qui dicitur Stechelperch sursum, et ultra montem, qui dicitur stechelperch, usque ad sanctum Leonhardum, et ultra sanctum Leonhardum montem stechelperch supra in siluam, que dicitur nortwalt, usque ad terminos, qui uulgariter dicuntur Gemerch"®. Jene ist die untere Grenze: Vom Fluß, der Wal daist heißt, bis zu dem Berg, der oben,Stechelperch' genannt wird, und über den Berg hinaus, der ,stechelperch' heißt, bis zum hl. Leonhard, und jenseits des hl. Leon hard (und) des Berges ,stechelperg' über den Wald hinweg, der ,nortwalt' genannt wird, bis zur Grenze, die für gewöhnlich das ,Gemerch' heißt." Offensichtlich lief also die Grenze mehrmals von der Aist weg: zuerst über den Stechelberg, dann über das 800 m hoch gelegene St. Leonhard und schließlich durch den Nordwald. Dabei scheint der „Stechel-" oder ,,Stechilberg" die große Un bekannte unter den genannten Grenzmarken zu sein, da es heute keinen Berg mit einem solchen Namen gibt. Weil aber im Mittelalter „stechel" oder ,,stechil" steil hieß (ahd. steckal, stecchal; mhd. Stickel, stichel)L könnte man an ein auffal lend steiles Straßenstück denken. Ein solches gab es nun tatsächlich an einem uralten Weg bei des sen Nordsüddurchquerung des tief eingeschnit tenen Aisttales südöstlich von Gutau. Die Haus namen Steckenberger und Steckerbacher (mundartl. „Steckaberga" und „Steckabachna") deu ten noch darauf hin. Auch die Nennung des Gu tes ,,Stechilperg. In Stechelperg"® in den landes fürstlichen Urbaren um 1220-1240 bestätigt dies mit der gleichen Lage und Schreibweise. Und in der Beschreibung der Rechte und Banntaidinge der Herrschaft Reichenstein aus dem Jahre 1552 heißt es:,,. . . derselbig wUtpann hebt sich an am Hochensteeg, . . . von der Haffenmull der Straß nach durch den ,Steckhlpach' untzt geen Eerdleutten, . . ."®. Der Bach (von Erdleiten bis zur Einmündung in die Waldaist beim Steckerba cher) wird in der neuen österreichischen Karte 1:50.000 fälschlich als Haselbach bezeichnet. Dieser ehemalige Handelsweg, den der Verfasser vor etlichen Jahren erforscht hatte, führte von der Ortschaft Staffling im Machland, einem früheren Donauhafen^", fast schnurgerade nach Norden und immer auf den trockenen Höhen von Was serscheiden, wobei auf der 50 km langen Strecke (Luftlinie) nur der Kettenbach südlich von Trag wein, die Waldaist an der vorhin genannten Stelle und der kleine Haidbach östlich von St. Oswald bei Freistadt durchquert werden mußten - bei der größeren Aist in einer Furt. Die Straße berührte nur Perg und Tragwein, zog an Gutau knapp östlich und an Sandl westlich auf halbem Hang des Viehberges vorbei und er reichte über die Höhen des Blochwaldes in der Maltschbiegung Böhmen. Viele Haus- und Hur namen mit „Sand-" (= Saum, Saumweg) oder ,,-wegerer" und auch einige Grenzbedeutungen, wie March (mundartl. Moar), Marreith(tal), Un ter- und Obermarreith (ob diese im Unteren Mühlviertel häufig vorkommenden Flurnamen alle nur als Wiesengründe auf Rodungsboden zu verstehen sind, ist zu bezweifeln, da in Einzelfäl len ein möglicher Zusammenhang mit „Reid, Reit" = Kurve, starke Straßenbiegung gegeben sein kann), Moarwegerer und Reihwögerer (Rei he, Grenze) kennzeichnen den heute in das jün gere Straßennetz miteinbezogenen oder in TedStrecken völlig abgekommenen, jedoch vor eini gen Jahren noch an mehreren tiefen Hohlwegen erkennbaren Straßenzug. Wurde dieser ,,Stechelberg" - ein anderer ist je denfalls nicht vorhanden - als ein damals sicher weitum bekannter Geländepunkt für die Grenz festlegung genannt, so nur dann begründet, wenn dort der Aistlauf von einer gerade gedach ten Grenzlinie abwich. Die allgemeine Grenz flucht zeigt nun auch wirklich von der Notmühle oberhalb der Pfahnlmühle im Aisttal über den Aschberg bis wieder ins Aisttal beim Steckerba cher, wodurch eine 10 km lange Auswinkelung des Hußlaufes nach Nordwesten abgeschnitten wurde. So ließe sich auch die Stelle im letzten Grenzbeschreibungstext ,,qui dicitur Stechel perch sursum" als ,,der oben, am oberen Ende ■ Ebenda, 1/480 - Ex codice traditionum patav. quatro (Mon. boic. XXIX. II. 5-249), Mitte 13. Ib., Wien (1852). ' B. Eberl, S. 164. ' A. Dopsch, Die Landesfürstlichen Urbare Nieder- imd Oberösterreichs, Wien und Leipzig 1904, S. 87, Nr. 2. ' Ignaz Nösslböck, Oberösterreicfiische Weistümer, Baden bei Wien und Leipzig 1939, S. 329ff, Franz Pfeffer, Das Land ob der Enns (Zur Geschichte der Landeseinheit Oberösterreichs), hrsg. vom Institut für Landeskunde von OD., Linz 1958, S. 26.
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