OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 1/2

freuliche Erfolge erzielt. Man besprach den Plan, in der Zeit vom 10. bis 25. August 1912, also wäh rend der in Steyr stattfindenden Universitätskur se, eine Ausstellung auf dem Gebiet des Heimat schutzes abzuhalten. Zum Vorbild diente dem Arbeitskomitee die 1911 in Salzburg anläßlich der deutschen Heimatschutz-Vereinigungen veran staltete Ausstellung. Es sollten in der ersten Gruppe Stadtbilder aus alter und neuer Zeit aus gestellt werden, in der zweiten Gruppe sollte die ,,Bauberatung" des Heimatschutzes dargestellt werden, die sich schon,,vielfach als höchst nutz bringend erwiesen hat", wie man feststellte, dann sollte noch Friedhofskunst und Malerei drankommen. Dr. Maier hatte Bedenken; Sommerhuber erwartete sich von der Ausstellung große propagandistische Wirkung zugunsten der Vereinigung. Ferner stimmte man dem Anschluß der Steyrer Vereinigung an den in Linz zu grün denden Landesverband für Heimatschutz zu und drückte die Bereitwilligkeit zum Beitritt zu einem österreichischen Heimatschutzverband. An der zur Gründung eines Reichsverbandes am 9. und 10. März 1912 in Wien stattfindenden Bespre chung werde Prof. Dr. Pillewizer als Delegierter Steyrs teilnehmen. Am 26. März 1912 fand im Hotel ,,Steyrerhof", damals dem ersten Lokal am Platz, die erste Jah reshauptversammlung der Vereinigung statt^®. Dr. Pillewizer erstattete den Tätigkeitsbericht des Arbeitsausschusses, Goldbacher lieferte den Kassabericht; man zählte bereits 82 Mitglieder und eine Reihe von Gönnern. Architekt Mauritz Balzarek, Professor an der Staatsgewerbeschule in Linz (heute HTL I, Goethestraße 17), hielt ei nen Vortrag über „heimische Bauweise" anhand von 140 Lichtbildern. Dieser Gewohnheit, anläß lich der Jahreshauptversammlung einen Vortrag zu bieten, sollte der Verein fernerhin treu blei ben. In den Wochen und Monaten darauf beschäftigte sich die Vereinigung vor allem mit der Planung der Ausstellung im August 1912^®. Am 29. März 1912 bewilligte der Gemeinderat der Vereinigung die Benützung des ersten Stockes der Bürger schule (heute Hauptschule Promenade) zu Ausstellungszwecken^°. Am 8. Juli 1912 schritt man aber noch in Frau Mayrs Restaurant ,,Zum An dreas Hofer" (Enge Gasse Nr. 5) an die konstitu ierende Versammlung der bisherigen freien Ver einigung zu einem formellen Verein^^. Über An trag von Dr. Pillewizer, der die Statuten verlas, wurde Sommerhuber einhellig zum 1. Vorstand des Vereins gewählt. Einstimmig gewählt wur den hierauf elf Ausschußmitglieder: neben den vorherigen Mitgliedern Dr. Pillewizer, Prof. Goldbacher, Strobl, Kirchberger, Schrangl und Kratky finden wir an neuen Namen Stadtarzt Dr. Richard Klunzinger (1865-1941)^^, Fachschulprof. Leo Zimpel, Hans Gerstmayr von Blümelhubers 1910 eröffneten Meisteratelier^^, Karl An ders von derselben Institution, und Emil Prietzel jun. (t 1972 im 88. LebensjahrJ^"*. Funktionäre wurden Dr. Klunzinger (2. Vorstand), Prof. Goldbacher und Dr. Pillewizer (Schriftführer) und Prietzel (Kassier). Forstmeister Theodor Groß mann (f 1914)^® von Gleink- Vater des Re dakteurs der Steyrer Zeitung - und Rudolf Som merhuber jun. wurden zu Rechnungsprüfern be stimmt. Der Jahresbeitrag wurde mit 3 Kronen festgesetzt, das Vereinsjahr sollte dem Kalender jahr gleich sein. Prof. Hans Wolfsgruber von der Staatsgewerbeschule in Linz habe sich als Archi tekt für die Heimatschutzausstellung zur Verfü gung gestellt, wurde mitgeteilt. Die Ausstellung fand vom 11. August bis 1. Sep tember 1912 statt. Sie stand unter dem Ehren schutz des Statthalters Freiherrn von Handel; Bürgermeister Julius Gschaider (1877-1963) war Vorsitzender des Ehrenpräsidiums der Ausstel lung. Sommerhubers Eröffnungsworte wiesen darauf hin, daß die Tätigkeit des Vereins bis da hin nicht auf einhellige Zustimmung in der Stey18 StZ 1912 Nr. 25. 19 StZ 1912 Nr. 31. Bürgermeister Gschaider an den Verein Heimatschutz, 14. 10. 1912, Z. 26419. 11 StZ 1912 Nr. 55. 11 R. Klunzinger, seit 1895 Arzt in Steyr, 1908 städt. Polizei-, Impf- und Armenarzt, suchte im Zuge von Abbaumaß nahmen 1928 selbst um Pensionierung an; StK 1942,1966, S. 98. 11 H. Gerstmayr, lebt hochbetagt dzt. in Mauthausen; lehrte 1920-1951 an der Bundeslehranstalt (heute HTL) Steyr; Stahlschnittmeister. - StZ 1977 Nr. 15 etc. i'i E. Prietzel jun. 1912 übergab Emil Prietzel sen. (f 1919) seine Druckerei an Emil jun. und Karl Prietzel: StZ 1912 Nr. 17, 19, 23, 98, 1919 Nr. 115, 1928 Nr. 31, 1969 Nr. 41, 1972 Nr. 8. ^8 Th. Großmann: StZ 1914 Nr. 6, 9.

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