OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 1/2

„Du wirst's erleben", habe ich ihm da versprochen, „von der nächsten Sau, die du stichst, verlierst du den Kopf." Das war jetzt leicht gesprochen, ich mußte nur sehen, wie das Versprechen zu halten war. Zuerst war auszuspionieren, wann der Höfler die nächste Sau sticht. Da hat mir der Beifahrer vom Milchwagen der Molkerei geholfen. Der kommt alle Morgen zu den Bauern und sam melt die Milch ein und hört dabei so manches, wenn er die Ohren recht spitzt. Da hat er mir ein paar Tage später Be scheid gegeben, daß es wohl an diesem oder am nächsten Tag soweit ist. Er kam zu nur in die Wohnung, so um die frühe Mittagszeit. Ich war damals gerade in Urlaub und bin probeweise gleich einmal zum Hof vom Höfler rausgefahren. Den Wagen, einen 500er Puch, habe ich hinterm Nachbarhaus abgestellt, damit der Höfler nicht schon vorher drauf kommt, daß ich in der Nähe bin. Gleich beim ersten Versuch hatte ich Glück. Eine Stalltüre war offen und von da stieg ich auf den Heuboden. Dort konnte ich die Lage im Hof übersehen. Der Höfler kam mit seinen beiden kleinen Söhnen aus dem Wohnhaus. Ich konnte hören, wie sie den Vater baten, beim Saustechen dabeisein zu dürfen. Aber noch immer wußte ich nicht, ob das Stechen noch an diesem Tag oder erst am näch sten Tag sein sollte. Aber da kam der Saustecher zum Hof herein, begrüßte den Bauern und breitete seine,, Werkzeuge" aus. Da war's klar. Die Hausfrau kam auch heraus und sagte, daß sie jetzt gleich mit dem Kesselheizen anfängt für das heiße Wasser zum Sau brühen. Das geht noch lang her, bis die fertig ist, dachte ich mir. Zwei Kollegen von mir sollten noch dabei sein. Die hol ich mir derweil, das braucht noch zwei bis drei Stunden, bis das Wasser heiß ist . . . Meine beiden Kollegen traf ich im Gasthaus. Erst haben wir noch eine Partie Kegel geschoben. Dann sind wir alle drei drauflos. Den Puch haben wir wieder beim Nachbarn hinter der Scheune abgestellt, abseits der Straße. Vorsichtig haben wir uns dann der Scheune vom Höfler genähert. Wir hatten nur einen Gedanken: es muß gelingen. Als ich vorsichtig die Stalltür geöffnet hatte, war ich erst froh, daß es so leicht ging und sie nicht verschlossen war. Aber als ich hindurch wollte, standen fast direkt vor mir die beiden Buben vom Höfler (siehe Abb. 1). Ich denk schon, sie haben mich gesehen und mach blitzschnell das Türl wieder zu. Spä ter haben sie gesagt, daß sie mich nicht gesehen haben, weil da grade die Sau im Hof gestochen wurde. Wir stiegen also mit der bereitliegenden Leiter auf den Heu boden. Meine beiden Spezln machten sich ein Versteck im Heu. Das war gut so, denn als die Bäuerin zum Futterabwer fen kam, hat sie keinen von uns entdeckt. Später hat sie dann gemeint: „Ich hätt' an Herzschlag kriagt, wann da plötzlich zwoa Mannsbilder im Heu gsessen wärn." Als die Bäuerin wieder unten war, hab' ich die beiden Freunde so in die Nähe der Stiege zum Hof gestellt, daß sie gut sehen konnten, was drunten geschieht. Wir haben aus gemacht, daß beide sofort lossausen und mir das Hoftor öff nen, wenn ich den Saukopf abschneide. So haben wir bis um ^1*6 Uhr abends gewartet. Inzwischen war es dunkel geworden und auch recht kalt. Ich stand in der Tenne auf einem ungefähr einen Meter hohen Heuhaufen, als der Bauer mit der Taschenlampe noch einmal genau über prüfte, ob alle Türen fest geschlossen und verriegelt waren. Er ahnte nicht, daß die Diebe schon im Haus warteten. Seine Vorsicht war durchaus begründet, denn ich hatte ihm den Diebstahl ja schon ein paar Tage vorher angekündigt. Er leuchtete die Tenne ab, ob irgendetwas Verdächtiges zu se hen war. Ich stand eng an die Wand gepreßt mit angehalte nem Atem und erwartete jeden Augenblick, daß der Schein der Taschenlampe auf mich fällt. Gerade als der Höfler sich umdreht und der Strahl der Lampe zu mir herumschwenkt, löscht er das Licht und verläßt die Tenne. Damit die Sache ganz sicher ist, hat der Höfler gesagt, tragen wir die Sau ins Haus. Die Sau hat auf dem Schrägen gelegen und war fertig halbiert. Die Frau und die Buben waren schon im Haus drin und der Bauer und der Saustecher packen die erste Sauhälfte. Der hintere Sau träger war noch nicht über die Schwelle verschwunden, da hab ich mir gedacht, das ist jetzt deine letzte Chance und bin losgesaust zum Schrägen hin, wo die zweite Sauhälfte lag. Mit der linken Hand hab ich sie beim Rüssel gepackt und den Kopf etwas hochgehoben und mit der Rechten hab' ich das Messer so schnell durchsausen lassen, daß der Kopf in zwei Sekunden abgetrennt war. Dann hab' ich das Messer auf die Sau fallen lassen, damit ich beide Hände frei hab', den Kopf zweimal rumgedreht und der Knochen vom Halswirbel war durch. Das Messer hab' ich wieder packt und bin mit dem Kopf zum Tor gesaust. Meine beiden Kollegen waren so von meinem Tempo über rascht, daß das Tor noch geschlossen war, als ich dort ankam und ich noch einmal stoppen mußte. Alles hatte sich ganz leise abgespielt. Ebenso leise schlössen wir das Hoftor wieder. Durch den Höflergarten und den vom Nachbarn rannten wir zum Auto. Kaum saßen wir drin, mußten wir noch einmal aussteigen und anschieben, weil sich die Räder im Schnee durchdrehten. Der Höfler hat seinen Augen nicht getraut, als er mit dem Saustecher wieder in den Hof kommt und die zweite Sau hälfte reintragen will. Sofort sieht er, obwohl es im Hof nicht besonders hell war, daß die restliche Sau ein gutes Stück kür zer ist als vorher. Er konnte sich einfach rucht vorstellen, wie alles vor sich gegangen war. An diesem Abend haben wir drei ausgiebig gefeiert. Einige Tage danach hatten wir ein großes Saukopfessen mit 30 Personen vom halben Saukopf. Das Fleisch hat gut ge reicht, weil ein schönes Stück vom Hals in der Eile mitge kommen war. Natürlich gibt es viele Geschichten über das Sau kopfstehlen. Eine beschreibt den vom Max er zählten Diebstahl in einem von ihm selbst verfaß ten Gedicht; daraus einige Auszüge: Ban Baunan is a so da Brau', daß alle halbs Jahr schier stechand d' Sau, daß des hübsch regelmäßig gschiagt hat a da Max schon außakriagt. Denn für seine Aktionen hat er Informationsstationen. Fürs Wichtigste hat da Max, da Besser, ein Saukopfspezialstehlmessen

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