OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 1/2

und schickt ihm noch die Köchin mit dem Koch löffel nach. Doch der Rauchfangkehrer hetzt sei nen Hund Kartuscherl auf sie, der diese auch richtig ins Wadl beißt. ,,Mein Gott", schreit sie darauf,,,jetzt hat er mir aus meinem linken Wadl a Viert'l Kilo aussag'biss'n." Der Rauchfangkeh rer pfeift seinem Hund und meint: ,,Komm Kar tuscherl, z'haus kriegst a warme Milch, damit du kane Blutvergiftung bekommst!" Das Unange nehme mit einem Schmutz machenden Kaminfe ger ist zu einer drastischen Auseinandersetzung gesteigert. Ein Kasperl ist als professioneller Spaßmacher schon eingangs bei der Nachtwächterszene, dem Auftakt der ganzen Vorstellung, im ersten der kleinen komödienhaften Auftritte erschienen. Später stört er mit seinen spöttischen Bemerkun gen die Hochzeitsgesellschaft beim Traubenwirt als Stelzengeher, der im ersten Stock hineinschaun kann, und schleppt den Hausknecht, der ihn wegjagen soll, davon. Auch dem Kohlbauernbuben wird ein Kasperl lästig, weil er immer wieder auf dem Wagen aufsitzen wül, sonst kommt das Steyrer Kripperl ohne Kasperlfigur aus. An einigen Beispielen soll noch der straffe, si chere Aufbau der kleinen humorvollen Episoden genauer gezeigt werden. Bezeichnend, wie die Renommiersucht kleiner Leute im Laterndlanzünder verulkt wird, aber auch die Neuerung der Straßenbeleuchtung nicht so ernst genommen ist, wie wohl doch sicher bei den Stadtvätem und Bürgern vorausgesetzt wer den mußte. Der Mann des bescheidenen, wenn auch löblichen Berufes, rühmt sich mit einer Reihe angeblicher früherer Dienstorte, wobei er Weltstädte und kleine Orte Oberösterreichs un bekümmert in einem Atem nennt, wenn es sich nur reimt, um die Wichtigkeit seines Amtes zu betonen. Vor diesem hat nun wieder ein Lausbub wenig Respekt, der sich den Spaß erlaubt, heim lich die Lichter wieder auszublasen, die mit feier licher Andacht, liebevoll mit: ,,Brenn, Liachterl, brenn", angezündet worden waren. Das Publi kum wird dazu verlockt, an der Schadenfreude des Buben über den gelungenen Streich teilzu nehmen, aber solche dann auch zu empfinden, wenn sich der Spieß schließlich umkehrt, der Stö refried entdeckt, und ihm seine Fudelhaube an gezündet wird. Der Lausbub kann schließlich nur mit einem ,,Verschergerln", wie es Kinder lieben, drohen, bei der ganzen mütterlichen Verwandt schaft bis zur Ahnl und Guckahnl! Und die Mo ral, daß der Krug so lange zum Brunnen geht, bis er bricht, fehlt nicht. Wenn der Zuschauer Spaß an dem eingebildeten Gehaben des Laternenmannes, an der Fopperei haben kann, und jeweils auch an der Schaden freude teilnehmen darf, so kann er sich wohl da bei denken, manchmal auch ein Angeber und ei ner der Gestalten auf der Bühne ähnlich zu sein. Daß diese Szene über die Zeit des Laternenan zünders in den Steyrer Gassen hinaus, wo es be reits die erste elektrische Straßenbeleuchtung in Europa anläßlich einer Ausstellung gab, nichts von ihrer Wirkung und Beliebtheit eingebüßt hat, ist bezeichnend für die Zähigkeit, mit der sich einmal bewährte Motive im Puppentheater hal ten können, auch wenn ihr Gegenstand längst historisch geworden ist. Die Lotterie: In einer schwankhaften Szenenfolge dürfen Spielerleidenschaft und Ehestreit als dankbarer Stoff nicht fehlen. Fleißiges Lotterie spiel des Ehemannes bietet Grund genug zum steten Zanken der Frau, dieses erfolglose, kost spielige „Laster" endlich aufzugeben. Nun hat aber der Gatte das sichere Gefühl, etwas gewon nen zu haben. Voll Zuversicht eilt er zur Lotto stelle am anderen Ende der langen Häuserzeile, um dort auch zu erfahren, daß er wirklich einen Treffer gemacht habe. Zur Auszahlung des Ge winnes muß er aber als Beleg den Riskonto vor weisen. Diesen hat er nun vorsichtshalber, um ihn ja nicht zu verlieren, innen an der Haustüre aufgeklebt. Trotz heftigen Protestes seiner Frau hebt nun auch der glückliche Gewinner mir nichts, dir nichts die Haustüre aus, schleppt sie auf dem Rücken den langen Weg bis zum Lotte rieamt, wo er kaum damit durch den engen Ein gang kommt. In seiner Freude über das gewon nene Geld und in Gedanken, ob er dieses nicht besser seiner Gattin verheimlichen sollte, vergißt er die Tür bei der Lottostelle und wird zuhause von seiner Frau entsprechend empfangen und voll Zorn gefragt, wo er die Haustüre gelassen habe. Seine lakonische Antwort ist: „Ja, die hab' ich auf Wean g'schickt, Polka tanzen lernen!" Die Spielsucht, die Geld kostet, das hinausge-

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