OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 3/4

aiaf neugotischem Kreuzbalken (H = 82 cm); ein Corpus ohne originalen Kreuzbalken (L = 28 cm); ein großes Kruzifix hängt an der Front seite des Anwesens Schwarzenberg Nr. 120 - es wurde um 1900 angeschafft und hing auf einem Stadel vor dem Haus, bis dieser abgetragen wur de. Zwei Josefsstatuen aus Lindenholz: eine 1910 ge schaffen (H = 39 cm), eine undatiert (H = 45 cm). Vier Marienstatuen, alle aus ungefaßtem Lin denholz: eine signiert (,,J. Koller", H = 37 cm); drei unsigniert und undatiert (H = 36,5 cm, H = 45,5 cm, H = 47 cm). Zwei Engel aus Lindenholz (H = 24 cm; Abb. 2). Eine hl. Cacilia mit Orgel, neugotisch gefaßt (H = 50 cm). Zwei Spiegelrahmen in Neurokoko kunstvoll ausgeführt (125x 72 cm; 30,5x21,5 cm). Eine Tabaksdose in Form eines sitzenden Jägers (H = 29 cm). II. Nicht erhaltene Arbeiten Durch Hausumbauten, Kriegswirrnisse und Erb schaft verschwanden einige Schnitzarbeiten nach Kollers Tod: schön verzierte Möbel in Hinteranger, Panidorf und Ottensheim; Baldachine mit Pieta und Marienstatue; ein Hirsch (das Gesel lenstück seiner Lehrzeit); ein hoher Vogelkäfig mit Löwenfüßen. Knapp vor dem Ersten Weltkrieg stellte Koller in seiner Werkstatt sechs überlebensgroße Statuen und einen vierzehnteiligen Kreuzweg im Auftrag des Krummauer Altarbauers Moritz Schönbauer für die Stiftskirche Hohenfurth in Südböhmen her. Leider mußte Schönbauer in Konkurs gehen, die Arbeiten wurden daher niemals aufgestellt und Koller bekam kein Honorar, was ihn selbst verständlich sehr vergrämte. Durch diesen be trächtlichen finanziellen und für ihn schwerwie genderen ideellen Verlust verschlechterte sich angeblich seine Erkrankung an Tuberkulose ra pide. Künstlerische Einschätzung Jordan Koller wuchs auf in der Zeit des Historis mus, d. h. historische Stile wie Gotik, Renais sance, Barock, Rokoko wurden wieder aufgegrif fen und frei verarbeitet. Die bedeutendste unter diesen Richtungen war die Neugotik. Sie wurde eingeleitet durch Adalbert Stifters Restaurierung des Kefermarkter Altares und erhielt dann kräf tige Impulse durch den Bau des Linzer Marien domes. Dem Volksempfinden nach entspricht eine gotische oder barocke Plastik dem Ideal der Schönheit. Koller war fähig, alle Auftraggeberwünsche zu erfüllen, in religiösen und profanen Themen. Er kannte den barocken Formenschatz (Schwarzen berger Altarstatuen) und beherrschte die gotische Figuration (Ottensheim). Bei ornamentalen Ar beiten (Kreuz, Büderrahmen, Schrankaufsatz) schwelgte er in den Verschnörkelungen des Ro koko. Kenntnisse der Anatomie konnte er beim Thema Kruzifix und Pieta direkt anwenden. Al lerdings zeigen sich bei Gewandstatuen manch mal Schwächen bei den Proportionen, wenn keine alten Vorbilder für ein ITiema vorhanden waren. Gibt es ein charakteristisches ,,Koller-Gesicht"? Durch stilistische Vergleiche lassen sich schon ei nige grobe Merkmale anführen: Kinderköpfe sind rund, pausbäckig, nüt starken Lockenwir beln, einem leichten Lächeln und einem deutlich betonten Kinn, wie das auch bei weiblichen Ge sichtern auffällt, dazu gehört aber noch die lange, schmale Nase. Das verinnerlichte, emotionslose Gesicht der Marienstatuen entspricht der Dar stellung der Lourdesmuttergottes. Zu männli chen Antlitzen gehört ein verbitterter Zug um den Mundwinkel und ein zweigeteilter durch brochener Vollbart. Die Fassung seiner Schnitz werke besorgte er nie selber. Bei privaten Arbeiten unterließ er sie ganz, bei offiziellen Aufträgen hatte er keinen Einfluß. Die Fassungen von Ottensheim und Linz lassen für den heutigen Geschmack wegen ihrer Süßlichkeit zu wünschen übrig, die böhmischen von Schönbauer sind dagegen als zufriedenstel lend zu bezeichnen. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß Jor dan Koller innerhalb des Ottensheimers Niveaus einer der besten Holzbildhauer war. Sein be scheidenes Naturell veranlaßte ihn, eher mehre ren ,,Herren" zu dienen, als seine Qualitäten in Bekanntheit und Wohlstand umzumünzen. Posthum soU nun seine Leistung entsprechend gewürdigt werden, ist doch seine Berufung als

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