OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 1/2

Schrifttum Hans S turmberger: Land ob der Enns und Österreich. Aufsätze und Vorträge (= Ergänzungsband zu den Mitt. d. Oö. Landesarchivs, 3), Linz 1979 (Oö. Landesarchiv), 656 Seiten, 1 Abb. Das Oö. Landesarchiv ehrte seinen damaligen Chef, W. Hof rat Dr. Hans Sturmberger, zur Vollendung des 65. Lebens jahres (29. 1. 1979) mit der Herausgabe eines stattlichen Sammelbandes, der 29 von seinen in der Bibliographie aufge führten 73 Aufsätzen und Vorträgen enthält. Urüv.-Prof. Adam Wandruszka würdigte in einer feinsinni gen Einbegleitung Persönlichkeit und Werk des Archivdirek tors (1962-1979) und Honorarprofessors an der Salzburger Uiüversität. Ob seiner Unaufdringüchkeit, äußeren An spruchslosigkeit imd tief humanistischen Gesinmmg be zeichnet er ihn als einen der „Stillen im Lande". Eigenart und Rang des in der Fachwelt hochgeschätzten Historikers um schreibt Wandruszka bündig, werm er meint: ,,Wie sehr erbei allen scheinbar nur der oberösterreichischen Landesge schichte gewidmeten Untersuchungen und Abhandlungen doch stets die allgemeine europäische und Weltgeschichte im Blick behält und beide Bereiche wechselseitig füreinander fruchtbar zu machen sucht, zeigt die vorliegende Auswahl seiner Arbeiten." Aus deren Vielfalt können im folgenden nur einige Glanzstücke flüchtig angetippt werden. Die Studien gruppieren sich um vier thematische Schwerpunkte: I. Gestalten und Ereignisse des konfessionellen Zeitalters. Diese Epoche ist Sturmbergers Hauptforschungsgebiet. Zwei markante Gestalten imtersuchte er in grundlegenden selb ständigen Biographien: Georg Erasmus Tschemembl, den geistig politischen Führer der oberösterreichischen Protestan ten, und Adam Graf Herberstorff, den katholischen Gegen spieler und gefürchteten Statthalter während der bayrischen Pfandherrschaft in Oberösterreich (1620-1628/29). Das vor liegende Buch bringt u. a. eine scharf umrissene Skizze über Tschemembl und eine interessante Arbeit über den Tod Herberstorffs. II. Zur Geschichte Österreichs und seiner Verfassung. Der Bogen spannt sich von Maximilian 1. bis zu Maria There sia und Joseph 11. Sturmberger geht hier der Ausbildung der österreichischen Sonderform des Absolutismus im Kampf mit den Landständen nach, ebenso den historischen Grvmdlagen des heute wieder häufig diskutierten Föderalismus imd zeigt, wie sehr die Staatswerdung des habsburgischen Länderkom plexes durch die Jahrhunderte währende Türkengefahr mit bedingt war („Türkengefahr und österreichische Staatlich keit"). III. Das Land ob der Enns. Lauter höchst lesenswerte Beiträge, wie etwa „Oberöster reich in der Geschichte" oder ,,Die Amerika-Auswandemng aus Obelösterreich zur Zeit des Neoabsolutismus". Die Spitze aber halten „Studien zur Geschichte der Aufklämng des 18. Jahrhunderts in Kremsmünster". Ein erregendes Schauspiel, wie da auf geistlicher Bühne eine weltverwan delnde geistesgeschichtliche Szene abzurollen sich anschickt: Durchbruch des Zeitalters der Vernunft als höchster Autori tät, freilich in gebändigter Form einer katholisch getauften Aufklärung. An der damaligen Kremsmüirsterer Hochschule (Ritterakademie) rückt man mehr und mehr von der formali stisch erstarrten Scholastik ab, orientiert sich zunehmend an der modernen Philosophie eines Leibniz und Wolff, befaßt man sich eingehend mit den Naturwissenschaften, besonders mit Mathematik, Physik und Astronomie, und das Stift erbaut dafür um die Jahrhundertmitte die erste Sternwarte des Lan des, Wahrzeichen der Abtei bis heute! IV. Skizzenund Porträts. Darunter eine schöne Huldigung an Kremsmünster zum 1200-Jahr-Jubüäum - der gebürtige Kirchdorfer hat seit seiner Gymnasialzeit das Kloster richtig ins Herz geschlossen -, fer ner lebensvolle Charakterbilder der einstigen Archivleiter Krackowizer und Zibermayr und seines ehemaligen Universitätslehrers W. Bauer. Sturmberger, anerkannte Kapazität auf dem Gebiet des Ar chivwesens und methodenstrenger Geschichtsforscher, ist auch ein gewiegter Geschichtsdarsteller. Er schreibt ein wohl tuend klares, flüssiges, treffend-schmiegsames Deutsch, und so hat der Leser des anspruchsvollen Werkes einen doppelten Gewinn: vielfache Erweiterung seines geschichtlichen Hori zonts und obendrein noch einen sprachUchen Genuß! Josef Ktims Carl H. Watzinger - Franz Hubmann: Steyr. Porträt einer 1000jährigen Stadt. Hrsg. v. Christian Biandstätter und Hans-Peter Ubleis, Wien 1979 (Molden-Verlag), 128 Seiten mit 69 Färb- und 80 Schwarzweißabb., 29x29 cm. S 790.-. In derselben Aufmachung, nur etwas dünner, wie das 1975 erschienene Werk ,,Oberösterreich" (und einige andere in zwischen herausgegebene Bundesländerbände) widmete der bekannte Verlag vmserer Eisenstadt anläßlich ihres 1000Jahr-Jubiläums einen ähnlich großartigen Band. Die Anlage des Werkes wurde bereits damals ausführlich besprochen (vgl. Oö. Heimatblätter, 30. Jg., 1976, S. 107f.). Die damals bemängelte Skizze von Oberösterreich mit der zumindest ei genartig zu bezeichnenden Grenzziehung und Fehlem in der Vierteleinteilung - Vöcklabmck liegt darin im Traunviertel - wurde leider wieder übernommen (S. 128). Auch der nim mehr beigegebene Planausschnitt von Stejo: ist etwas dürftig ausgefallen und stammt aus älterer Zeit (die Bahnhofstraße hieß damals Bismarckstraße). Die Bildfolgen sind eingeteilt in zwei Farbteüe, einen Block mit historischen Fotografien und einen Schwarzweißteil mit 24 zum Teil ganzseitigen Aufnahmen, die zumeist aus einem Fotowettbewerb hervorgegangen sind, in der Wiedergabe aber nicht gerade immer optimal wirken. Der Rest dieser so wie die meisten Farbbilder stammen von P. Hubmann. Was die Qualität der Bilder betrifft, so ist man sicher vom Oberösterreich-Band her verwöhnt; einige unscharfe Vorlagen hätten sicher ausgetauscht werden können (z. B. S. 15: Re naissanceportal vom Lebzelterhaus; S. 26 oben» Grünmarkt mit Stadtpfarrkirche). Mit etwas mehr Sorgfalt in der Aus wahl hätte man sicher eine noch optimalere Wirkung erreicht. Unter den historischen Aufnahmen befinden sich auch einige Wiedergaben von alten Ansichtskarten, wie sie in dem von Helga Litschel so nett und instruktiv gestalteten Büchlein „Grüße aus Steyr" (Oö. Landesverlag, Linz 1979) gesammelt sind. Das erste BUd dieser Serie zeigt die Stadtpfarrkirche ohne den 1889 nach dem Brand von 1876 neu aufgesetzten neugotischen Turmhelm. In die Textteile sind einige an sich

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