OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 3/4

Der Gmundner Organist Andreas Pleninger (1555-1607) und Abrahamus Schußlingus, Kantor zu Vöcklabruck Von Josef Moser Andreas Pleninger wurde am 3. Jänner 1555 in der „Neuen Pfarre" zu Regensburg als ältester Sohn des Tuchmachers Andre Pleninger aus Abbach und dessen Gattin Walpurga getauft^. Aus sei nen Jugendjahren wissen wir nur, daß er das Gymnasium poeticum seiner Geburtsstadt be suchte und auch dort seine musikalische Ausbil dung erhielt. Später führte ihn sein Weg in die benachbarte Reichsstadt Nürnberg, in der er die Kirnst des Steinätzens^ und die Kalligraphie^ er lernte. Zu Georgi (23. April) 1585 wurde er vom Magi strat in Gmunden als Organist und „zu gleich Meßner" an der damals evangelischen Stadt pfarrkirche mit einer jährlichen Besoldung von 40 Gulden und einem Taler ,,Calcantengeld"'* angestellt®; bei der Feier anläßlich seines Amtsan trittes gingen ,,sechs Kandl Wein und zwei Zeil Semmel" auf. In diesem Zusammenhang sei auf die belegte Reihenfolge der Gmundner Organi sten verwiesen; sie beginnt 1560 mit Christoph Meysch, ab 1572 Melchior Kradt, ab 1574 David Schüller®, ab 1580 Jakob Knißlinger (Kantor), ab 23.4.1585 Andreas Pleninger (bei J. E. Forstinger, a. a. O., in der Schreibung Andre Plenninger!) Im Zuge der turbulenten Ereignisse (Katholiken aus einigen dem Stift Kremsmünster unterstell ten Pfarren wurden auf einer Wallfahrt nach St. Wolfgang an der Gmundner Traunbrücke „gar übel empfangen, auf das heftigste verspot tet, mit Steinen beworfen und dermaßen zertre ten, daß etliche Personen Leibsschaden davonge tragen haben"') im Jahr 1598 wurde A. Pleninger als der für die versperrte Kirche verantwortliche Mesner zu ,,10 Tlialler" Geldstrafe und zur „Verfertigung zweier tafetenen Fähne (= Ziboriummäntelchen) für das Hochwürdige verur teilt; überdies mußte er einen schriftlichen Eid für die künftige Unterlassung solchen Frevels schwören und Abbitte leisten®." Auf diese Vorkommnisse konnte sich Pleninger nicht mehr länger in Gmunden halten; vermut lich zog er mit zahlreichen Auswanderern nach Regensburg, wenn sich auch das genaue Datum der Rückkehr in seine Heimatstadt nicht mehr feststellen läßt. Eine von Pleninger geätzte Stein platte für den städtischen Getreidekasten ,,Zum leeren Beutel" in Regensburg ist mit der Jahres zahl 1601 signiert'; da überdies Kaspar Mape ab 1598 als Mesner an der Stadtpfarrkirche Gmun den geführt wird^®, kann mit großer Wahrschein lichkeit angenommen werden, daß Pleninger 1598 die Stadt Gmunden endgültig verlassen hat. Bis zu seinem Tode 1607'' hatte er in fruchtbarem Schaffen der Steinätzkunst gehuldigt; ob er in Regensburg an der evangelischen Pfarre auch das Amt eines Organisten versah, ist nicht nachweis bar. Was seine Nachfolge als Organist in Gmunden betrifft, tappen wir im dunkeln: Krackowizer nennt Wolf Mathias Hirschmann um das Jahr 1624 als Organisten", während an anderer Stelle Ferdinand Simon Maurhammer erst ab 1638 die Reihe der Gmundner Organisten fortsetzt'®. Die Orgeltabulatur C 119 der Froske-Musikbibliothek Regensburg^* Als Besitzer der Tabulatur (= hier: notengetreue Umformung nach vokalen Vorlagen) ist auf dem Einband Andre Pleninger - Organist eingetragen, ' Evang.-luth. Pfarrarchiv Regensburg K: Taufen 1554-1555, S. 66. ^ B. A. Wallner: Musikalische Denkmäler der Steinätzkunst, München 1912. ^ Die von Pieninger verwendete Fraktur (Buch- und Kanzieischrift) wurde in Nürnberg um 1520 im Künstierkreis Aibrecht Dürers entwickelt. Gmundner Stadt-Archiv, Zechamtsraittungen 1585, 1590,1595; Caicant = der Baigtreter, Orgeiaufzieher; vom iat. caicare = treten. ® Joh. E(vangeiist) Forsfinger: Beilagen zur Chronik von Gmunden, Band II, S. 36f., 1855. ' J. E. Forstinger: a. a. O., Bd. II, S. 36 (Dr. F. Krackowizer gibt David Spiiier ab 1578 an!). ' F. Krackowizer: Geschichte der Stadt Gmunden, Bd. II, Gmunden, 1899, S. 144. ® J. E. Forstinger: a. a. O., Bd. I, S. 52. ' Die Kunstdenkmäier der Oberpfaiz, XXII Stadt Regens burg, Bd. III, München 1933. J. E. Forstinger: a. a. O., Bd. II, S. 37 („Tenoristen und Meßner, früher Cantor genannt - tabellarische Über sicht"). Evang.-luth. Pfairarchiv, Regensburg K 34: Beerdigungen 1599^-1612, S. 483. " F. Krackowizer: a. a. O., Bd. II, S. 75. J. E. Forstinger: a.a.O., Bd. II, S. 36 („Organisten-tabellarische Übersicht"). " Aug. Schamagl, in: Festschrift Bruno Stäblein zum 70. Ge burtstag, Kassel 1967.

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