OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 3/4

hätten auch andernfalls Kinder, alte oder kranke Menschen die hier sehr strengen Winter in einer ungeheizten Wohnung überdauern sollen? Von der Westecke der Wohnstube aus könnte auch der im Plan angedeutete Abort, der direkt über dem SteUabfall gelegen wäre, erreicht wor den sein. Jedenfalls wird man einen solchen am ehesten über einer möglichst tief abfallenden Stelle des Burgfelsens annehmen müssen. Steile Holztreppen innerhalb des Turmes dienten - wie in den Altburgen allgemein - als Verbin dung der einzelnen Stockwerke, und die dazu im Fußboden notwendigen Öffnungen konnten durch Falltüren geschlossen werden. Über eine solche Stiege gelangte man von der Wohnstube auch in den Vorratsraum und dann weiter in die noch tiefer gelegene, an den Turm angebaute Kü che, die über dem aus Steinen mit Lehmmörtel errichteten Herd einen gemauerten Rauchabzug hatte. Im Boden lagen hier noch bis zu 42 dag schwere, grau oder ziegelrot gebrannte Lehm klumpen, an denen auf ihrer ehemaligen Vorder seite vom Verstreichen stammende Fingerrillen zu sehen sind, während sie hinten deutlich die Unebenheiten der Mauerfugen zeigen. Außer dem fanden sich im Umkreis des Herdfundamen tes die meisten Tierknochen und viel Holzkohle. Daß dieser kleine, feuersichere Raum auch zu gleich die Schmiede war, beweisen die ganz in der Nähe gefundenen Brocken von Eisenschlakke. An der Küche vorbei führte die letztgenannte Stiege noch etwas weiter hinunter zum Hoftor, das durch die quadratischen Einstemmungen bei „F" gekennzeichnet ist. Hier endete die kleine Kernburg. Der itefer liegende und nach Südwesten weiter hin abfallende zweite Hof räum kann im Sinne der Zugangsrichtung nicht als Vorburg ange sprochen werden. Er sicherte nur mit seinem an den freien Seiten bis zum Steilhang vorgescho benen Wehrgang notwendigerweise diesen fla cheren Geländeteü. Außerdem wird das unterste Geschoß des Ganges, das auch an der Innenseite mit einer Holzwand geschlossen war, an der itef sten Stelle des Hofes als Stapelraum für Brenn holz, Heu u. a. verwendet worden sein. Wenn man annimmt, daß die Decke waagrecht lag, war dieser enge Raum unterschiedlich bis 2,50 m hoch, wie sich aus den Höhenmarken der Ein stemmungen für die Streichbalken und die un terste Stufe ,,G" ergibt. Sollte sich aber an der Westseite der Wehrgangboden, der ja die Decke für das Untergeschoß bildete, wie der dem Fel senverlauf angepaßte Fußboden des Stapelrau mes nach Süden zu leicht gesenkt haben - dafür sprächen auch die abfallend gestemmten Strei cherbettungen - und dann nach Osten und Nor den wieder dementsprechend angestiegen sein, bliebe nur eine an allen Stellen annähernd gleiche Höhe von 2,00 m. Daß das unterste Geschoß auch an der Hofwand mit Holz verschlossen war, geht aus dem Um stand hervor, daß zwischen,, C l"und,,D 3"des Lageplanes die Stufe ,,G" drei nebeneinander liegende, 40 cm lange und ungefähr 25 cm breite, aber durchschnittlich nur 9 cm hohe Abtreppun gen aufweist, die für Mauerauflagen sinnlos ge wesen wären. Daraus ergibt sich die Verwen dungsabsicht für eine Holzkonstruktion. Aus dem Abstand des runden Ständers in ,,C 1" von der inneren Stufenkante, der die Breite eines Streichers ausmacht, kann man weiters schlie ßen, daß dort anschließend an den waagrechten Balken senkrecht gestellte Hölzer entweder in Pa lisadenstärke - immer zwei auf einer 40 cm lan gen Stufe - oder als schwächere, aber 40 cm breite Pfosten eine geschlossene Wand bildeten. Sie wurden wahrscheinlich oben am Streichbal ken befestigt und auf dem Boden durch waag recht gelegte, die ,,Brücke" bildende Prügel oder Pfosten geklemmt, die wiederum an der Palisa deninnenwand auf Streichern auflagen. Der Wehrgang des unteren Hofes konnte auf Grund der folgenden Überlegung zwei Etagen haben. Die Höhe seiner vermuteten Konstruk tion ergibt nämlich an der höchsten Wandstelle nur ungefähr 8,50 m, womit die Oberkante beim Anschluß neben dem Hoftor ,,F" 4,60 m über dem dortigen Felsgrund und noch 2,70 m unter dem Scheitel des Hochburg-Wehrganges gelegen wäre. In der einstöckigen Ausführung hätte die Palisadenhöhe bei ,,F" nur etwa 2,00 m betragen, was einer burgartigen Wehranlage kaum ent sprach. Alle angegebenen Maße sind bis zum Bo den der ersten Wehrgangsetage nachweisbar, wie es ja schon in der Planbeschreibung erörtert wurde. Die anderen ergeben sich aus praktischen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2