Die Tante des Professors Otfried Kastner und Witwe des Lebzelters, Maria Kastner, behielt das Haus Nr. 45 ab 1. Februar 1906 nur noch etwa zwanzig Monate lang in ihrem Besitz; am 28. September 1907 verkaufte sie es^'' ,,samt fundus instructus" für 30.000 Kronen an den aus dem Rheinland (aus Elberfeld) stammenden KeUner Franz Kafka (Sohn des Zeugfabrikanten und langjährigen Obemeukirchner Musikka pellmeisters Eduard Kafka) und seine Ehefrau Johanna. Das Ehepaar führte das Gasthaus und betreute die dazugehörige Landwirtschaft bis 1931; Lebzelterei und Wachswarengeschäft wur den bis ungefähr 1920 betrieben und dann aufge lassen! Dieser Gastwirt Franz Kafka war übrigens von 1919 bis 1929 Bürgermeister der Marktgemeinde Oberneukirchen. - Am 26. September 1931 kauf ten Eduard Kafka (der Bruder des genannten Bür germeisters) und seine Frau Anna Klara (geb. Kirchmann, ebenfalls aus Elberfeld) das Haus Nr. 45. Die Eheleute ließen das Haus im Frühjahr (ab 20. April) 1932 renovieren^®, führten den Gastbetrieb mehrere Jahre lang und verpachteten ihn dann. Während des Zweiten Weltkrieges (etwa 1943) wurde er eingestellt; das Gasthaus wurde stillgelegt. Im genannten Jahr, am 2. Februar 1943, schloß der Exbürgermeister Franz Kafka, der am 30. September 1941 seine Frau Johanna durch den Tod verloren hatte, einen neuen Ehebund mit Berta, geb. Kreilinger. Beide Eheleute starben etwa siebzehn Jahre später: Franz Kafka 1960, Berta Kafka 1961. Auch die letzten Besitzer des Lebzelterhauses segneten in den Nachkriegsjah ren das Zeitliche: Eduard Kafka (der 1880 in Oberneukirchen Nr. 22 geboren wurde und Vi zebürgermeister und Kämmerer der Marktkom mune von Oberneukirchen war) am 30. Septem ber 1952 - und seine Witwe Anna Klara Kafka (ebenfalls 1880 geboren) am 15. November 1959. Diese letzte Besitzerin war es aber, die eine völlig neue, religiös und altruistisch betonte Aera des Hauses Nr. 45 einleitete. Zwar hatte noch zu Lebzeiten ihres Mannes - am 25. April 1949- der damalige Pfarrvikar F. Mala chias Birklbauer begonnen, im ,,Kafkahaus" ein Pfarrjugendheim einzurichten^®, aber der Umund Ausbau des Dachgeschosses - verbunden mit dem Einbau (aber noch nicht mit der Einrich tung) eines Kapellenraumes und einer Sakristeikonnte erst im Jahr 1956 in Angriff genommen werden. 1967 wurden im Pfarrsaal Klappsessel (aus dem Linzer Landestheater) installiert. Von hausgeschichtlich entscheidenden Ereignissen berichtet jedoch die Pfarrchronik des Jahres 195927. Am 15. und 28. Juni 1959 kamen Abordnungen der Schwestern Oblatinnen aus Linz-Lfrfahr nach Oberneukirchen, um wegen des Kafkahauses (Nr. 45) bei Frau Klara Kafka vorzusprechen, da diese es den Schwestern zu übergeben beabsich tigte. Am 22. Juli 1959 traf das erste Schwestern team ein - und am 25. Juli 1959 unterschrieb Frau Anna Klara Kafka den Vertrag, durch den sie den Schwestern Oblatinnen ihr Haus samt den dazu gehörigen Gründen übereignete - gegen die Ver pflichtung der lebenslänglichen Verpflegung und Betreuung und unter der Bedingung, daß das Haus eine Schwestemanstalt werden und blei ben sollte. Durch diesen Übergabsvertrag gelangte die Kon gregation der Oblatinnen des hl. Franz von Sales mit Wirkung vom 5. September 1959 in den Besitz den Hauses Nr. 45. Zunächst wurde es als Familien-Erholungsheim eingerichtet. Die ersten acht Gastfamilien kamen am 9. Juli 1960, einen Tag bevor Pfarrvikar P. Ma lachias Birklbauer das Haus einweihte. Über hundert Familien (zum Teil mit vier oder sogar fünf Kindern) wurden in der Folgezeit hier be herbergt. Am 8. September 1962 übernahm Schwester Oberin Franziska Helene Rehden die Führung des Hauses. Etwa zwei Jahre später vermerkte der Chronist: ,,Am 12. August 1964 hielt der Kath. FamiUenverband im Kafkahaus einen Abschieds abend, da die Schwestern Oblatinnen das Haus für Erholungsschwestern benötigen werden und ein Internat eingerichtet wird^®." Die vorstehende Chronikeintragung skizziert, was in der Zwischenzeit (1962-1964) geschehen Pfchr., S. 35. Pfchr., S. 181. " Pfchr., S. 280. " Pfchr., S. 336 f. Pfchr., S. 361.
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