OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 1/2

Das Oö. Jagdmuseum Schloß Hohenbrunn (mit Sonderschau „Der Kaiser als Jäger") Unweit des Stiftes St. Florian, etwa 1,5 km west lich, liegt das Barockschloß Hohenbrunn. Es ist der einzige urkundlich nachgewiesene Schloß bau des berühmten Baumeisters Jakob Prandtauer, dem wir u. a. das Stift Melk sowie verschie dene barocke Umgestaltungen von St. Florian verdanken. Das ehemalige Jagdschloß wurde für den Propst Johann Baptist Födermayr 1722 be gonnen und nach Prandtauers Tod im Jahre 1726 vom Stiftspolier Steinhueber 1732 fertiggestellt. Im selben Jahr starb der Bauherr, und das herrli che Schloß mit seinen prachtvollen Stuckdecken mit Jagddekor und wundervollen Wandmale reien blieb durch die folgenden zwei Jahrhun derte unbenutzt oder unzweckmäßig verwendet und war dadurch dem Verfall preisgegeben. Gewissermaßen in letzter Stunde wurde dieses kunsthistorisch bedeutende Bauwerk, das die ba rocke Idealisierung und Monumentalisierung unseres Vierkanthofes verkörpert, nicht zuletzt dank namhafter Unterstützung der oberösterrei chischen Jägerschaft und unter beträchtlicher Beihilfe von Bund und Land gerettet, als Jagdmu seum eingerichtet und am 2. September 1967 vom damaligen Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner als Traditions- und Bildungsstätte der oberösterreichischen Jägerschaft der Öffentlich keit übergeben. Seither haben bis Ende 1979 an die 300.000 Personen aus vielen Ländern Hohen brunn besucht. Das Jagdmuseum Hohenbrunn gUt derzeit nach dem Urteil internationaler Experten als das mo dernste seiner Art in Europa. Die seither neu ent standenen Jagdmuseen Doorwerth in Holland und Landshut in der Schweiz fanden hier wert volle Anregungen für ihren Aufbau. Die Bedeu tung Hohenbrunns liegt wohl darin, daß es dem Berichterstatter gelang, eine sinnvoll ausgewo gene Synthese zwischen der geschichtlich-kul turgeschichtlichen Komponente der Jagd und der naturkundlich-jagdwissenschaftlichen herzu stellen. Was in keinem anderen einschlägigen Museum zu finden ist, in Hohenbrunn wird die Entwick lung der jagdlichen Schußwaffe im Prototyp, von der Armbrust über Luntenschloß - Radschloß - Steinschloß - Perkussionsgewehr zum modernen Repetierer gezeigt. Besondere Darstellung finden die Entwicklimgsstufen des österreichischen Jagdstutzens bzw. Karabiners, ausgehend vom berühmten Werndlstutzen (11 mm, 1868) über den Mannlicher von 1898, den ersten Mannlicher-Schönauer von 1903 imd seine Weiterent wicklung bis zum Jagdstutzen für Linkshänder von Steyr (1974) und dem Steyr ,,Luxus" Modell M (1978). In einem zweiten Saal werden seltene Waffen aus vier Jahrhunderten dem Besucher dargeboten. Die Veränderung des jagdlichen Kostüms vom Höhlenbärenjäger (30.000 v. Chr.) durch die Jahrhunderte bis zum Jäger unserer Tage zeigen sieben Dioramen mit entzückenden Figurinen des Wiener Künstlers Helmut Krauhs. Die ge genüberliegenden Vitrinen beziehen sich jeweils mit Trophäen und Waffen auf die Dioramen. Der Falknerei ist ein besonderer Raum gewidmet. In einem besonders lichten, mit duftigen Wand malereien und einem Marmorkamin geschmück ten Saal ist dem Kapitel Jagd und Kunst breiter Raum geboten. Böhmisches Glas mit Jagddarstel lungen, ProzeUangruppen von Frankenthal, Nymphenburg, Alt-Wien, Gegenstände aus Sil ber, Keramik, Pfeifen mit Jagdmotiven, darunter eine von Erzherzog Franz Karl, dem Vater Kaiser Franz Joseph L, entzücken den Beschauer. Eine eigene Vitrine beherbergt verschiedene Erinne rungsstücke an den alten Kaiser, Altösterreichs bedeutendsten Waidmann, wenn man von Ma ximilian 1. absieht, wie Ischler Stutzen, Jagdrock, Bergstock sowie einen konservierten Bruch von seinem Totenbett. Die naturkundlich-jagdwissenschaftliche Kom ponente (Fährtenkunde, Jagdeinrichtung, Hun dekunde u. a.) erfuhr eine Bereicherung durch Aufstellen einer Vitrine mit den Losungen aller Wildarten. 1973 konnte der linke Flügel des Erd geschosses, der 1967 unausgebaut geblieben war, ebenfalls fertiggestellt und einbezogen werden. So wurde Platz für ein Diorama mit Winterrehen geschaffen, das auch eine albinotische und eine gehörnte Gais zeigt, ein Diorama mit den Raben vögeln, Eulen und Weihen, sowie eines mit Dachsen vor ihrem Bau, eine Ergänzung der Haar- und Federwild-Dioramen im 1. Stock. Abgüsse des Weltrekord-Steinbocks (1971 erlegt am Röthelstein a. d. Mur) und des stärksten eu ropäischen Rehbocks mit über 1 kg Geweihge wicht (England 1975), sowie die Abwurfstangen

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