OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 3/4

ringen Teil mit hellgeflecktem, freundlichem Mischwald, hauptsächlich (vor allem in den nördlich gelegenen Herrschaftsforsten) mit ein tönigen, dunkel-dräuenden Fichtenbeständen. An den steilen Flanken - meist nicht ganz hinun ter bis zu den etwas sumpfigen Bachgründen - bearbeiten die Menschen den dürftigen, kargen Ackerboden mit einer heute kaum mehr vorstell baren Liebe zur Heimat. Das Gemeindegebiet wurde bis 1947 (am 1. Jän ner 1948 fiel im Nordosten fast ein Siebtel der Ge samtfläche an die Marktgemeinde Weitersfelden)i im Westen gänzlich vom Stampfenbach, im Süden und Osten von der hier einen fast recht winkeligen Knick bildenden Waldaist und - ab Weitersfelden - der Schwarzen Aist und schließ lich im Norden noch ein kleines Stück von der Harben Aist, dann aber von einer über die höch sten Erhebungen (den Schwarzberg, den Ham merschmiedberg, den Natternberg und den Ahornwald mit dem „Herrensitz"-Felsen) lau fenden Linie begrenzt, wobei diese - zweimal stark nach Süden einspringend - die Gipfel der genannten Berge ausschloß. Am Westrand dieses von Natur aus durch die tie fen Talfurchen abgeschlossenen Siedlungsrau mes, etwa in der Mitte seiner Nordsüdausdeh nung, liegt in der aus dem Stampfen- und dem Aubach gebildeten Gabel der gut 200 m aus dem Tal aufragende Strafenberg, der im Franziszeischen Kataster auf dem Blatt 4 der KG Herzog reith als ,,Schraffenberg" eingetragen ist. Da nun auch das Gut am Südhang des Berges 1481 als ,,Schraffermperg" (Urb. Steyreck), 1512 als „Schrafnperg" (Urb. Steyreck, f. 76) und 1559als „Schraffenberger" (Urb. Reichenstein, f. 28)^be zeichnet wurde, kann kein Zweifel darüber be stehen, daß die Änderung des Namens und seine sagenhafte Deutung erst im 19. Jahrhundert ent standen. Die Namensbildung wird sich auf den gewaltigen Gipfelfelsen beziehen, da mittel hochdeutsch „schraf, schraffe, schroffe" Fels wand oder zerklüfteter Fels bedeutet^. Die älteste, allerdings nur indirekte Erwähnung dieses Gebietes ist mit der Grenzangabe des Re gensburger Lußes verbunden. Am 18. Jänner 853 bestätigte nämlich König Ludwig II. dem Bischof Erchamfried von Regensburg die dem Kloster St. Emmeram durch den Grafen Wilhelm ge schenkten, zwischen der Aist und Naarn gelege nen Güter. In der Urkunde heißt es: ,,. . . infra duo flumina, Id est inter agastam Et nardinam a locis uidelicet, ubi ipsa in danubium fluunt, usque ad loca, ubi de uenis in amnes deriuantur et ita usque in nortuualt . . also: ,,. . . zwi schen den beiden Rüssen Aist und Naarn, näm lich von dort, wo sie selbst in die Donau münden, bis dorthin, wo sie sich von den Quellbächen her leiten (bilden), und so weiter bis in den Nord wald ..." Als Gabelung der Quellbäche dürfte der Zusammenfluß von Feld- und Waldaist bzw. von Kleiner und Großer Naarn zu verstehen sein. Das ,,und so weiter bis in den Nordwald" muß aber nicht unbedingt nur den Grenzverlauf nach dem Ruß bedeuten - es kann ja damit auch die Fortführung der allgemeinen Richtung des Un terlaufes gemeint sein. Jedenfalls wurde von der Westgrenze dieses Lußes das Gebiet um St. Le onhard berührt. Daß sich auch die östliche Grenze der dortigen, später genannten Passauer Besitzungen (die ja mit der Westgrenze der Nachbarregion identisch sein mußte) nicht genau an den Verlauf der Waldaist hielt, scheint aus der Beschreibung im Passauer Traditionskodex hervorzugehen, wo es für die Zeit um 1150 heißt:,,. . . Item per descensum Waldagst usque ad montem, qui dicitur Stechüberg, et ab eodem monte, usque ad S. Leonardum, et ita usque ad terminos Australes uidelicet Witra . . ."®- ,,. . . Ebenso entlang des Verlaufes der Waldaist bis zu dem Berg, der ,Stechilberg' heißt, und von diesem Berg bis zum hl. Leonhard, und so weiter bis zur österreichi schen Grenze mit Blickrichtung gegen Weitra ..." Ähnlich lautet eine andere Angabe: „n. Circa an. 1150 . . . Iste est Terminus inferior a fluuio qui dicitur Waldagst usque ad montem, ' Festnummer St. Leonhard bei Freistadt, erschienen in „Mühlviertier Fleimatblätter" - Zeitschrift der Mühlviert1er Künstlergilde im Oö. Volksbildungswerk, Linz 1968, S. 154. ^ Konrad Schiffmann, Historisches Ortsnamen-Lexikon des Landes Oberösterreich, 3 Bde., Linz 1935 und München 1940. ^ B. Eberl, Die bayerischen Ortsnamen als Grundlage der Siedlungsgeschichte, 2. Teil, München 1926, S. 163. " Oö. Urkundenbuch, II/16 f. Nr. 12 ' Ebenda, 1/478 - Ex codice traditiönum patav. tertio (Mon. boic. XXVIII. II. 153-545), Mitte 13. Jh., Wien (1852).

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