Seit mehr als zwei Jahren übergibt die Stadtgemeinde Steyr alle die Bauberatung betreffenden Angelegenheiten einzig und allein dem Konservator des Bundesdenkmalamtes Herrn Professor Michel Blümelhuber, welcher dem Ausschusse des Vereines „Heimatschutz" nicht angehört, so daß der Verein die Gesamtbevölkerung darauf aufmerksam machen muß, daß er für keinerlei, das Stadtbild schädigende Bauten ver antwortlich gemacht werden kann. Der Verein hat es seit sei ner Gründung als seine vornehmste Aufgabe betrachtet, ohne jede persönliche oder politische Bindung der Stadt Steyr, welche noch die besterhaltene alte Stadt Österreichs ist, ihre Schönheit und Eigenart zu bewahren, hat dafür aber weder das Verständnis bei der Stadtverwaltung, noch bei ei nem Großteil der Bewohner gefunden . . . Konkret ging es um ein neuerrichtetes Autobus wartehäuschen der ,,Geste" am Stadtplatz, wel ches der Verein heftig ablehnte. Im Juli 1936 wurde es über fortgesetztes Betreiben des Ver eins endlich entfernt. Die Hauptversammlung am 27. März 1930 in der ,,Schwechater" war mäßig besucht. Frau Mohr bekam für 25jähriges Spielen im ,,Steyrer Krip perl" und dessen Betreuung 50 Schilling in Gold. Der Ausschuß wurde wiedergewählt; Goldba cher hielt einen Vortrag über Vorarlberg®^. Am 23. April 1931 war in der ,,Schwechater" die 19. Jahreshauptversammlung. Aktivitäten des Vereins hatten dem Leopoldibrunnen, dem Jo hannistor bzw. der Johanniskapelle und dem Soldatenfriedhof gegolten. Man bedauerte, daß das städtische Museum bereits ein Jahr lang be hördlich gesperrt war. Da es gleichzeitig auch die Jahreshauptversammlung des Vereins ,,Natur schutz" war, hielt diesmal Dr. Seidl ein Referat über ,,die Naturdenkmäler in Steyr und Umgebung"®! Die Hauptversammlung am 21. April 1932®® in der ,, Schwechater" war eher schwach besucht. Sie stand im Zeichen des zwanzigjährigen Be standes des Vereins®®. Klunzinger beantragte die Namensänderung in „Heimatpflege" bzw., falls der Verein wieder Einfluß auf das Museum be käme, in „Verein für Museum und Heimatpfle ge". Man bedauerte, daß der Magistrat das Mu seum nicht öffnen wolle, und daß man noch im mer nicht zur Bauberatung beigezogen wurde. An die Stelle des Realgymnasiumsdirektors An ton Rimmer (1881-1933)®' wurde der Obmann des neubelebten Verschönerungsvereins, der Bü rochef der Steyr-Werke Friedrich Landsiedl, in den Ausschuß gewählt, wie andrerseits Goldba cher dem Verschönerungsverein bei der Wieder herstellung der Dambergwarte als Dambergwarte-Ausschußobmann zur Verfügung stand®®. Über Antrag von Dr. Spängier wurde Goldbacher zum Ehrenmitglied ernannt. Dr. Hermann Ubell hielt den Vortrag über „Karl Kronberger, der oberösterreichische Spitzweg". Die Jahreshauptversammlung am 4. Mai 1933 brachte schließlich die Namensänderung in ,,Verein Heimatpflege", was aber bei der Be hörde noch nicht durchgeführt war. Man ge dachte des verstorbenen Hofrates Rimmer und des P. Riesenhuber von Seitenstetten. Der Tätig keitsbericht befaßte sich hauptsächlich mit dem ,,Steyrer Kripperl" und dem Soldatenfriedhof; hervorgehoben wurde die günstige Entwicklung der Zusammenarbeit mit dem Verein der Gärtner und Gartenfreunde und dem Verschönerungs verein. Natürlich berichtete auch diesmal wieder Dr. Seidl über den Naturschutz. Berndt hielt den Vortrag über das Thema ,,Wie Steyr entstand"®®. Die Jahreshauptversammlung am 19. April 1934 war überschattet von den Ereignissen des 12. Fe bruar. Dem kurzen Bericht im Protokollbuch (die Steyrer Zeitung brachte diesmal keinen Bericht) ist zu entnehmen, daß unter der Jugend eine Na turschutzgruppe gegründet wurde und daß Dr. Klunzinger den Vortrag über Rom hielt. Der poli tische Wechsel in der Gemeinde brachte dem Verein aber wieder die Einsicht in die Baupläne für Neu- und Umbauten durch das städtische Bauamt, dem damals (seit 1926) Ing. Heinrich Treml (f 1949)®® als Leiter vorstand und in wel chem ja auch das Ausschußmitglied Berndt arbei tete. Von besonderem Wert für den Verein war, wie die Jahreshauptversammlung am 4. April " Stz 1930 Nr. 39. Vgl. M. Brandl (wie Anm. 36), Nr. 827-836 (Arbeiten Seidls). Stz 1931 Nr. 51. StZ 1932 Nr. 49; 20 Jahre Verein Heimatschutz in Steyr. 8' StZ 1932 Nr. 46. 8' A. Rimmer, 1922-1933 Direktor der Realschule bzw. des BRG Steyr, 1922/23 auch des Mädchenlyzeums (1923 auf gelassen): Stz 1931 Nr. 85,1933 Nr. 5-7; StK 1934, S. 389f. 88 Stz 1932 Nr. 53. 8' Stz 1933 Nr. 55. 88 H. Treml, seit 1915 im Dienst der Stadtgemeinde, 1926-1940 und 1945-1949 Leiter des Stadtbauamtes, mit 1. 6. 1949 in Ruhestand, t 1949: StZ 1949 Nr. 26, 50, 1959 Nr. 23; StK 1928, S. 55, 1951, S. 188.
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