OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 1/2

den und der Eintritt in einen neuen Lebensab schnitt. Im Volksglauben mancher Gebiete galt die Heirat erst mit dem Ehrentanz als vollständig vollzogen. Da hatte der Tanz eine feste Aufgabe, er wurde gebraucht. Lange Zeit war der Ehrentanz in unserem Lande der Landler; erst später wurde er durch einen leichteren Rundtanz abgelöst, als die Kenntnis des Landlers nicht mehr allgemein war. Feste Tanzkameradschaften hatten auch als „Hochzeitsbuam" oft die Aufgabe, in einer be sonders festlichen Form einen Landler zu Ehren der Hochzeitsgäste darzubieten, auch mit einem Tanzlied für und über das Brautpaar. In der Mondseer Gegend gab (und gibt) es eine besondere Form des heimischen Landlers, der nur bei Hochzeiten getanzt wurde. Für diesen Landler gibt es eine altüberlieferte ,,bewußte" Pflege: Der ,,Hennentanz" ist eine richtige Probe: Etwa zwei Wochen vor der Hochzeit wird dieser Hochzeitslandler geübt. Es treffen sich die vom Bräutigam eingeladenen „Bräutführer" und de ren Tänzerinnen, lernen und üben den Tanz. Pflege hat es ja immer gegeben, nur nicht im heu tigen Sinne als bewußte Förderung von Kultur stellen. Im ländlichen Bereich gab es immer schon brauchtumsmäßiggewa chsene Pflegegelegenhei ten, Zusammenkünfte in den Bauernstuben, die zum Erlernen und Üben von Tanz, Lied und Mu sik dienten. ,,Roasn" (Reisen) nannte man sie oder genauer ,,Rockaroasn", ,,Federnschleißroasn". In anderen Gegenden heißt es „Hoamgartn" oder so ähnlich. Man kam zu freiwilliger Mithilfe bei der winterlichen Hausarbeit zusam men. Nach ein oder zwei Stunden ging es ans Er zählen, Singen, Musizieren und Tanzen. Etwas für das leibliche Wohl war auch zu erwarten - und für manche wohl die Hauptsache. Es war alt und jung beisammen, und die Jungen lernten das Brauchtum von den Älteren. Rüden und Zechen^ (auch Passen) waren die bäuerlichen Kameradschaften. Wenn die Rüden und Zechen,,ihren" Landler lernten, mußten sie sehr eingehend proben. Laut vieler Mitteüungen benötigte man zum Erlernen einen Winter und das bei mehreren Proben in der Woche. Ein be kanntes Gstanzl gibt Zeugnis davon: Landlerisch tanzn die ganze Wocha und de letztn drei Tag san ma d' Holzschuah 'brocha! Der Landler nahm und nimmt unter den Volks tänzen immer eine Sonderstellung ein. In seinen ersten Anfängen war er wohl ein „Tanz für alle". In vielen Gebieten entwickelte er sich durch im mer erweiterte und schwierige Figuren und ge pflegtes mehrstimmiges Singen zu einem ausge sprochenen Gruppentanz. Er war dann für das gewöhnliche Tanzvolk nicht mehr zugänglich, weil zu schwierig. Dadurch wurde er zu einer - allerdings gewachsenen - Schauform, wie es ja seit alter Zeit und in allen Gebieten solche Schau tänze gegeben hat. (Wenn in Volkstanzfachkrei sen jetzt oft Klage wegen zu vieler Schautänze auftritt, so ist damit gemeint, daß man viele unse rer allgemeinen Tänze oft zu Schauformen, deren Teile gar nicht zusammen gehören, zusammen klittert in Art einer Show, sehr oft aus kommer ziellen Gründen und ohne Wissen der gewach senen, überlieferten Formen.) Für den oben an geführten Landler in seiner ,,ausgspitztn" Form, trifft dieser Vorwurf natürlich nicht zu. Da jede Gruppe den Ehrgeiz hatte, etwas Besonderes an ihrem Tanz zu besitzen, entwickelte sich eine große Anzahl von Spielformen des Landlers. Es entstanden dadurch auch ganze Landlerland schaften mit typischen Formen. Der Unterschied der Spielformen bestand zumeist in einer ver schiedenen Reihenfolge einer gewissen Anzahl von Grundfiguren, zwischen denen eigene, sonst nicht übliche Teile eingefügt wurden. Der Zweck: a) man wollte eben etwas Besonderes, b) es sollte niemand ,,dreintanzen" können. Die großen Raufereien - etwa in früherer Zeit im Inn viertel - sind vielfach auf dieses Dreintanzen zu rückzuführen. Neben dem Landler ist Oberösterreich auch reich an anderen, kleineren Volkstanzformen. Fast alle im übrigen Österreich vorkommenden Tänze sind in irgendeiner Form auch bei uns daheim. Oberösterreich liegt im Schnittpunkt zweier Wege, die von Urzeit her der kulturellen (und wirtschaftlichen) Entwicklung günstig waren. In ^ Der Name „Rud" kommt von ahd. ,,roti" = Schar und ist auch In den Wörtern,.Rotte" und,,Rudel" enthalten.,,Ze che" entspricht der Bezeichnung für die gemeinsame Ko stenvergütung, die deren Mitglieder auch haben.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2