der um 1275 verfaßte Schwabenspiegel, das schwäbische Land- und Lehenrechtbuch: . man mac wol bvwen (bauen) ane sin (des Landrichters) vrlop (Erlaubnis) drier gademe hob. mit holz oder mit stainen . . Dabei ist zu beachten, daß das Untergeschoß der ,,drei gaden" aus Sicherheitsgründen nicht als Wohn-, sondern als Vorratsraiim benutzt wurde; von sol chen Bauten sind unterirdische Keller hier unbe kannt. Am besten wird die Gestalt dieser Herren sitze aus dem Spätmittelalter durch die Stiche G. M. Vischers neben anderen in der Nr. 79 „Hochhaus im mihelviertl", Nr. 93 ,,Liebenstain" (mit dem Eingang im ersten Obergeschoß) und Nr. 139 „Pranthoff" (heute Brandmayrgut bei Gutau) übermittelt^^. Schätzt man nun die Innenhöhe des steinernen Unterbaues, der als Keller und Vorratsraum für Lebensmittel, Wasser und vielleicht auch halt bare alkoholische Getränke, wie Wein, Met oder selbstgebrautes Bier gedient haben mag, ein schließlich der Bohlendecke auf mindestens 2,30 m (die Untergeschosse in Steinburgen wa ren meist bedeutend höher, aber auch bei unse rem Wohnturm kamen an der Außenseite wegen der Hochlage des Gipfelblockes noch bis fast 3,00 m bei dem am weitesten nach unten rei chenden Mauerfuß dazu) und die darüber lie genden hölzernen Geschosse auf je 3,00 m, so könnte der Turm vom mittleren Fußniveau aus 10,00 m hoch gewesen sein. Und wenn es, wie bei späteren Hochhäusern, in Dachbodenhöhe noch einen vorgekragten Wehrgang gab, müßte man einschließlich des mit Schindelbrettern ge deckten Daches sicher noch 5,00 m dazurechnen. Zum Unterschied von den Palisaden waren die Holzwände des Turmes in der einfacheren und dennoch stabileren Blockbauweise oder Riegel wandkonstruktion aufgeführt, was durch den ebenen Unterbau ermöglicht wurde. Daß die si cher nicht viel mehr als 30 cm starken und so auch genügend wärmedämmenden Kantholz wände außen und vielleicht auch innen zur noch besseren Abdichtung und als Schutz gegen das Feuer mit Lehm beworfen waren, könnte durch das häufige Lehmvorkommen meist am Fuß von Burgfelsen - auf dem Strafenberg an den Steilab fällen gegen Nordwesten - bestätigt werden. Noch vor wenigen Jahrzehnten gab es in unserer Gegend ,,Kleinhäuseln", deren hölzerne Wände mit einer 2-3 cm dicken Lehmschichte angewor fen waren. Zum besseren Zusammenhalt wurde dort der Lehm mit viel Strohhäcksel vermengt und über einem aufgenagelten Stäbchengitter verschmiert. Allerdings verbesserte dann noch ein dicker Kalkanstrich die Haltbarkeit, denn am meisten wird ja ein solcher Lehmverputz vom Auswaschen durch den Regen bedroht. Viel leicht brauchte aber eine glatte Holzwand außen überhaupt nicht verputzt werden, wenn sie mög licherweise z. B. durch BrandpfeUe gar nicht in Brand zu setzen war. Und das steinerne Erdge schoß des Wohnturmes wurde wohl deswegen so hoch aufgeführt, daß der Holzbau vom Boden aus durch Brandmittel rücht mehr gefährdet wer den konnte. Bei der Errichtung von Trockenmauern bevor zugte man offensichtlich wuchtige und uneben geformte Bruchsteine aus rauhem Weinsberger Granit, die durch ihre Verzahnung und das Ge wicht eine größere Festigkeit ergaben als plattenförmige, glatte Stücke, die dort aus den Felsriffen des schmalen Vorrückens leicht zu gewinnen gewesen wären. Hingegen liegt ein ziemlich ge wichtiger Brocken aus grobem Korn, mit Büchsen für Setzkeile versehen, unzerkleinert (weil nicht mehr gebraucht) noch heute vor dem Burgfelsen. Der etwa 5,70 zu 7,70 m messende Raum des er sten Obergeschosses unseres Turmes könnte als Aufenthaltsstube ungeteilt verwendet worden sein, während darüber zwei oder drei Schlaf kammern lagen. Über die Größe und Anzahl der Fenster kann nichts Bestimmtes gesagt werden. Wahrscheinlich waren sie für heutige Verhält nisse so ungewöhnlich klein wie jene, die in alten Holzhäusern der Alpengebiete oder in den älte sten S teinbauten unserer Gegend vereinzelt noch erhalten sind. Ob es im Wohnraum eine offene Feuerstelle gab - vielleicht über einem Lehmflöz oder über Steinplatten mit einem unter der Zim merdecke ins Freie führenden Rauchabzug -, kann nur zustimmend vermutet werden. Wie F. L. A. Freiherr von Lassberg, Der Schwabenspiegel, Tü bingen 1840, S. 68. Georg Matthäus Vischer, Topographia Austriae superioris modernae 1674, Nachdruck Linz 1925.
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