OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 1/2

„Altstädter Bauerngmoa Linz'' Wegbereiter des Mühlviertier Volkstums in der Landeshauptstadt Von Johannes Chr. K a s t n e r Mit 1 Textbild Ungewöhnlich, für Zeitgenossen altmodisch. Lokal. Für die Gmoa begann d mutet der Vereinsname an. Die typische Tracht selige Wanderung von Vereir dagegen kennt man weithin und die Auftritte lokal. Der erste Umzug in die dieses Vereines in Linz und darüber hinaus gehö- ging humorvoll von den staui ren zum gewohnten Bild festlicher Volkstums- 1er Linzer vor sich. Inmitten Veranstaltungen. Seine Freunde finden sich stets steckte man eine getreue zahlreich beim Neujahrsschnalzen, beim Mühl- ,,Gmoahütte" in Flammen; g viertlerball, beim Erntedankfest und neuerdings einem Doppelliter Bier. Sodi auch beim Simandltanz, um nur einige Veran- Brandruine in einen Sarg und staltungen zu nennen. Die Rede ist von der Alt- ßer Anteilnahme der Linzel Städter Bauerngmoa Linz, auf deren Fahne durch die Gassen der Altstac Brauchtumspflege, Volkstanz und Volkslied, na- der Donau zu übergeben, türlich stets rm Rahmen gemütlicher GeseUigkeit, Die Wahl des zweiten Vereir geschrieben steht. andere als glücklich. Die Gmc Die Herkunft hat vor sieben Jahrzehnten ein in Zinnhobels Gasthaus an c Häuflein Mühlviertler in Linz an der Donau zu- zog man zum Hofwirt in der K; sammengeführt. Ein Stammtisch in der Altstadt Gasthaus Stadt Meran in der ersetzte den Zuwanderern die geliebte bäuerliche 1948 ins Gasthaus ,,Zur Ew Stube. Hier lebte die dem Mühlviertel ureigene Friedhofstraße, 1951 ins Gast tiefverwurzelte Landsmannschaft weiter und be- in der Hofgasse (vormals Zii reitete den Boden auf, dem schließlich die Alt- Gasthaus Flugrad in der Karl Städter Bauerngmoa entsprang. im gleichen Jahr wieder zur 1912 war es soweit: Der Wagnermeister Franz Ruh", wo die Altstädter bis h Hauser und seine Freunde Eder, Strasser, Hör- gastfreundliche Bleibe genieß« zing. Höller, Kagerer und Hofer mit Gattin fan den sich im Hotel Krebs, dem späteren Vereins- wil • ,l r J7 // I ■ I lokal, zusammen und hoben die Altstädter Bau- "^^hlviertler Landler heimgeh erngmoa aus der Taufe. Der neue Verein stellte Der jungen Kameradschaftd sich die Aufgabe, alte Sitten und Bräuche zu pfle- erngmoa vermochte der Erst« gen. anzuhaben. Schwungvoll war Wenige Wochen danach gab es die erste große nach dem Krieg der Pflege des Feierlichkeit, eine goldene Bauernhochzeit. Das dieser Stunde besinnen sich «; Fest verlief großartig, und die Bauerngmoa war Verbundenheit zur Mühlviertl schlagartig in aller Munde. Abordnung der Gmoa nimm Gmoahütte niedergebrannt Der Eigenart der Gmoa entsprechend führte der Vereinsvorsteher die Bezeichnung „Burgamoasta". Ihm zur Seite standen ein Pohzeimann, ein Nachtwächter, ein Briefträger und sogar ein Pfar rer. Der Tanzmeister wurde nüt „Landler Hias" gerufen, die übrigen Mitglieder ausnahmslos mit dem gebräuchlichen Hausnamen. Erst in neuerer Zeit fanden in der Altstädter Bauerngmoa auch die heute üblichen Funktionsbezeichnungen Eingang. Der „Rote Krebs" blieb den Altstädtern nur kurze Zeit. Zum Ende des Gründungsjahres schloß das Lokal. Für die Gmoa begann damit eine unglück selige Wanderung von Vereinslokal zu Vereins lokal. Der erste Umzug in die „Goldene Krone" ging humorvoll von den staunenden Augen vie ler Linzer vor sich. Inmitten des Gastzimmers steckte man eine getreue Nachbildung der ,,Gmoahütte" in Flammen; gelöscht wurde mit einem Doppelliter Bier. Sodann warf man die Brandruine in einen Sarg und trug sie unter gro ßer Anteilnahme der Linzer bei Fackelschein durch die Gassen der Altstadt, um sie letztlich der Donau zu übergeben. Die Wahl des zweiten Vereinslokales war alles andere als glücklich. Die Gmoa wanderte weiter in Zinnhobels Gasthaus an der Hofgasse. 1924 zog man zum Hofwirt in der Kaisergasse, 1936 ins Gasthaus Stadt Meran in der Beethovenstraße, 1948 ins Gasthaus ,,Zur Ewigen Ruh" in der Friedhofstraße, 1951 ins Gasthaus Dreifaltigkeit in der Hofgasse (vormals Zinnhobel), 1952 ins Gasthaus Flugrad in der Karl-Wiser-Straße und im gleichen Jahr wieder zurück ,,Zur Ewigen Ruh", wo die Altstädter bis heute eine überaus gastfreundliche Bleibe genießen. ,,Mühlviertler Landler" heimgeholt Der jungen Kameradschaft der Altstädter Bau erngmoa vermochte der Erste Weltkrieg nichts anzuhaben. Schwungvoll wandte sich die Gmoa nach dem Krieg der Pflege des Volkstanzes zu. In dieser Stunde besinnen sich die Altstädter ihrer Verbundenheit zur Mühlviertler Lebensart. Eine Abordnung der Gmoa nimmt den Weg hinauf nach Zwettl an der Rodl. Auf einem Bauernge höft wird ein Landler einstudiert, der als „Mühl viertler Landler" in die Vereinsgeschichte ein geht und für die Altstädter heute Hymnencha rakter besitzt. Der Volkstanz ist mittlerweile zum zentralen Anliegen der Altstädter geworden. Im Tanz fand dieser Linzer Trachtenverein Mitte der zwanziger Jahre einen kulturellen Auftrag, der all die Jahre hindurch stetig gefestigt werden konnte und heute als Berufung verstanden wird. Diese Tatsache mag dadurch eine Betonung erfahren, daß die Funktion des Tanzmeisters von 1925 bis 1%7 ohne Unterbrechung in der Hand des Kame raden Karl Breiteneder gelegen war. Die Tanzfreude der Altstädter läßt früh auch den

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