OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 1/2

Der Verein Heimatschutz (Heimatpflege) in Steyr von 1911 bis 1939 Von Manfred Brandl In ihrer Nummer 27 vom 2. April 1911 lieferte die Steyrer Zeitung folgende Ankündigung: Vereinigung ,,Heimatschutz" in Steyr. Man schreibt uns: Aus gehend von der Überzeugung, daß es Pflicht eines jeden ist, der seine Heimat liebt und deren Eigenart erkannt hat, für die Erhaltung derselben einzutreten, hat ein vorbereitendes Ko mitee beschlossen, sich in einer am Donnerstag, dem 6. April, im Saale des Hotel ,,Steyrerhof" stattfindenden Versamm lung die Mitarbeit aller an der Heimatschutzarbeit Interessier ten zu sichern. Es soll eine zwanglose Vereinigung geschaffen werden, die sich die Erhaltung der baulichen und landschaft lichen Schönheiten unserer Stadt und deren Umgebung und dadurch die Hebung des Fremdenverkehrs in Steyr zur Auf gabe stellt, die die Hebung des Sinnes und Verständnisses für das Schöne in Kunst und Handwerk in allen Kreisen errei chen wiU. An diesen hier nur ganz oberflächlich angedeuteten Zielen sollen alle mitarbeiten nach Lust und Verständnis . . . Das Komitee, welches die Vereinigung grün dete, bestand aus illustren Mitgliedern der Steyrer Bürgerschaftk Rudolf Sommerhuber (1858-1935)2, Prof. Dr. Emmerich Pillewizer^, Stadtpfarrer Johannes Ev. Strobl (1851-1931)", Landtagsabg. Dr. Josef Schwinner (1873-1932)^ Jakob Kautsch (gest. 1920)®, Stadtbaurat Karl Pe ter'', Gemeinderat Franz Kirchberger (geb. 1873)®, Gemeinderat Josef Langoth®, Realschulprof. Gregor Goldbacher (1875-1950)1", Dr. med. Adalbert Maier, Bezirkssekretär Franz SchrangPi, Bauunternehmer Franz HingerP^, Tischlermeister Eduard Hoida, und an Damen: Therese Kratky (1853-1914) i®, Frau Emilie Spängleri" und Fräulein Schönauer". Bereits 1911 nahm Landeskonservator Dr. Oskar Oberwalder (Linz) mit der Vereinigung Kontakt auf, als er sich bemühte, eine Bausünde am Haus Grünmarkt Nr. 7 zu verhinderni®. Am 26. Februar 1912 war eine Vollversammlung der Vereinigung!', pgj. Verein habe während seines kurzen Bestandes bereits verschiedene er1 Der Alpen-Bote 1911 Nr. 30. - Benützte Quellen: Vereins chronik 10. 10. 1921 bis 2. 7. 1969; Schachtel mit Schreiben 1935-1941; Baugesuche und -Bescheide 22. 9. 1936 bis 1938; Korrespondenz seit 1911, alles im Vereinsarchiv des Vereins ,,Heimatpflege", Heimathaus Steyr, Kasten im ,,Steyrer Kripperl". - Für die Benützung dieses Materials danke ich Herrn Mag. Wolfgang Bernhauer. 2 R. Sommerhuber, Tonöfen- und Keramikfabrikant, Fir menchef seit 1885, 1900 k. k. Hoflieferant, Obmann des Steyrer Gewerbevereins, tätig auch im Vorstand der Stadt feuerwehr; Gemeinderat (deutschnational) 1902-1911. ^ E. Pillewizer, 1908 wirkl. Lehrer an der Realschule Steyr, gründete 1910 die Lyzealkurse für Mädchen in Steyr, übernahm mit 1. 10.1919 das Linzer Mädchenlyzeum und Reform-RG.: StZ 1919 Nr. 78, 79. " J. E. Strobl, 1896-1931 Stadtpfarrer, 1903 Korrespondent der Zentralkomm. f. Kunst u. histor. Denkmale, 1914 Eh rendomherr: Steyrer Zeitung (in der Folge abgekürzt StZ) 1911 Nr. 99,1920 Nr. 137,1921 Nr. 42, 44,1924 Nr. 81-83, 1931 Nr. 41, 42, 114f. ® J. Schwinner, von der christlichsoz. Partei nach Steyr ent sandt, um dort die Parteiführung zu übernehmen, seit 1909 Landtagsabg., seit 1917 Leiter des oö. Landwirt schaftsverbandes, zeitweise Vorsitz, des österr. Bundes rates; 1927 Landeshauptmann-Stv.: Linzer Volksblatt 1967 Nr. 142. Schwinner wohnte bis 1920 in Steyr-Jägerberg: StZ 1932 Nr. 132. ' J. Kautsch, Uberal, Protestant, hochangesehen. 1890 und wieder 1910 z. Korrespondenten d. k. k. Zentralkommis sion für Kunst u. histor. Denkmale ernarmt; Bankfilialdi rektor. Zus. mit seiner Gemahlin Marianne (t 1919) ver dient um die Schaffung des Museums in Steyr. ' K. Peter, 1891 z. Stadtingenieur ernannt, f 1926: Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender für Stadt und Land (in der Folge abgekürzt: StK) 1892 S. 114; StZ 1926 Nr. 10. ® F. Kirchberger, Gemeinderat 1911-1919, Rentner und Hausbesitzer, wichtig als Obmann des Haus- und Grund besitzervereins: StZ 1933 Nr. 130. ' J. Langoth, 1910-1918 Gemeinderat. G. Goldbacher, lehrte 1899-1935 an der Realschule bzw. Realgymnasium; in vielen Vereinen tätig, bes. im Gesang verein „Kränzchen", Schriftsteller, Mundartdichter, 1917 Korrespondent der Zentralkommission für Denkmalpfle ge; politisch eher deutschnational, vorübergehend 1918/19 Gemeinderat. Vgl. R. Treml, Gregor Goldbacher und das Realgymnasium Steyr, in 93. Jahresbericht des Bundesrealgymn. Steyr 1975/76 (1976), S. 3-12. F. Schrangl, geb. 1860, seit 1899 Bezirkssekretär bei der BH Steyr, trat 1915 als Hilfsämterdirektor in den Ruhestand, t 1936.: StZ 1936 Nr. 102. 12 Franz Hingerl, Baugeschäftsinhaber, feierte 1935 das 50jähr. Hochzeits- und Geschäftsjubiläum: StZ 1935 Nr. 48. 12 Th. Kratky, Kunstmalerin, vgl. StZ 1913 Nr. 35, 1914 Nr. 33-35, 38, 49; Amtsblatt der Stadt Steyr 1979 Nr. 3. 1" E. Spängier. Die Familie Spängier war im gesellschaftli chen Leben der Stadt ein Fixstern: der liberale Dr. Alois Spängier, seit 1851 Arzt in Steyr, 1898 nach Salzburg über siedelt; Emilies Gatte Dr. Hermann Spängier (geb. 1858), Rechtsanwalt, vor allem im ,,Kränzchen" gesellschaftlich tätig. " Schönauer, Tochter des Betriebsinspektors (Direktors) der Waffenfabrik Otto Schönauer (t 1913) tmd dessen Gemah lin Rosa (t 1929); ihr Haus war Schlüsselhofgasse 31 - in eben jenem Geschmack gehalten, den der Verein Heimat schutz anstelle der dem liberalen Geschmack nahestehen den Gründerzeitbauten (Sparkasse, Bahnhofstraße, Ma rie-Valerie-Straße . . .) propagierte. StZ 1911 Nr. 75, 77, 78, 1929 Nr. 108. 16 Vereinsarchiv (wird in der Folge nicht mehr zitiert). " StZ 1912 Nr. 19.

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