Victor L. Tapie: Maria Theresia. Die Kaiserin und ihr Reich. Graz 1980 (Verlag Styria), 317 Seiten, 12 Abb. u. farbiges Um schlagbild, Ln. S 298.-. Der ,,Jahresregentin" von 1980, jener großen Frauengestalt Maria Theresia, die vor 200 Jahren am 29. November in Wien gestorben ist, gedachte man in Ausstellungen, Gedenkfeiern und in der einschlägigen Literatur. Der Autor des vorliegen den Werkes -1974 in Paris gestorben, war korrespondieren des Mitglied der österreichischen Akademie der Wissen schaft als einer der angesehensten Historiker insbesondere für die Zeit des Barock - hatte bereits 1973 unter dem Titel ,,L'Europe de Marie-Therese. Du baroque aux lunüeres" die ses Werk, das nunmehr erfreulicherweise auch in deutscher Sprache vorliegt, als letzte seiner vielen großartigen Arbeiten herausgebracht. Adam Wandruska würdigt aus berufen stem Munde die Leistungen des Autors in einem Vorwort. Es ist bei weitem nicht nur ein Lebensbild dieser zwischen Ba rock und Aufklärung, also in einer äußerst problematischen und schwierigen Zeit agierenden Monarchin, sie wird hinein gestellt in ,,Ihre Länder und Völker", wie das erste Kapitel heißt. Wenn heuer zugleich Kaiser Joseph n. in den Mittel punkt des Geschichtsbewußtseins gerückt wurde und die ,,josephinischen Reformen" ein viel gebrauchtes Schlagwort sind, so darf nicht vergessen werden, daß vieles davon auf Bestrebungen seiner Mutter zurückgeht. Die Sorge um die Verteidigung des Habsburgererbes, eben um das Reich, die Sorge aber auch um die Nöte und Schwie rigkeiten seiner Untertanen bringen das Wirken Maria There sias gelegentlich in nur schwer zu überbrückende Schwierig keiten. Es begiimt nicht nur ein gesellschaftlich und damit auch kulturell neues Zeitalter, es ist zugleich der Beginn des Industrialismus mit all seinen neuen Problemen. Etwas, was gelegentlich in diversen Schriften über Maria Theresia und ihre Zeit übersehen wird, legt der Autor desgleichen in pro funder Kenntnis dar, nämlich die Bildung eines eigenen ,,österreichischen" Kulturgefühls, dem ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Ein guter Anmerkungsapparat, eine Bibliographie und ein wertvolles Personenregister ergänzen dieses großartig ge schriebene Buch über eine hervorragende Frau. Wissen schaftlich bestens fundiert, liest sich das Werk wie ein span nendes Buch, dessen Lektüre jedem österreichbewußten be stens empfohlen sei. D. Assmann Karl Lukan: Herigottsitz und Teufelsbett. Wanderungen in die Vorzeit. Wien-München 1979 (Jugend und Volk), 246 Sei ten mit 32 teilweise farbigen Bildseiten und mehreren Skiz zen. Ln. S 248.-. Der Autor hat sich bereits 1965 mit seinem Buch „Alpenwan derungen in die Vorzeit" einen Namen gemacht. Mit Inter esse erwartete daher der Rezensent sein neuestes Werk, das sich wieder mit vor- und frühgeschichtlichen Relikten unserer Heimat beschäftigt. Anhand dieser will der Verfasser das gei stige Leben des Menschen in prähistorischer Zeit aufhellen - ein an sich sehr lobenswerter und für das Verständnis ver schiedener Erscheinungsformen auch notwendiger Versuch. Ein Versuch bleibt es auch bei den verschiedenen Darstellun gen, da es sich im wesentlichen doch nur um manchmal sehr interessante, manchmal aber auch sehr gewagte Hypothesen handelt. Trotzdem sei ein Wort des Dankes vorangestellt für das Wagnis, „als Amateur in den Randgebieten der Wissen schaft zu ackern", wie es der Autor formuliert (S. 16), und das Ergebnis zahlreicher Wanderungen, Gespräche und der Be schäftigung mit der entsprechenden Literatur vorgelegt zu haben. Vieles davon wird man mit Vorsicht aufnehmen müs sen, aber allein das Aufmerksammachen auf bestimmte Er scheinungsformen, die oft völlig unbeachtet am Wegrand lie gen, ist bereits ein großes Verdienst. Beginnend mit den ,,heiligen" Wassern, die vielleicht etwas zu kurz dargestellt sind, werden darm den verschiedenen Steingebilden mehrere Kapitel gewidmet: Schalensteine, Durchkriechsteine, Phallussteine, Wackelsteine, Spursteine usw. Es folgen verschiedene altertümliche Bräuche und Le genden (z. B. Faßhutschen, Gespannlegenden, Kettenkir chen), die Felsbilder, die E. BurgstaUer für ganz Österreich so großartig erarbeitete, verschiedene Relikte eines Baumkultes, ErdstäUe, Rindwälle, Schanzen usw. Eigene Kapitel werden den Legenden um den hl. Wolfgang vor allem am Falken stein, der „Langen Nacht" (Kroatenwallfahrt nach Loretto) und dem Kärntner Vierbergelauf gewidmet. Im Schlußkapitel werden u. a. die Pechölsteine behandelt. Gar nicht so wenige Hinweise beziehen sich auf oberösterrei chische Fundstellen, wobei die ,,Bucklwehluckn" von St. Thomas am Blasenstein ebenso aufscheint wie z. B.Maria Rast bei Helfenberg, Berglitzl bei Gusen oder der Bärenstein etc. Der großartige, von E. BurgstaUer 1969 in den Oö. Hei matblättern dargestellte ,,Heidenstein" von Eibenstein bei Summerau fehlt leider und sollte in einer eventueUen Neu auflage unbedingt berücksichtigt werden. Vieles wäre eingehender zu besprechen, was aUerdings den gewohnten Rahmen bei weitem sprengen würde. Allein zur Kontinuitätsfrage, einem Zentralthema bei vielen der ange rissenen Probleme, wäre eine seitenlange Behandlung vonnöten, um damit grundsätzliche Aussagen machen zu kön nen; mit der Behauptung einer VerchrisÜichung heidnischer Bräuche als Erklärung verschiedener Formen unserer Volks frömmigkeit ist es nämlich schon seit längerem nicht mehr abgetan. Manche Passagen hätten auf aUe FäUe einer gründlicheren Bearbeitung bedurft, etwa weim es beim hl. Wolfgang heißt: „Dieser Falkenstein war einst eine heidnische Kultstätte. Ur alte Heidenbräuche sind sogar bis zum heutigen Tag in dieser Waldwildnis lebendig geblieben. Der Aufenthalt des rasch beliebt gewordenen Heiligen in dieser Gegend wurde später dazu benützt, diese Bräuche mit einem christlichen Mäntel chen zu umhüllen" (S. 188). Auf S. 104 wird etwas als ,,noch unveröffentlichter Schwank" hingestellt, was G. Gugitz be reits 1958 in seinem bekannten (und im Literaturverzeichnis zitierten) Werk ,,Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch", Band 5, fast wortwörtlich gleich veröffentlichte, nämlich eine Episode um die Kultfigur in St. Leonhard bei Freistadt (früher ,,am Wald"). Es heißt nicht „Guttau" (S. 223), sondern Gutau, nicht ,,Fürnberg" (S. 241), sondern Fürberg. Der hl. Leopold wurde nicht erst 1663 Landespatron von Niederösterreich (damals für ganz Österreich), sondern bereits 1485. Auch im Literaturverzeichnis sind einige Flüch-
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