OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 3/4

Nach seiner Lehre zog Koller mit seiner Frau nach Ottensheim, wo er in der Altarbauwerkstätte des ]osef Kepplinger (Abb. 1) eine seinem Können an gemessene Beschäftigung als Bildhauer vorfand. Eine Mietwohnung bezog das Ehepaar im Hause Ottensheim Nr. 141 (heute Förgengasse Nr. 1). Der Altarbaubetrieb befand sich neben der Ottensheimer Pfarrkirche (heute Bahnhofstraße Nr. 4) und bestand von 1881 bis 1903. Meister Kepplinger konnte in seinem expandierenden Betrieb in der Blütezeit an die fürifzig Gesellen und Lehrlinge beschäftigen, darunter Tischler, Ornamentiker und Figuristen. Jordan Koller war einer der fünf, sechs Bildhauer, die die verlang ten Altarfiguren schnitzten. Schon im August 1894 hatte Kepplingers Werk stätte bereits hundert Altäre in Oberösterreich, Niederösterreich, Salzburg, Böhmen und Schle sien aufgestellt. Die meisten dieser Altäre wur den im neugotischen Stil geschaffen. An einem Altar samt Kanzel wurde höchstens sechs Mo nate gearbeitet. Wie viele Figuren da zur lebendi gen Ausgestaltung der Holzkulissen notwendig waren, läßt sich nur erahnen. Die betriebseigene Vergolderwerkstätte befand sich bis 1892 in Ot tensheim, hernach wenden alle zum Vergolden bestimmten Holzarbeiten zum Linzer Vergolder Klambauer gebracht, wo auch die Fassungen der Statuen gemacht wurden. Im Jahre 1898 verstarb Josef Kepplinger, der Stammvater des Ottensheimer Altarbaues. Der Großbrand im Juni des darauffolgenden Jahres vernichtete ungefähr drei Viertel aller Häuser des Ottensheimer Marktes. Die Kepplingerwerkstatt blieb davon nicht verschont, sie wurde aber unter der Leitung des Werkführers Simon Rabeder wieder aufgebaut. Anfang des Jahres 1903 machte sich Simon Rabeder selbständig und gründete mit den besten fünf Gesellen - darunter Jordan Koller - im ,,alten Kürschnerhaus" am Tabor Nr. 1 in Ottensheim eine eigene Kunst tischlerei. Wahrscheinlich war das die Hauptur sache für das Ende der Werkstätte für gotischen Altarbau im Dezember 1903®. Jordan Koller blieb bis zum Ersten Weltkrieg Mit arbeiter im Rabeder-Betrieb, doch hatte er auch schon eine eigene kleine Werkstatt im hinteren TeU des Hauses Innerer Graben Nr. 3 (heute Anwesen des Alfred Simader). Hier arbeitete Koller für private Auftraggeber, für sich und seine Verwandtschaft. Tagelang war er auch in Linz in den Bildhauerateliers von Ludwig Linzin ger und Josef Ignaz Sattler beschäftigt. Der Mensch Jordan Koller wird von Leuten, die ihn noch gekannt haben, als ruhig und freundlich beschrieben und als sehr kinderliebend, vielleicht gerade deshalb, weil seine Ehe kinderlos geblie ben war. Er war recht beliebt im Markte, ge schätzt wegen seiner Tüchtigkeit und seines Hei ßes. Er war mit Leib und Seele Bildhauer. Oftmals übernachtete er auf einer Strohmatte in seiner Werkstatt und begnügte sich mit wenigen Stun den Schlaf, wenn wieder ein Auftrag schon aus geführt sein sollte. Fotos zeigen ihn stets mit Oberlippen- und spitzem Kinnbart. Als angesehener Figmist verdiente er bei Kepp linger 12 fl. für eine 60-Stunden-Arbeitswoche. Seine karge Freizeit verbrachte er mit dem Aus stopfen von Tieren. Er verstand sich übrigens auch auf das Vergolden von Statuen; so stand eine Kiste, die Blattgold enthielt, noch in den zwanziger Jahren auf dem Dachboden seines El ternhauses. Manchmal ging er mit dem befreun deten Pfarrer P. Rupert Aistleitner auf die Jagd. Jordan Koller starb am 26. April 1918 um 8 Uhr früh an akuter Miliartuberkulose im Alter von 61 Jahren und wurde von Kooperator P. Valentin Pötscher begraben®. Seine Gattin Anna folgte ihm am 20. September 1924 im Alter von 73 Jah ren nach'. Ihre Begräbnisstätten am Ottenshei mer Friedhof sind heute unbekannt. Seine Arbeiten Als Figurist in Kepplingers Altarbaubetrieb und Rabeders Kunsttischlerei, als freier Mitarbeiter bei Linzer Bildhauern führte Jordan Koller Auf tragsarbeiten für Altäre, Kanzeln und KapeUen aus - diese Arbeiten sind zumeist farbig gefaßt. Für private Abnehmer und für sich schuf er durchwegs ungefaßte Statuen - ob aus Kosten oder Geschmacksgründen bleibt dahingestellt. ' Vgl. dazu Otto Kampmüller: Josef Kepplinger. Ein oberösterreichischer Altarbauer; Oö. Heimatblätter, 4. Jg. (1949), S. 355ff. - ]ose{ Mittermayr: Josef Kepplinger, der Stammvater des Ottensheimer Altarbaues; Oö. Heimat blätter, 18. Jg. (1964), H. 1/2, S. 49ff. ' Totenbuch der Pfarre Ottensheim, tom. VIII, pag. 3. ' Ebenda, pag. 37.

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