OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 3/4

Die Wichtigkeit des Kelches wird noch durch eine Umschrift betont, die sich am Rand des großen Kreises befindet, leider aber nicht mehr vollstän dig entziffert werden kann. Soweit leserlich lau tet sie: ,,In Mitten ob dem Kelch, daß H. VatterUnser ec. halb . . . disem Runde auch durch außgeschribenen Bug begriffen die Siben Buß-Psalmen Duids." Um den oberen Teil abzuschließen, sei auf die Be schriftung am Außenrand hingewiesen, die ge wissermaßen den großen Doppeladler einfaßt. Sie lautet: TRANSIT HOMO, TRANSIT FORTVNA, PECVNIA TRAN SIT FELIX IN CHRISTO, QVI BENE TRANSIT HABET. Wenn ich das richtig deute, so hat auch der kleine obere Kreis bei dem Kalenderblatt von Wimpfen den Kelch im Mittelpunkt. Vermutlich legte Püchler als Exulant großen Wert auf eine solche Darstellung. Wenden wir uns nun dem unteren Teil des Per gaments zu. Er wird von einem großen Kreis be herrscht, der in sich wiederum in vielen Kreisbo gen mit Verzierungen, Beschriftungen von Buch staben und Zahlen und figürlichen Ausschmükkungen aufgegliedert ist. Zentrum des gesamten Kreises ist eine Rosette, die der von Memmingen gleicht. Um diese gruppieren sich Monatsnamen, lateinische Beschriftungen, Emzelbuchstaben und Zahlen in der gleichen Manier wie bei dem vorgenannten Kalender von Merruningen. Au genfällig ist aber hier, daß die Angaben bei dem Wittenberger Bild nur in einem kleinen Kreis er scheinen, während sie bei Memmingen als großer Mittelkreis eine bevorzugte Stellung einnehmen. Nach weiteren Zierkreisen kommen dann zwölf kleinere Kreise zur Darstellung, von denen je doch nur acht Kreise genaue Daten über den Stand der Planeten enthalten, während vier Kreise verblichene Verzierungen haben. Die freien Rächen neben diesem großen Kreis enthal ten als figürlichen Schmuck Zweige mit Blüten und auf jeder Seite rechts und links je zwei Pris men. Oberhalb des großen Kreises erscheint links und rechts je ein kleinerer Kreis mit Verzierungen und Buchstaben, Zahlen und Zeichnungen. Der linke Kreis enthält die einzelnen Mondphasen, während der rechte sich als ,,Sonnen-Circel" zu erkennen gibt. Beide Kreise ähneln im Aufbau und Darstellung denen von Memmingen. Alles ist eingefaßt von Schmuckleisten, die sich um das ganze Pergament herumziehen. Das Au ßenband hat laufende ovale Ornamente, wäh rend ein weiteres nach innen zu laufende Rocaülen mit kronenähnlichen Verzierungen zeigt. Fast gleiche Leistenverzierungen laufen um das Kalenderbüd von Wimpfen, dort erscheinen auch die gleichen Blütenstengel. Als Abschluß dieser Beschreibung kann man feststellen, daß sich vom Thema her und auch bei einzelnen Darstellungen der Kreise Ähnlichkeiten ergeben, wie das ja gar nicht anders möglich ist, daß jedoch Püchler stets vermieden hat, eine schematische Darstellung zu bringen, obgleich er ja wußte, daß bei den dama ligen Verkehrs Verhältnissen und bei der weiten Entfernung der Städte untereinander kaum eine Vergleichsmöglichkeit sich ergeben hätte. Das muß man deshalb dem Künstler hoch anrechnen. Aus der Arbeit von Rudolf Wallner wissen wir, daß Püchler aus einer alten Linzer Familie stammte, deren Mitglieder künstlerische Fähig keiten und Fertigkeiten nachweisen konnten^. In den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts in Linz geboren, kam er im Zuge der einsetzenden Gegenreformation schließlich über Regensburg nach Schwäbisch-Gmünd, wo er sich verheirate te. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor. Wo nun unser Mikrograph Johann Püchler verstor ben ist, läßt sich nicht feststellen. Ist er vielleicht wie zahlreiche umherziehende Künstler, Wis senschaftler, Buchhändler und Kaufleute auf ei ner dieser Fahrten verschieden und wurde in fremder Erde begraben? Das enge Zusammen treffen der mir bisher bekannten Kalenderper gamente des Genannten von Wimpfen (1658), Memmingen (1665) und Wittenberg (1665) zeigen uns, daß Püchler auf Reisen war und an Ort und Stelle die Zeichnungen anfertigte, denn nur ge naue Kenntnisse der örtlichen Verhältnisse erklä ren die einwandfreien Widmungen und die auf tauchenden Stadtwappen (Wittenberg). Eine an dere Beschaffensmöglichkeit war damals gar rücht möglich, auch mußte man ja persönlich bei ^ Rudolf Wfl/Iner, Die Alt-Linzer Familien Püchler. Ein Beitrag zur Linzer Stadtgeschichte des 17. Jahrhunderts. In: ,,Linz - Erbe und Sendung", Linz 1941, S. 130ff.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2