sparsamsten Mitteln, der Puppenspieltechnik ganz angepaßt, die bestmögliche Wirkung zu er zielen. Es sind keine nur oberflächlich-witzigen Dialoge und humorvolle Begebenheiten mit übli cher Situationskomik, jede Pointe sitzt und läßt dabei hintergründige Auslegungen offen. Es wäre wohl noch einiges über Darstellungsmit tel, Bühne und Figuren zu sagen. Eingangs wurde von einer gewissen humoristi schen Wirkung der bewegten Puppe an sich, als Mechanismus, der zu leben scheint, gesprochen. Dem Steyrer Kripperl genügt auch im wesentli chen für seine lustigen Stücke dieser Umstand, um mit seinen Marionetten den heiteren Schwänken und kuriosen Auftritten die richtige Gestaltung zu geben und ein einheitliches Gan zes zu bieten. An sich besteht ein deutlicher Gegensatz zwi schen den oft drastischen Handlungen mit dem begleitenden entsprechenden Wortwechsel auf der einen Seite, und der äußeren schlichten Er scheinung der kleinen Schauspieler und ihrer Bühnenumgebung realistischer Art auf der ande ren. Den Puppen fehlt alles gewollt und gesucht Groteske und Karikaturenhafte, wie es in der Hochkunst aller Zeiten vorkommt und auch der Volkskunst nicht fremd ist. Es gibt im Puppenensemble des Kripperls keine pointiert witzige Figur, es ist ein,,stiller" Humor, der aus bescheidenem Bemühen um Wirklich keitsnähe und Treue kommt und in diesem Stre ben das Wesen der dargestellten Typen auf seine Weise vorzüglich trifft, die unwillkürlich beim Betrachter ein Schmunzeln hervorrufen muß. Das gibt eine letztlich stärkere Wirkung, die an hält, als eine betont witzige Figur, die auch nur zu leicht ins Kitschige gerät, hervorrufen kann, wenn die erste Überraschung vorbei ist. Nun gilt das alles für die Puppen, werden sie aus der Nähe, die alle Einzelheiten erkennen läßt, be trachtet. Im Spiel bewirkt der größere Abstand vom Zu schauer und die Kleinheit der Figuren, wobei De tails nicht genauer erfaßt werden können, daß die Phantasie des Theaterbesuchers diesen bei den lustigen Situationen jeweils dazu verlockt, daß er auch den dazu passenden Ausdruck an den klei nen Gestalten zu sehen vermeint. Da genügen dann gleichfalls die steifen, begrenz ten Bewegungen der Stabmarionetten, und selbst die ganz starren Puppen, entsprechend geschickt geführt, vermögen Situationskomik vorzutäu schen. Das Wort in seinem angemessenen Tonfall und die sonst die Handlungen begleitenden Ge räusche sind letztlich die wichtigsten Mittel, den Figuren zum Leben zu verhelfen, unabhängig von ihrem Aussehen und ihren nur einfachen Gesten. Es ist ein echtes humoristisches Überraschungs moment, wenn in der möglichst realistisch ge wollten und doch recht mechanischen Puppen theaterwelt Stabfiguren lustige Stücke geben. So läßt sich verstehen, daß der Bühnenapparat des Steyrer Kripperls seinem Repertoire mit den vie len köstlichen abwechslungsreichen Szenen voll und ganz gerecht werden kann und in dieser Hinsicht nichts zu wünschen übrig bleibt. Grund genug, die profanen Aufzüge der Steyrer Pup penbühne mit den vielfältigen spaßigen Motiven nicht nur als eine historisch interessante wie auch kulturgeschichtlich seltene Belustigung anzuse hen und zu erleben, sondern als volkstümliche, komödienhafte Kleinkunst voll urwüchsiger Kraft. LITERATURVERZEICHNIS: Böhmer, Günter: Puppentheater, München ^1976. Geramb, Dr. V. v.. Zack, V.: Das Steyrer Kripperl, Sonderab druck aus der Wiener Zeitschrift für Volkskunde, Bd. 25 (1919). Goldbacher, Gregor: Das alte Krippentheater in Steyr, Unter haltungsbeilage der Linzer Tagespost, Nr. 51, 1913. Günzel, Klaus (Hrsg.): Alte deutsche Puppenspiele, Mün chen-Berlin 1971. Kastner, Otfried: Die Krippe, Linz 1964. Borger, Hugo (Hrsg.): Kölner Geschichtsjoumal 1/76, Köln 1976. Pailler, Wilhelm: Weihnachtsspiele und Krippenlieder aus Oberösterreich und Tirol, Bd. I, Innsbruck 1881. Verein Heimatpflege Steyr (Hrsg.): Steyrer Kripperl, Steyr. Zijderveld, Anton C.: Humor und Gesellschaft, eine Soziolo gie des Humors und des Lachens, Graz 1976.
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