OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 3/4

nicht freigelegt werden), daß hier der schräge Felsen zumindest bis auf die Hateauhöhe aufge mauert und das eigentliche Tor in besonderer Weise befestigt gewesen war. Allerdings deuten aber die hier von beiden Seiten einschneidenden Palisadenrinnen auch auf einen Umbau hin. Si cher lag der dreieckförmige, den Aufstieg heute sperrende Felsbrocken früher fast zwei Meter weiter nördlich, da er jetzt auf Kulturboden auf sitzt und seine gerade Kante in die Abrißstelle des oberen Felsens paßt. Die nun erreichte, ziemlich ebene Platte dürfte ein kleiner Burghof gewesen sein, der im Westen, Süden und Osten von einer zum Teil über den Grundfesten der obersten Stufe ,,G" errichteten Mauer umfriedet und im Norden vom Küchen bau und der Südecke des Wohntmrmes abge schlossen wurde. An der Innenseite der Mauer, die im Oberteil wegen der besseren Bearbei tungsmöglichkeit vielleicht wieder aus Holz war, lief in mindestens 3,50 m Höhe -bodengleich mit dem ersten Stock des Turmes, wie noch erklärt wird - ein Wehrgang, von dem aus alle tiefer lie genden Räume innerhalb und außerhalb der Burg überwacht werden konnten. Da nicht anzunehmen ist, daß der direkte Zugang zum Wohntürm durch die sehr kleine,, Schwarze Küche" führte, und bei den frühen Steinburgen der Eingang in die Wohnräume fast ausschließ lich im ersten Obergeschoß lag, wird man diesen auch hier vom Hof aus über eine Holztreppe zum hochgelegenen Wehrgang erreicht haben. Am Fuße dieses Aufganges kann der im Fundbericht beschriebene ,,Fackeltöter" gestanden sein, der dort auch vorgefunden wurde. Fackeln waren bekanntlich die einzig möglichen Leuchten für Reiter. Der rechteckige, hölzerne Wohnturm, dessen Außenmaße wahrscheinlich 6,30 m zu 8,30 m (3^/2 mal 4^2 Klafter?) betragen haben, muß trotz des Fehlens irgendwelcher Einstemmungen an seiner schmalen Front- und den beiden Längssei ten (an der Rückseite sind ja zwei schrägliegende Auflageflächen vorhanden) hier auf dem Kopf des Burgfelsens errichtet gewesen sein, weil er als höchster und wuchtigster Bau der ganzen Anlage die beste Wehrfunktion besaß und daher auch richtig - dem flacheren, abgestuften Rücken zu gekehrt - an der für einen Gegner günstigen Zu gangs- und Angriffsseite den Hof abschirmte. Außerdem bot sich eben für den wichtigsten Bau teil in der Natm kein besserer Standplatz an. Die Fluchtrichtung seiner rückwärtigen Wand wird durch eine genau abgestemmte Innenkante (im Plan knapp neben der Höhenmarke 732,40) als hintere Begrenzung der waagrechten Fußbo denfläche bestimmt, und die Breite des Turmes ergibt sich bei einer als rechtwinkelig angenom menen Gestaltung aus den Endpunkten der Pali sadenmauern, die dort angeschlossen waren. Für den Verlauf der übrigen Seiten läßt das Gelände gar keine andere Möglichkeit zu, wobei auch mit großer Sicherheit längs der angenommenen Fundamentstreifen - aber auch nur dort - Trokkenmauern ohne Einstemmungen gesetzt wer den konnten. Zur Ermittlung der Turmhöhe kann ein Vergleich mit den späteren sogenannten Turmhöfen die nen, von denen auch noch einige im Unteren Mühlviertel nachzuweisen sind, wie z. B. - um nur solche aus der näheren Umgebung zu nen nen - der ,,Turnhofer" in Tragwein (1545 Thuernhof)^, dessen Turm allerdings schon um die Jahrhundertwende abgerissen worden ist, oder der Wimmer in Dirnberg (früher einmal ,,Turnberg" geschrieben) in St. Leonhard, an dem das oberste Stockwerk jetzt fehlt, und die HoftaVerne in Bad Zell^. Diese hatten nachweis bar einen wohl mehr für ein Statussymbol des niederen Adels geltenden als ztur Verteidigung geeigneten freistehenden, dreigeschossigen Turm, die beiden letzten einen mit außen ange bauter Küche oder Schmiede. Dazu zählt wahr scheinlich noch der Thürnhof (Dürnhofer, ca. 1230 in Durrenhoven^) in Schöferhof Nr. 7 bei Gutau, der heute schon völlig umgebaut ist. Auch die Beschreibung der 1168 genannten Burg ,,Chelchzenwerd" in der Steiermark dmch Baravalle dürfte für die Bauart solcher Türme bei spielhaft sein, da es dort heißt, daß der Wehrbau selbst aus einem zweiräumigen Turmhaus be stand, das sich auf einem Unterbau von Bruch steinen erhoben und aus Holz mit Lehmbewurf errichtet worden war^®. Außerdem bestimmte Ebenda, Robert Baravalle, Burgen und Schlösser der Steiermark, Graz 1961, S. 35.

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