OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 3/4

Jordan Koller (185S-1918) Ein Bildhauer aus Schwarzenberg Von Franz Haudum Mit 4 Abbildungen Es gibt selbst in Schwarzenberg nur wenige Be wohner, denen der , Name des Bildhauers Jordan Koller schon bisher geläufig war. Und das, ob wohl sein Geburtsort Schwarzenberg ist und sich seine größten und vielleicht besten Werke in der Pfarrkirche Schwarzenberg befinden. Aus Anlaß der Kulturwochenausstellung in Schwarzenberg im Jahr 1980 soll diese vorläufige Monographie dazu dienen, den Menschen und Künstler Jordan Koller dem Bewußtsein unserer Zeit aufs neue einzuprägen und seine Werke zum dauernden geistigen Besitz werden zu lassen. Sein Elternhaus Jordan Koller stammt aus der Gemeinde Schwar zenberg. Im damaligen Hause Schwarzenberg Nr. 45 (heute Nr. 80) erblickte er am 13. Februar 1858^ als ältester Sohn des Ehepaares Franz und Franziska Koller das Licht der Welt. Der Vater Franz Koller war ein gelernter Schuster und stammte aus Hundshaberstift Nr. 6^, Ge meinde Ogfolderhaid (7 km nordwestlich von Oberplan). Die Mutter Franziska Koller war die Tochter der Bauersleute Johann und Theresia Almesberger aus Oberschwarzenberg (heute Nr. 80). Dort verbrachte das junge Ehepaar Kol ler einige Jahre als Inwohner, bevor es im August 1864 das Haus Nr. 60 in Hinteranger neben dem ,,Seebaldenholz"^ kaufte, wo Franz Koller wei terhin das Schusterhandwerk ausübte. Der heute noch gebräuchliche Hausname ,,Sewoldn-Schuster" leitet sich von daher ab. Jordan Koller hatte neun Geschwister. Die Kinder von Hinteranger mußten damals noch in Schwarzenberg zur Volksschule gehen. Dem damaligen Schulmeister Vinzenz Filnkössl fiel bei den KoUerbuben Jordan, Isidor und Severin sehr bald die Begabung zum Schnitzen auf. Mit dem Taschenfeitel schnitzten sie allerhand Figuren und Tiere. Von Isidor ist bekannt, daß er auch als Erwachsener zeitweilig Bilderrahmen schnitzte, von denen etliche in Schwarzenberg noch erhal ten sind. Sein Lebenslauf Einem glücklichen Zufall verdankte Jordan Koller seine Bildhauerlaufbahn. Während des Viehhü tens wurde er in Schwarzenberg von Prof. Sigis mund Lutz, einem Prämonstratenser-Chorherrn aus Schlägt, dabei überrascht, wie er seiner Lieb lingsbeschäftigung, dem Schnitzen, nachging. Dieser erwirkte beim damaligen Abt Dominik Lebschy ein Stipendium des Stiftes Schlägt, mit dem er seine Ausbildung in der Schnitzschule bei Prof. Franz Wenger finanzieren konnte. Sein Lehrer Franz Wenger (1830-1916) war ein hochbegabter Holzschnitzer, der sich als Sohn eines Zimmermanns vom übernommenen Beruf seines Vaters aufwärtsstrebend zum Tischler, zum Faßmaler, zum Altärebauer bis zum Archi tekten und Innenausstatter für Villen im Salz kammergut hochgearbeitet hatte. Im April 1873 begründete er mit dreizehnjährigen Knaben die Holzschnitzschule Mondsee, in der Zeichnen und Schnitzen unterrichtet wurde. Nach achtjäh riger Tätigkeit in Mondsee wurde Franz Wenger im Herbst 1881 vom k. k. Wirtschaftsministerium an die Fachschule für Holzindustrie nach Eben see berufen, was das Ende der Schnitzschule in Mondsee bedeutete. Prof. Wenger verstand sich auf das Restaurieren von Möbeln ebenso wie auf die Herstellung von Zimmereinrichtungen im ita lienischen Renaissancestil, auf das Schnitzen von Reliefs und im besonderen auf die realistische Darstellung von Tieren aller Art, vornehmlich von Pferden und Rindern. Seine Kirnst wurde selbst vom Kaiserhause in Wien sehr geschätzt^. In welcher der beiden Anstalten Jordan Koller nun Wengers Schüler war, geht aus keinen Auf zeichnungen hervor. Doch läßt die Tatsache, daß J. Koller eine Tochter von Prof. Wenger, Anna Wenger, im November 1887 in Ebensee heiratete, darauf schließen, daß er doch seine Lehre in Ebensee absolviert haben könnte. Sein Gesellen stück war ein stehender Hirsch, der noch etliche Jahre nach seinem Tode im Elternhaus in Hinter anger aufbewahrt wurde. 1 Totenbuch der Pfarre Ottensheim, tom. VIII, pag. 3. ^ Trauungsbuch Schwarzenberg, tom. I, fol. 87. ^ Der Name des Waldes „Seebaldenholz" ist in der Karte der Stiftsherrschaft Schlägl des Ignaz Hoch von 1856 so einge tragen. Schriftliche Mitteilungen von Frau Annemarie Wenger, Mondsee. - Constant v. Wurzbach: Biograph. Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, 54. Bd., Wien 1886. - F. Krackowizer u. F. Berger: Biogr. Lexikon des Landes ob der Enns, Passau-Linz 1931, S. 364 f.

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