Bruno Friedrich Steinbruckner: Dialektgeographie des oberen Mühlviertels (= Deutsche Dialektgeographie, hrsg. von Rei ner Hildebrandt, Bd. 102). Marburg 1976 (N.-G.-EIwert-Verlag), XVII u. 190 Seiten, 26 Karten. DM 28.-. Neben den bekannten Überblicken über den gesamten ober österreichischen Mundartraum von Anton Haasbauer (1924/25) und von Herbert Grau (1939) liegt bisher eine Reihe dialektgeographischer Untersuchungen vor, etwa des Inn viertels (von Gottfried Glechner, 1949), des östlichen Haus ruckviertels (von Helmut Roitner, 1950), des Mondseelandes (von Jakob Ebner, 1%6) und eine stattliche Zahl von Mund artmonographien einzelner Orte. Zu diesen kommt mm die Beschreibung eines hochinteressanten Mundartraumes, nämlich des oberen Mühlviertels, eine Innsbrucker Disserta tion aus dem Jahre 1964, die 1976 als 102. Band der For schungsreihe ,,Deutsche Dialektgeographie" im Druck er schienen ist. Die späte Drucklegung mag vielleicht verwun dem, sie ist aber durchaus zu rechtfertigen. Dialektgeogra phie orientiert sich bekanntlich immer an altertümlichem Lautstand und altüberliefertem Wortschatz, und da würde mundartliche Feldforschung im laufenden Jahr längst nicht mehr eine solche Fülle von Belegen zeitigen wie noch vor knapp zwanzig Jahren. Steinbruckners Belegnetz ist engma schig; kein Aufnahmeort ist vom nächsten mehr als fünf Ki lometer entfernt. Uber sechzig Befragungen von jeweils fast eintausend Mundartwörtem bieten eine verläßliche Gmndlage für die Ergebnisse seiner Forschungen. Das obere Mühl viertel, sprachlich klar getrennt durch den Haselgraben vom östlich gelegenen Teil des Norddonauraumes, hat vier deut lich unterscheidbare Untersprachräume: 1. Den Süden (von Puchenau und Ottensheim das Donautal aufwärts bis Obermühl) mit einer eher fortschrittlichen Mundart; 2. den Westen (zwischen der Kleinen Mühl und der bayeri schen Grenze) mit lautlichen Einflüssen aus dem benachbar ten Bayern; 3. den Norden (beiderseits der Steinemen Mühl) mit einer beharrsameren Mundart, insbesondere gegen den Böhmer wald zu; und 4. den Nordwesten (mit dem Raum nördUch der Linie Krieg wald - Ulrichsberg - Diendorf) als ein überaus beharrsames Mundartgebiet mit deutlich nordbairischen Merkmalen und auffälligen Sprachaltertümlichkeiten. Dem Opus sind ein Wörterverzeichnis mit rund 1250 Mund artwörtem und 26 dialektgeographischen Karten beigegeben, auf denen Unterschiede in Mundartlautungen und im Worts chatz herausgearbeitet sind. Steinbruckner hat ein mundartli ches Rückzugsgebiet für die Fachwelt aufbereitet und durch die Beobachtung der Sprechweise der nüttleren Generation sowie der Kinder und Jugendlichen auch einen Ausblick auf die mundartliche Entwicklung kommender Jahrzehnte ver sucht. Gelegentliche Fehler in der Mundarttranskription und bei Verweisen sind unerheblich. Alles in allem liegt eine ge diegene Leistung vor, ein wertvoller Beitrag zur Erkundung der oberösterreichischen Dialektgeographie. Wibrecht Etz Olaf Bockhorn: Wagen und Schlitten im Mühlviertel, 2 Bände (= Beitrag z. Landeskunde v. Oö., Hist. Reihe, 1/2. u. 3). Bd. I: Darstellung, 234 Seiten mit 1 Kartenskizze, Linz 1973; Bd. II: Dokumentation, 81 Seiten, 47 Skizzen und 147 Abb., Linz 1978 (Selbstverlag des Oö. Musealvereins). Bd. I u. II zusammen S 280.-. Gerätekundliche Darstellungen besitzen innerhalb des breit gefächerten Schrifttums über volkskulturelle Sachgüter einen gewissen Seltenheitswert. Das mag darin begründet sein, daß die Beschreibung und die bildliche Präsentation von „schö nen Dingen" um ein Vielfaches marktgerechter erscheint. Viel bemerkenswerter ist daher die wissenschaftliche Aufbe reitung von Gegenständen, die man „bloß" gebraucht hat. Die Seltenheit der publizistischen Bearbeitung von Ge brauchsgegenständen ist wohl auch darin begründet, daß diese über ihre Funktionszeit hinaus nur eine geringe Le bensdauer besitzen. Nicht mehr benützte Gegenstände wer den umso schneller abgestoßen oder vernichtet, je volunünöser sie sind und so großen Stapehaum blockieren. Diese Über legung trifft sicher in besonderem Maße für Wagen und Schlitten zu. Um trotz des raschen Verschwindens der Ge genstände ausreichendes Forschungsmaterial zur Verfügung zu haben, muß der Bearbeiter in wirtschaftlich schwächer ge stellte Reliktgebiete ausweichen, da in ihnen der Funktions verlust von Gebrauchsgegenständen langsamer vor sich geht als in wirtschaftlich florierenden Landschaften. Als derartiges Reliktgebiet bietet sich bzw. bot sich das Mühl viertel für die gegenständlichen Forschungen an. Daher ist in der Darstellung ein breiter Raum der Natur- und der Kultur landschaft des Mühlviertels gewidmet. Dieser landeskundli che Rahmen beinhaltet Schilderungen von Relief, Klima und Hora, Besiedlung und politische Geschichte, Wirtschaft, Ver kehr und in besonderem Maße die Land- und Forstwirtschaft. Neben der Beschreibung der landesüblichen Fahrzeuge wird auch auf deren Unterbringung Augenmerk geschenkt. Diese Darstellungen sind rücht nur für den Gerätekundler interes sant, sondern bieten auch darüber hinaus dem Mundartfor scher durch die Anführung der volkstümlichen Bezeichnun gen reichen Aufschluß. Eine Betrachtung des Wagner- und Schmiedehandwerks, der verschiedenen Formen der Anspannung und eine Übersicht über die Techrüsierung in der Land- und Forstwirtschaft und über die Wanderung der Geräte runden den Textteil ab. Von besonderem Wert ist der DokumentationsteU dieser Ar beit, der neben einem ausführlichen Sachverzeichnis über technische Skizzen von Wagen und Schlitten sowie über zahl reiche Dokumentarfotograflen verfügt. Helmut Krajicek Max Neweklowsky: Vierhundert Jahre Hausgeschichte. Eine Chronik des Hauses Tragwein Nr. 2 und seiner Bewohner (= Beiträge z. Landeskunde v. Oö., Hist. Reihe 1/4), Linz 1977 (Selbstverlag des Oö. Musealvereins - Gesellschaft f. Lan deskunde), 150 Seiten. S 180.-. OStR Dr. Max Neweklowsky, passionierter Familienge schichtsforscher, legt mit dieser Studie eine beeindruckende Probe seines genealogischen Spürsinns uns seines umfassen den heimatkundlichen Wissens vor. Das Tragweiner Haus Nr. 2 zählt zum ältesten Bestand - wenn auch nicht zum Urbestand - des Mühlviertler Markt fleckens, einer Gründung der Herrschaft Windegg um die Mitte des 13. Jahrhimderts. Die Geschichte seiner Besitzer
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