OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 1/2

von heutzutage, die ,,Schwoagerleut", begleiten in einem späteren Auftritt ihren Almabtrieb mit an deren, weniger frommen Liedern; auch bei die sen geht es um ein Aufwecken, aber:,,Damit die Küh' mit der Mili net davonrennen!" Der,,Umgang" zu Fronleichnam mit,,Himmel", Volk und Bürgerkorps ist gewissermaßen auch ein Gegenstück zum Aufzug der Heiligen Drei Könige, des Ägyptischen Josef oder König Da vids mit der Bundeslade. Recht unterschiedlich ist Lob und Tadel den Handwerkern gegenüber verteilt. Manche be kennen selbst ihre schlechten Neigungen, wenn etwa der Hammerschmied singt: ,,I bin der lustige Hammerschmied, was i derwisch, dös nehm i mit!" oder derRastlbinder sagt: ,,Rastlbinder, ehr licher Kerl, das Haferl g'flickt, das Bratl g'schlickt!", nachdem er es flink der Traubenwir tin gestibitzt hat. Oder die Leute werden in ihrem Selbstlob kritisiert. So singt der Bäcker:,,Derweil die Leut' schlafen so guat bei der Nacht, werd'n d' Semmeln so groß, daß ein 's Herz dabei lacht!" und eine ,,Stimme aus dem Hintergrund" meint dann dazu: „Und der Magen kracht!" Auch die Konkurrenz der verschiedenen Zünfte ist be merkbar. So singen die Zimmerleute einen Spott gesang auf die Maurer. Ein besonders dankbares Kapitel war den Pup penspielern das Verhältnis Lehrbub - Meister. Nicht zuletzt wohl, weil sich für das jugendliche Publikum auf der Kripperlbühne manche ,,Pro bleme" effektvoll darstellen ließen, die Beifall finden mußten. Dabei konnten soziale Spannun gen abreagiert werden, nach Verulkung des Mei sters war in gegebener, vielfach unerfreulicher Lage für den Lehrling wieder besser durchzuhal ten, wenn jener wenigstens im Spiel einmal den kürzeren gezogen hatte. Es gibt im Steyrer Kripperl eine ganze Reihe von Lehrbuben, deren Konflikte mit dem Meister wir erleben. Da ist der Hanserl, der nicht aufstehen will und dem Müller frech zuruft: „Ibin der kloan Hanserl von der Mühl, kann aufstehn, kann schlafen, kann mahln, wann i will. Geht der Moaster selber aufi Habem mahln, guate Nacht, Moaster!" Dann der Nazi, der den Bäckermeister Striezl foppt, als Intrigant im Verhältnis seines Herrn mit der Traubenwirtin auftritt, wenn er sagt, sein Meister lasse die ,,Tramperlwirtin" recht schön „eingrießln", und diese hätte wieder den Bäcker einen ,,haben, guaten, aber do haiba ten Moaster" genannt, dann vorgibt, er hätte es nicht zugelassen, daß sein Meister nur ein halbata wär', denn der sei ein ganza - Chinesa! Mit sei nem Freund, dem Schusterwenzl, geht er, statt nach Hause, auf dem Eis ,,schhfazn", und als ihn der Meister holen kommt, sorgen die Lausbuben dafür, daß sie ihn zwischen sich bekommen und er hinfallen muß, wie er den Nazi beuteln will. Zu solchen Streichen der Lehrlinge kommt der Baumkraxler als erfolgreicher Apfeldieb, der auch noch die Leiter mitnimmt, als ihn der Bauer vom Baum holen will. Die Szene und ihr Ausgang zeigt die gleiche Einstellung des Städters zum ,,tölpelhaften Bauern", wie wir sie aus den Eastnachtsschwänken eines Hans Sachs kennen. Der Bauer hat sich bei Verfolgung des Äpfeldiebes ei nen Zahn ausgeschlagen, geht zum Bader, um ihn sich wieder,,annageln" zu lassen, bekommt aber Zähne gezogen und eine,,gesalzene" Rechnung. Schließlich jammert er, daß, falls er einmal in die Hölle muß, dort dann mit den Zähnen nicht knir schen könne! Gleichzeitig geht es auch über die Bader her, die da nicht helfen, wo man sie brau chen würde, dafür unbekümmert drauflos kurie ren, hier Zähne,,brechen", um viel verlangen zu können. Groteske Übertreibungen, wie sie sich auch sonst noch in den Texten finden lassen. In der Wildererszene wird das Jägerlatein der Wildpratschützen verulkt. Ihr verwegenes Ge schäft, das auch ihr Lied beim Aufzug besingt, wird weniger gerügt als bewundert, wie es zur Räuberromantik auf den Puppenbühnen gehört, wovon wenigstens ein bescheidenes Motiv zu bringen, das Steyrer Kripperl so nicht versäumt. Auch die Schwoagerleut von der Alm und der Wälisch Hans mit seiner Frau dürfen sich nach ihrer leichten Art aufführen. Dazu wäre auch noch der Rauchfangkehrer zu rechnen, der in eigener Szene und nicht unter den übrigen Handwerkern auftritt. Es gibt einen munteren Wechselgesang mit der Wirtin, der er den Hof macht, man hört ihn bei der Arbeit im Kamin herumkratzen, dann aber ist er bei seinem Geschäft so ungeschickt, daß mit lautem Klirren Geschirr kaputt geht. Er läßt sich davon nicht beirren, sondern fordert keck seinen Lohn. Das ist nun der Wirtin doch zu bunt, sie jagt ihn fort

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