entsprechende Vorbildung dieser Rabbiner scheinen dazu geführt zu haben, daß das Mini sterium der Statthalterei 1896 einen Erlaß über das,,erforderliche Maß allgemeiner Bildung" für das Amt eines Rabbiners mit dem Ersuchen übermittelt, es im Landesgesetzblatt zu veröf fentlichen und den israelitischen Kultusgemein den bekanntzugeben. Der Erlaß sieht vor, daß Rabbiner „zumindesten das Obergymnasium vollständig und mit gutem Erfolg zurückgelegt haben", doch wird bereits dauernd bestellten Rabbinern diese Voraussetzung erlassen. Übri gens ist auch für künftig vorgesehen, bei „rück sichtswürdigen Fällen" diese Voraussetzung zu erlassen 1®. Im Zusammenhang mit dem Befähigungsnach weis für Rabbiner schreibt etwa die Kultusge meinde Linz noch im Februar 1897, daß der Lin zer Rabbiner Moritz Friedmann seit 1883 im Amte sei und daß derselbe schon längst vom Linzer Bürgermeister Wieser vereidigt worden sei^'. Gleichzeitig sucht in Salzburg Rabbiner Moritz Bach um Dispens vom Bildungsnachweis an. Nach sechs Klassen Gymnasium habe er in Wien diek. k. Lehrerbildungsanstalt besucht und nach der dort abgelegten Reifeprüfung in Schüttenhofen in Böhmen den Religionsunterricht erteilt. Die Statthalterei in Prag habe ihm 1892 Nachsicht gewährt, seit 1895 sei er Matrikenführer und zwi schen 1892 und 1897 Rabbiner in Kolin und Nepomuk gewesen; 1897 sei er nach Salzburg ver zogen. Im Zusammenhang mit diesem Schreiben geht die Statthalterei des Herzogtums Salzburg in ei nem Schreiben an die Statthalterei Linz 1897 auch erstmals auf die Bestrebungen ein, für Salzburg eine eigene Kultusgemeinde zu errichten. Die Salzburger Statthalterei erklärt dabei, daß ange sichts der geringen Anzahl von Israeliten,, weder eine Notwendigkeit" für die Errichtung gegeben sei, noch könnte eine solche Kultusgemeinde le bensfähig sein. Auch die Landesregierung „habe diese Anschauung als richtig bezeichnet" und er klärt, daß die Notwendigkeit der Anstellung ei nes eigenen Rabbiners nicht gegeben sei; sie spreche sich auch gegen die Erteilung einer Nachsicht für Moritz Bach aus^®. 1897 verlangt das Ministerium auch eine genaue Statistik der im oberösterreichischen und Salz burger Bereich lebenden Juden^i. Die israeliti sche Kultusgemeinde Steyr meldet 202 Mitglie der, davon 40 Zahlungspflichtige (38 Männer, 2 Frauen), 17 männliche - nicht beitragende und 42 männliche Minderjährige, dazu 28 Frauen und 75 weibliche Minderjährige. Als neuer Vorsteher wird ab 1895 Leopold Weigner angegeben^^. Vorliegende gedruckte Rechenschaftsberichte des Vorstandes der israelitischen Kultusge meinde Linz der Jahre 1905, 1906 und 1907 zei gen, daß ein Jahrzehnt nach der Neukonstruktion der israelitischen Kirchenorganisation eine durchaus konsolidierte Kultusgemeinde exi stiert. Auch gibt es ein reich gegliedertes jüdi sches Vereinsleben. Ende 1904 zählt man in der Kultusgemeinde Linz 354 Mitglieder; einem Ab gang durch Tod und Übersiedlung von 26 Mit gliedern steht dann 1905 ein Neuzugang von 33 gegenüber, so daß die Mitgliederzahl 361 aus macht. Davon sind 224 in Linz wohnhaft, 63 in „diversen Orten Oberösterreichs", 74 in Stadt imd Land Salzburg. Diese Zahlen ändern sich auch im Verlauf der folgenden Jahre nur sehr we nig. 1906 werden 372 gemeldet, davon 238 in Linz, 67 im übrigen Oberösterreich und 67 in Stadt und Land Salzburg. 1907 erhöht sich der Stand auf 381 (Linz und ürfahr 236, übriges: Oberösterreich 73, Stadt und Land Salzburg 72). Lediglich für Linz, leider nicht für das übrige Oberösterreich und natürlich auch nicht für die israelitische Kultusgemeinde Steyr, werden in einem gedruckten Mitgliedsverzeichnis Angaben über den Beruf der Linzer Juden gemacht, die doch eine sehr einseitige Struktur dieser kleinen jüdischen Gemeinde erkennen lassen. Gereiht nach der Größe der einzelnen Berufsgruppen er gibt sich folgendes Bild: 63 Kaufleute, 23 ReisenOÖLA, Schreiben des Cultusministeriums, Z. 25489 vom 23. Dezember 1896. Verordnung des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht vom 23. Dezember 1896, Z. 25489. OÖLA, Schreiben der Vorstehung der israelitischen Cultusgemeinde Linz, Z. 88 vom 25. Februar 1897 (gez. Hahn). OÖLA, Note des k. k. Statthalters in Salzbiu'g, Z. 7069 vom 15. Juni 1897. OÖLA, Schreiben des Cultusministers, Z. 16133'^ vom 21. Jänner 1897. " OÖLA, Schreiben der israelitischen Cultusgemeinde 237 vom 30. März 1897.
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