OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 3/4

Dem Verfasser Dr. Wolfgang Suppan ist es gelungen, einem „romantischen Künstlerbildnis" sichtlich aus dem Wege zu gehen. In sechs Abschnitten bewegt man sich zwar chronolo gisch auf dem Lebens- und Schaffensweg Jenö (Eugen) Takacs, doch durch das geschickte Verbinden von Originalstel len aus der Feder des Künstlers, und zwar in deutscher und magyarischer Sprache, durch die Benützung bedeutenderer Rezensionen über den Komponisten als auch den Pianisten erfährt die angewandte Methode eine beachtliche Lebendig keit. Gerade die autobiographischen Stellen fesseln unge mein und erleichtern obendrein das Verständnis für die kom positorische Motivation samt den Werkbeschreibungen, in denen ausnahmslos das Streben des Künstlers, seine ständige Auseinandersetzung mit der Umwelt deutlich wird. Es muß eingeräumt werden, daß die zahlreichen Notenbeispiele, de ren Analysen und Interpretationen ein gewisses Maß musikkundlicher Kenntnisse beim Leser voraussetzen. Jenö Takäcs, einst Hörer an der Wiener Musikhochschule und Schüler von Paul Weingarten und Joseph Marx, unterhielt zeitlebens Beziehungen und Verbindungen zu jenen Persön lichkeiten, die das Musikgeschehen unseres Jahrhunderts geprägt haben: Marx, Bärtok, Kodäly, Krenek, Hindemith, Alban Berg, E. v. Dohnanyi. Faksimile ihrer Briefe an Takäcs oder seine Zeilen an sie füllen neben Fotos den Anhang, der übrigens auch noch fakslimüierte Programmzettel enthält. Die engen Verbindungen zu Bela Bärtok hatten sich vor allem aus Takäcs' Interesse für das Phänomen der Volksmusik -zu nächst in dem ethnischen Mischbereich im Burgenland und dem damaligen Westungarn ergeben. Später weitet Takäcs seine Forschungen weltweit aus. Seine musikethnologischen Beobachtungen, wie etwa die Anmerkungen zur Musik der primitiven Stämme (Philippinen), arabische, magyarische, kroatische Strukturen finden immer wieder sein Interesse und regen in ihm das Problem ihrer Verwendung und Bear beitung an. Aus dem diesbezüglichen Gedankenaustausch mit Bärtok fließen überaus wichtige, höchst interessante Ge danken für die vergleichende Volksmusikforschung. Kurzum, die Dokumente, Analysen, Kommentare - der Un tertitel der Biographie erweist sich als durchaus gerechtfertigt - sind zugegebenermaßen nicht für jedermann leicht lesbar, doch wegen der Selbstzeugnisse, der Briefe, Kritiken usw. ein überaus wichtiger Beitrag zur Geschichte der Musik dieses Jahrhunderts. Nicht zu vergessen sind die vielleicht etwas zu knapp gehaltenen Kapitel über Takäcs als Pädagoge und als Forscher. Eben in letzterem profiliert sich Jenö Takäcs als der „Typ des universell gebildeten Weltbürgers, der überall An regungen aufgreift", dem aber provinzielle Einseitigkeit zu wider ist. Rudolf Fochler

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