Würfen zu sein scheint, muß den Ehefrieden stö ren. Wir erleben die Situation aber just in dem Augenblick, wo sich endlich einmal Erfolg zeigt. Den Beleg zur Auszahlimg zu finden ist leicht, das Vorweisen macht dafür Schwierigkeiten. Wir können die mühsamen Gänge des Mannes und das beschwerliche Schleppen der Tür über die ganze Bühnenbreite verfolgen. Die vergessene Haustüre muß den Ehestreit neu aufleben lassen. In dieser Lage hat der Mann wenig Lust seinen Gewinn zu teilen, über den er vor Freude tanzen möchte, aber rücht mit seiner zänkischen Frau, sondern mit der Tür, die den Gewinn sicherge stellt hat, aber erst tanzen lernen muß, und zwar den 1831 neu aufgekommenen Tanz, an richtiger Stelle, in Wien! Die komische Szene predigt diesmal weniger Mo ral, sondern macht sich über Alltagsvorgänge in drastischer Weise lustig. Das Lotteriemotiv ist in dieser Zeit beliebt (Nestroy: „Lumpazivagabun dus", Pocci: „Kasperl in der Türkei"). Die Sache mit der Tür findet sich analog in J. F. Hebels Ge schichte: „Das seltsame Rezept." Die Kindstauf: Da ziehen die Patenleute, der behä bige ,,Herr Göd" und die stolze ,,Frau Godl" mit Hebamme und schreiendem Wickelkind, das letztere durch Wiegen und heftiges „Schupfen" zu beruhigen sucht, des Weges. Sie streiten, wel chen Namen der Täufling bekommen soll und kehren zur Stärkung beim Traubenwirt ein. Man hört das Gläserklirren und die gute Unterhaltung bis auf die Straße heraus. In bester Laune er scheint die Taufgesellschaft schließlich nach län gerer Zeit wieder auf der Gasse. Doch die Trau benwirtin muß ihnen nachrufen: ,,Hallo, hallo, ÖS habt 's Kind am Fensterbankl vergessen!" Das Kind wird geholt und die Hebamme sagt beim Weggehen gerührt: ,,ls do a ehrliche Frau, die Traubenwirtin!" Genauer betrachtet, ist diese anscheinend nur köstlich humorvolle Episode aus geruhsamer al ter Zeit, die traditionelle Schwankmotive ver wendet, eine recht sarkastisch geschilderte, eher peinliche Angelegenheit. Von der Taufe ist nur hinsichtlich der Namensge bung die Rede - und die erregt Streit. Den biede ren Leuten ist der Taufgang in erster Linie ein willkommener Anlaß zu einem ausgiebigen Frühschoppen mit seinen Folgen. Paten und Hebamme, die es sich wohl besonders gut hat gehen lassen, vergessen auf die Hauptsache - das Kind. Und wie ehrlich ist dann die Traubenwir tin! Wer läßt sich schon so unversehens ein Kind einlegen; und wie treuherzig ist doch die He bamme! Die Ironie läßt sich innerhalb der kleinen Szene kaum drastischer bringen und überbieten! Ein recht eigenartiger Auftritt, ein richtiges Steyrer Lokalstück, ist betitelt: „Der Herr Expreß mit dem silbernen Haarbeutel!" Ein Dienstmann, eben der ,,Herr Expreß", schleppt einen schweren Koffer durchs Stadttor herein und läßt ihn unbekümmert mitten auf der Straße stehen, um zum nahen Traubenwirt auf einen Trunk zu gehen. Ein Tourist aus Berlin, aber wie ein Engländer für die Tropen gekleidet, kommt durchs gleiche Tor. Er will sich „die histor'sehen Häuser der hübschen Stadt Steyr mal 'n wenich besehn", stößt mit,,nanu" an den Kof fer und benützt ihn als Bank, um darauf auszuru hen. Im Koffer beginnt es zu rumoren, und als der Fremde neugierig diesen öffnet, da fährt ihm auch schon ein weißes Gespenst ins Gesicht. Schnell schlägt er den Deckel wieder zu, um sich neuerdings wieder draufzusetzen. Eine Weile bleibt es still, und als der Berliner vorsichtig im Koffer nachsieht, ist auch nichts zu finden. Dann geht das Rumoren wieder los und beim Nach schauen schießt auch schon wieder der Polter geist heraus, der den Touristen noch mehrmals narrt und schließlich mit dem Koffer davonfährt. Endlich erscheint der Dienstmann wieder; etwas angeheitert sucht er umständlich nach dem Kof fer, und da er ihn nicht finden kann, beschuldigt er den Fremden, ihn davongetragen zu haben. Es kommt zu einer lebhaften Auseinandersetzung, die der Berliner mit einer Einladung an den „Herrn Expreß", mit ihm auf ein Glas Wein ins Gasthaus zurückzukehren, gütlich beilegen kann. Soweit der Verlauf der Szene, aber was steckt da hinter? Seinem werbekräftigen Namen nach müßten wir einen tüchtigen Dienstmann vor uns haben, wo bei wohl auf eine Neueinführung in Steyr Bezug genommen ist. Doch er kommt als Diener mit Pe rücke (wie einst beliebte Dienerfiguren im Thea ter), was weniger zu seinem Namen paßt, der gute Eilbotendienste verspricht. Doch zeigt er
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