 1654 eine 160 Pfund schwere Glocke für die Kapelle Altötting bei Oberwölz. Für Fürstenfeld schuf er 1660 die Apo stelglocke und 1665 die 3. Glocke. Im Jahre 1660 goß er auch für Rein eine Glocke mit Wappen des Stiftes und Münzabdruck, die 1775 umgegossen wurde, und 1680 auch die 3. Glocke für dasselbe Kloster. Anfang August 1665 war der Meister in Knittelfeld, um ein Modell für eine vom Propst zu Seckau bestellte große Glocke zu machen (ob diese tatsächlich gegossen wurde, ist unbe- ' Pfarrarchiv Lasberg, Taufbuch 1,29; Trauungsbuch 1,182. Diese Familie Roßtäuscher lebte gemäß der Häuserbe schreibung in „Geschichte des Marktes Lasberg" von H. Awecker (1954), 189, im Markt Nr. 21 (heute Pirafellner): „Vor 1650 Michl Roßtäuscher -1650 stirbt Michl Roß täuscher; die Witwe verkauft die Behausung dem Simon Aigner." ^ Joseph WasHer, Die kaiserliche Erzgießhütte und die Roth gießer in Graz, in: Mitt. derk. k. Zentralkommission z. Er forschung u. Erhaltung d. Kunst- u. hist. Denkmalpflege (= MZK), Wien 1889, 99, Anm. 7. 3 Florian Oberchristi, Die Glockenkunde der Diözese Linz (1941), 277. '• Landesarchiv Graz, Hofkammer-Akten der k. k. Statthalterei in Graz (= HKA), 26. Oktober 1655; 23. November 1655. ' LA. Graz, HKA Nr. 9, 1. Dezember 1655. ^ Popelka, Geschichte der Stadt Graz, 5. Bd. (1935), 548. ' LA. Graz, HKA., 1657, Aprü Nr. 49. ® Floiian Oberchristi, Adam Roßtäuscher aus Laßberg, Linzer Volksblatt, Kulturbeilage, Nr. 30, 29. Juli 1917.

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