OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 1/2

Zur Frage der Metallversorgung der mittelalterlichen Münzstätten Oberösterreichs Von Wernfried L. Werneck Mit 3 Abbildungen Innerhalb der Grenzen des heutigen Oberöster reich wurden in den Städten Linz, Enns und Frei stadt Münzen geprägt - unter jeweils politisch, aber auch wirtschaftlich völlig unterschiedlichen Voraussetzungen. Die älteste ,,oberösterreichische" Münze war die ,,ennsische" in der Stadt Enns, errichtet 1156 (oder früher) in einer Zeit, als nach den Folgen der Ungarneinfälle Gewerbe und Wirtschaft sich wieder erholten, Handelswege sich wieder beleb ten und Städte an wichtigen Kreuzungspunkten Märkte und Messen abhielten. In Enns war der Übergang des steirischen Eisens über die Donau nach Böhmen, gleichzeitig der Übergang bayri schen Salzes über die Enns nach Osten - Wech selgeld wurde benötigt. Eine zweite Periode von Münzprägungen zwi schen 1458 bis höchstens 1463 steht im Zeichen des Bruderzwistes Kaiser Friedrich III. und Erz herzog Albrecht VI., dem nach dem Tode König Ladislaus Postumus 1457 Österreich ob der Enns zugesprochen worden war, der jedoch 1463 be reits verstarb. Es war eine Periode wirtschaftli cher Erschütterungen, der Handel stockte, Preise erreichten phantastische Höhen - es war eine schlechte Zeit der österreichischen Münzen - die erste große Münzkrise, die als Zeit der Schinder linge in die Münzgeschichte eingegangen ist. Die dritte und letzte Periode einer Landesmünze ob der Enns, 1526-1562, fällt in die Regierungs zeit Ferdinands L, der neben den vier habsburgischen Münzen in Wien, Graz, St. Veit a. d. Glan und Hall in Tirol sowie der erzbischöflichen Münze in Salzburg auch in Linz eine Münze er richtete. Es war die Zeit des allgemeinen Auf schwungs des europäischen Handels; beste hende Handelswege erfuhren weitere Bedeu tung, aber auch der Edelmetallbergbau in den österreichischen Alpen und den böhmischen Erz revieren erlebte eine Hochblüte - es war die Zeit der Fugger und eines Georg Agricola. Vor diesem politischen Flintergrund sind die je weiligen Bestandszeiten der obderennsischen Münzen zu sehen. Historischer Rahmen und numismatische Würdigung der Münzstätten Enns, Linz und Freistadt wurden schon mehrfach und umfassend gegeben bzw. werden fortlau fend bearbeitet. Die Frage, woher diese drei Münzstätten ihr Münzmetall bezogen, wurde je doch bisher nur generell oder gar nicht unter sucht. Der Grund dafür ist sicher dem Umstand zuzu schreiben, daß Urkunden und zeitgenössische Dokumente nur selten darauf eingehen. Trotz dem war die Metallversorgung der Münzstätten im Mittelalter die Hauptsorge schlechthin. Seit Karl dem Großen war Silber das einzige Münzmetall, Kupfer nur zur Legierung zugelas sen. Der Wert bzw. die Münzeinheit richteten sich jeweils nach dem Gehalt an Silber. Der Sil berbedarf der Münzstätten war daher groß und das Münzrecht wurde zunächst stets nahe der Edelmetallproduktion ausgeübt. Handelsbezie hungen bzw. Hauptumschlagplätze waren aber an bestimmte Standorte entlang der Handels wege gebunden, dadurch mußte bald das Münz recht vom Standort des Bergwerks getrennt wer den. Die mittelalterlichen Münzstätten in Ober österreich sind dafür als typisch anzusehen. Der allgemeine Bedarf an Edelmetallen überstieg immer wieder die Produktionsziffern der Berg baue. Neben der Primärversorgung griff man da her besonders in bergbaufernen Münzstätten zur Verarbeitung und Einschmelzung von sog. Pagament (Bruch- oder Abfallsilber) und schließlich als letzte Rettung zu fiskalischen Maßnahmen, als man u. U. mehrmals im Jahr Münzen ,,ver rief", d. h. entwertete, einzog und durch neue, ärmere Prägungen ersetzte. Durch die beiden letztgenannten Maßnahmen blieb die Herkunft des Münzmetalls naturgemäß verschleiert, eine Erwähnung derselben in Urkunden war prak tisch unmöglich (Lit. 14, 15). Nach dieser Einleitung kann im einzelnen gesagt werden: Enns war Ende des 12. Jh. ein passauisches Lehen des steir. Landesfürsten Ottokar 11. (1164-1192) im damaligen Traungau (13), 1191 unterzeichnete er eine Urkunde im Hause des Ennser Münzmei sters Riwinus (Rabein). Die erste oberösterreichi sche (traungauische) Münze von Enns, vermut lich 1156 gegründet, dauerte mit Unterbrechun gen nachweislich bis 1334 (6). Als Edelmetall-Lieferant für die Ennser Münze kommt für diese Zeit aus politischen und ver kehrstechnischen Überlegungen nur Oberzeiring in der Steiermark in Frage, wie schon L. Bogdan vermutet (1). Der Silberbergbau Zeiring erlebte

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