OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 1/2

sein, daß nur ein Teil erwähnt werden konnte, etwa in dem Sinne, die Streuung der Pflegearbeit über die einzelnen Gebiete des Landes aufzuzei gen. Tanzfeste Das erste Tanzfest in Oberösterreich wurde von Dr. Ernst Hamza in seiner Eigenschaft als Ehrenkonsulent der Oö. Landwirtschaftskammer an geregt und in Zusammenarbeit mit Rudolf Möstl, Franz Vogl und mir geplant und vorbereitet. Es fand im Festsaal des Linzer Hauptbahnhofes am 14. Februar 1950 statt. Es sollte nur dem Volks tanz gelten, damals ein etwas gewagter Versuch. Es war aber ein sehr guter Erfolg zu verzeichnen und die festliche Durchführung wurde ein Mu ster für die vielen folgenden Tanzfeste. Schon daß Landeshauptmann Dr. Gleißner den Auftanz mit seiner Gattin anführte, war ein Höhepimkt. Dann gab es etwa in der Mitte des Festes eine un gewohnte Besonderheit: ,,Die kleine Tanzschu le"; dabei wurden einige leichte Tänze vorgezeigt und dann für alle gelehrt. Daß sich dabei die ,,Landesfrau" als Partnerin des Tanzleiters zur Verfügung stellte, wurde als besondere Ehrung des Festes empfunden. Nach dem Leitbild dieses Festes folgten bald wei tere, auch in den größeren Bezirksorten. Für das Landesfest wurde der Bahnhofssaal bald zu klein. Man wagte es, ins Kaufmännische Ver einshaus zu übersiedeln, wobei wieder ein neuer Versuch dazukam: Es wurde für jene, die auch den modernen Gesellschaftstanz nicht ganz mis sen wollten, ein zweiter Saal für diese Art zu tan zen bereitgestellt. Die Beteiligung war sehr gut, es gab oft über tausend Besucher. Diese Tren nung in zwei Räume hat sich längere Zeit gut be währt, wurde aber später wieder aufgelassen und in der Art abgelöst, daß (nur in einem Raum) im mer eine Gruppe Volkstänze mit modernen Ge sellschaftstänzen wechselte. Das wird in man chen Tanzveranstaltungen bis jetzt beibehalten. Dem Volkstanz hat diese Mischung aber nicht sehr genützt. Bald wurden Volkstanzfeste an anderen Orten im Lande veranstaltet, anfangs durch die Bezirksbauernkammern, dann auch von anderen Orga nisationen; ein Teil wählte die Form der Mi schung, der andere blieb beim Volkstanz allein, wie das ja dem Leitbild entspricht. Als Tanzleiter wirkten bei den Landestanzfesten meist Rudolf Möstl und ich mit, unterstützt von Mitgliedern der Welser Rud für die Spitze des Auftanzes und für die „kleine Tanzschule", in ähnlicher Art auch bei dem Fest des Welser Bezir kes. Als auch hier die Mischung in der Tanzfolge eingeführt wurde, begann die Welser Rud eigene Volkstanzfeste zu veranstalten. Aus kleinen An fängen entwickelte sich eine Form dieser Feste, die weithin Anklang fand. Teilnehmer aus allen Bundesländern, aus Bayern, Schwaben sind im mer zu verzeichnen. Sorge um Besucherzahlen gab es nie. Die Musik wird von Mitgliedern der Gruppe selbst erstellt sowie von befreundeten, musikalischen Gästen, die ihre Instrumente mit nehmen. Die Musikanten spielen kostenlos, sonst wäre die Durchführung des Festes auch nicht möglich. Insgesamt sind bei manchen die ser Feste bis zu 30 Musikanten beschäftigt, einge teilt in drei bis vier Gruppen, die sich abwech seln. Dadurch kommen die Musikanten auch zum Tanzen. (Das 71. Tanzfest der Welser Rud war am 16. Februar 1980.) Es werden drei Tanzfe ste im Jahr veranstaltet: Fasching, Sonnwend, Kathrein. An anderen Orten werden ähnliche Tanzfeste durchgeführt: Von der Volkshochschule Linz, dem österreichischen Wandervogel Ortsgruppe Linz, vom Kulturamt (oder vom Wandervogel) Steyr, vom Allg. Turnverein Schärding, auch von den Trachtenverbänden, z. B. Ebensee, Vorchdorf, oder von freien Gemeinschaften: Viechtwang-Scharnstein, den Volkstanzgruppen Kremsmünster, Eferding, Großraming, Reich raming, Laussa (die Liste ist nicht vollständig). Es ist offensichtlich, daß sich die jahrzehntelan gen Bemühungen von verschiedenen Stellen nun bemerkbar machen. Etwas mag auch die allge meine Zeitströmung, sich mehr auf Tradition zu besinnen, dazu beitragen, daß auch der Volks tanz wieder etwas mehr gefragt ist. Ich glaube aber nicht, daß es nur eine Modeerscheinung ist. Die Besinnung auf tatsächliche kulturelle und geistige Werte scheint mir doch einen tieferen Grund zu haben. Das äußert sich auch darin, daß das Bedürfnis nach Zusammenarbeit von ver schiedenen, aber doch gleichgerichteten Institu-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2