Entfernen von Sträuchem und durch allmähliche Schlägerungen das Freilegen zumindest der we sentlichsten Stellen im gesamten Burgareal und damit die tachymetrische Geländeaufnahme für die Grundrißdarstellung möglich wurde. Leider waren von der ehemaligen Anlage nur die,,nega tiven" Bauelemente übriggeblieben. Der Baustoff Holz war natürlich längst vergangen, aber auch von den Steinen für die Trockenmauern des Wohnturmes (Kalk wurde nirgends gefunden) fehlte unerklärlicherweise jede Spur. Da es nur unbehauene Bruchsteine waren, wie die in Re sten erhaltene Mauer an der SO-Ecke der Burg beweist, konnten sie kaum für den Ausbau der benachbarten Bauernhäuser verwendet worden sein; dazu hätte es ja auch Hunderte solcher Blöcke an den Feldrainen, Grundgrenzen oder Straßenböschungen gegeben. Außerdem schie nen sogar große Felstrümmer aus ihrer ursprüng lichen Lage gerissen zu sein, als ob einmal Ver änderungen durch gewaltige Erdbeben oder au ßergewöhnlich umfassende Zerstörungen durch Menschenhand stattgefunden hätten. Dennoch entstand nach reiflicher Überlegung - indem die wahrscheinlichsten Möglichkeiten ausgewählt wurden - das Modell einer Holzburg, das sicher als Muster für viele andere in unserer Heimat damals bestandene Wehrbauten gelten darf. Eine Gewähr für die absolute Richtigkeit kann aus all den genannten Gründen selbstver ständlich nicht gegeben werden. Ebenso ist es mangels jeglicher historischer Nachweise unklar, ob die Anlage nur der,,feste Sitz" eines rittermä ßigen Lehensmannes oder eines Freieigners oder doch ein Vorläufertypus der späteren Steinbur gen war. Denn nach der Form und Größe unter scheidet sich der Bau z. B. weder vom ,,purkchstal Nesslstain" bei Hackstock, Gemeinde Un terweißenbach, der 1446 genannt wird^®, noch vom,,Hausberg Falbenstein" am Zusammenfluß von Waldaist und Stampfenbach, dessen Funde dem 12. und 13. Jahrhundert angehören^'', aber auch kaum in seiner Ausdehnung von den frü hen romanischen Steinburgen dieser Gegend. Deshalb wurde als Bezeichnung zwangsweise der für alle Wehrbauten volkstümliche Überbe griff ,,Burg" gewählt. Der Zugang zur einstigen Burg erfolgte, wie schon in der Planbeschreibung erwähnt, über den etwas weniger steilen, im oberen Teil ,,hohe Leite" genannten NO-Rücken des Strafenberges. Ein Pferd konnte auf diesem ,,Steig" am Zügel geführt, geritten aber oder gar gefahren konnte hier nirgends werden. Auf den nun dem Gipfel vorgelagerten langen, schmalen Stufen wäre die Anlage einer Vorburg günstig gewesen - es fan den sich jedoch dafür keinerlei Nachweise. Wahrscheinlich mußte man wegen der geringen Bewohner- und damit auch Verteidigerzahl dar auf verzichten. Nach dem Erreichen der Höhe führte der Weg ziemlich waagrecht, etwa entlang der im Plan angegebenen Schichtlinie 725, am ei gentlichen Gipfelfelsen vorbei zur südöstlichen Ecke der Wehranlage. Dort befand sich in einem kleinen Steingebäude der wehrtechnisch nicht weiter gesicherte erste Eingang. In dem Bau mochten neben der ,,Tor halle" noch der Stall für ein Pferd (mit einer Fut terkammer im Obergeschoß) und eine Knechtkamrher eingerichtet gewesen sein. Diese An nahme kann einerseits mit dem Fund von Hufei sen, Hufnägeln und Zaumteilen wie auch ander seits durch den Umstand begründet werden, daß der weitere Aufstieg für ein Pferd ungeeignet war. Die bergseitige Mauerflucht wurde vermut lich deshalb etwas gebrochen und schräggestellt, weil bei einer Geradeführung der dahinter steil ansteigende Felsen bis auf das Fußbodenniveau zu weit hätte abgearbeitet werden müssen - und erfahrungsgemäß waren damals bei Mauerbau ten die Parallele und das Ebenmaß nicht zwin gend gefordert. Auf einer abgewinkelten Blocktreppe wurde von dort aus der Aufstieg in die sechs Meter höher ge legene Kernanlage der Burg ermöglicht. Dieser Aufgang war an der Außenseite durch eine Pali sadenwand geschützt und vielleicht mit einem flachen Pultdach so überdeckt, daß man ihn vom drei Meter daneben laufenden Wehrgang aus mit Schußwaffen bestreichen konnte. Am oberen Ende der Stiege erkennt man an den vielen Bet tungsstufen (alle konnten wegen eines Baumes Oö. Landesarchiv, Kopienarchiv: Wallseer Lehenbuch 1446, Hs.Nr. 46, S. 62. " Alfred Höllhuber, Bau- und Entwicklungsgeschichte der Burgen des Unteren Mühlviertels (noch nicht veröffent licht).
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