OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 1/2

zieher und Gastwirt" Anton Kastner, schloß am 5. Juni 1894 - im Alter von 24 Jahren - mit der 21jährigen Maria Rechberger aus Haslach den Ehebund^''. Schon seit dem 4. Mai 1894 waren beide ,,je zur Hälfte" Besitzer des Lebzelterhau ses. Ihr erster Sohn, Richard AntonK., wurde am 10. Februar 1895 geboren; er starb im Jahre 1946 in Salzburg. Das Aussterben der am Haus Nr. 45 seßhaften Linie der Lebzelterfamilie Kastner kündigte sich übrigens am 2. August 1896 durch eine nicht lebensfähige Zwülingsgeburtan, deren Eltern Anton und Maria Kastner waren^®. Neun Jahre später (am 14. November 1905) starb Anton Kastner im Alter von nur 35 Jahren, wie einst sein Vater an Tuberkulose^''. Sein älterer Bruder, Johann Ev. Kastner, der am 18. November 1865 in Obemeukirchen Nr. 45 geboren worden war^°, wurde dem Lebzelterge werbe völlig untreu: er besuchte in Freistadt die Mittelschule, studierte dann in Innsbruck Rechtswissenschaft und wurde schließlich Steueradministrator und Hofrat. Dem berühm ten Sohn dieses Mannes, Professor Otfried Käst ner^', der diesem in seinem Buch ,,Das obere Mühlviertel, sein Wesen und seine Kunst"^^ durch die vorangestellte Anmerkung ,,Meinem Vater - Hofrat Dr. Hanns Kastner, dem Lebzel ter-Hannes von Obemeukirchen - gewidmet!" ein schönes Denkmal setzte, verdankt der Ver fasser unter anderem folgende haus- und fami liengeschichtliche Mitteilungen: „Mein Großvater Anton machte durch seine Reise nach Mailand, das damals noch zu Öster reich gehörte, von sich reden. Nochzu seinerzeit - und bis fast zur Gegenwart herauf - wurde das beste Zimmer des Hauses Franzosenzimmer ge nannt, weil es einst, als der Markt Obemeukir chen von den Franzosen besetzt war, dem fran zösischen Ortskommandanten zum Quartier ge dient hatte. Unter meinem Onkel Toni, der mit großem Kunstsinn ausgezeichnet war, stand noch die Lebzelterei in voller Blüte. Die Verbin dung mit den Pfarrherren aus Wilhering war all ein schon wegen ihrer Belieferung mit Kerzen weit über das Mühlviertel verbreitet. Die Wachs bleiche in Obemeukirchen war noch in meiner Jugend eine Sehenswürdigkeit. Die Linde im oberen Markt haben Onkel Toni und mein Vater gepflanzt. Die Lust und Fähigkeit zum rege ge pflegten Theaterspiel in Obemeukirchen sah viele Mitglieder der Familie Kastner tätig. Eine gewisse Resi war besonders bemerkenswert, weü sie sämtliche Rollen beherrschte. Wenn mein Va ter auf Sommerfrische in seinem geliebten Hei matort weilte, so spielte er die Geige am Kirchen chor. Damals war es selbstverständlich, daß er jedesmal zu Fuß nach Obemeukirchen reiste. Mit dem Lobensteiner Eremiten Michael Kitzmüller (Schloßmichl), der am 26. Juni 1920 von unbe kannten Tätem ermordet wurde, verband ihn fast eine Freundschaft. Ein Sohn seiner Schwe ster (meiner Tante) Anna, Professor Richard Dil ler, wurde als Porträtist und Landschaftsmaler sehr bekannt und vielfach ausgezeichnet^®. Seine Reisen führten ihn bis Skandinavien (Spitzber gen), Spanien usw. Auch der bekannte Kunstma ler Albrecht Dunzendorfer hat unter Richard Dil ler seine ersten gut gelungenen Versuche gestar tet. - So wie viele Werke Dillers verlorengingen, so sind auch von der glänzenden, gewerbege schichtlich interessanten Vergangenheit des Kastnerhauses fast keine Spuren mehr erhalten geblieben. Die Lebzelterei jenes Gebäudes, aus dem man einst in dreizehn Orten die Ware aus bot, worauf man bei der Heimkehr von ersten Winterschauem überrascht wurde, scheint heute ein erfundenes Märchen zu sein." " Pfm. O., Hb., Tom. VIII, Pag. 15. 18 Pfm. O., Tb., Tom. X, Pag. 104. Die Zwillinge waren zwei Mädchen, von denen eines am selben Tag, das zweite am 29. Oktober 1896 starb. " Pfm. O., Stb., Tom VIII, Pag. 118. 20 Pfm. O., Ib., Tom VIII, Pag. 247. 21 Otfried Hans Karl Kastner, Professor h. c., Sparkassenbe amter i. R., Kunsthistoriker, Schriftsteller; sehr viele Ver öffentlichungen; geboren 21. Mai 1899 in Steyr, wohnhaft in Linz, Steinbauerstraße 15. Genaueres siehe Biographi sches Lexikon von Oberösterreich, 6. Lieferung (1960) und 11. bis 14. Lieferung (1968). 22 Wien, 1938. 22 Richard Karl Diller (1890-1969; geboren und begraben in Wels); akademischer Maler, 1928-1945 Professor für Kunsterziehung am Realgymnasium und Bundesgymna sium in Linz. Er schuf viele Bildnisse von Staatsmännern, Künstlern und Damen der Gesellschaft, Kinder- und Fami lienbilder, Landschaften (vornehmlich aus dem Mühlvier tel und der Steiermark), Blumen, Tiere, Veduten in ver schiedenen Techniken. Genaueres siehe Biographisches Lexikon von Oberösterreich, 3. Lieferung (1957) und 11. bis 14. Lieferung (1968).

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