OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 1/2

Gerippen zu konservieren und sie dem neu- oder wißbegierigen Publikum gegen eine Gratifikation vorweisen zu können. Ueber das vorsichtig auf gegrabene und in seiner Lage unverrückt erhal tene Skelett ist ein hölzener Kasten in die Erde gesenkt, ein sargähnlicher Kasten mit einer Klappe und einem großen Vorlegeschloß." Schon Weishäupl erwähnt diese hölzernen Kä sten in seinem Bericht. 1855/56 erlebte der Bergmeister Johann Georg Ramsauer sozusagen seine Sternstunde; Seine Majestät Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth in Begleitung von Carl und Helena von Bayern besuchten am 19. September 1855 die Grabungen. In ihrer Gegenwart wurden die Grä ber 340 und 341 und ein Jahr darauf (19. Oktober 1856) die Gräber 504-507 geöffnet. Grab 341 sah Ramsauer als teilweise Verbrennung an, die Grä ber 340 und 504-507 waren besonders reich aus gestattet. Dies war kein Zufall, die Gräber wur den sicher, nachdem sie sich als fundreich her ausgestellt hatten, für den angekündigten Kai serbesuch „aufgespart". Der Wunsch, dem Kai serpaar etwas Besonderes zeigen zu können, ist aber durchaus verständlich. Es ist wohl anzu nehmen, daß die Verleihung des goldenen Ver dienstkreuzes mit der Krone an Ramsauer im Jahre 1855 in direktem Zusammenhang mit dem Kaiserbesuch stand. Auch die Verleihung der Großherzoglich-Mecklenburgischen Großen Sil bernen Medaille für Wissenschaft und Kunst (um 1856/57) war wohl eine Folge des Besuches des groß herzoglichen Paares auf dem Salzberg. Aus dem Bericht Ramsauers an das k. k. Salzoberamts-Präsidium vom 2. Juli 1847 und einem Schreiben der Salinenverwaltung an die Salinenund Forstdirektion vom 30. September 1850®® geht hervor, daß die Kosten der Grabungen bei den Arbeiten zur Schottergewinnung sozusagen mitliefen, also eigentlich von der Saline getragen wurden. Nach einem gemeinsamen Besuch des Direktors der k. k. Geologischen Reichsanstalt, Wilhelm Haidinger, mit dem Direktor des k. k. Münz- und Antikenkabinetts, Dr. Josef Ameth, am Salzberg übernahm Mitte September 1850 die Geologische Reichsanstalt die Grabungskosten, und das Oberstkämmereramt kaufte Ramsauer die bisher gemachten Funde, die als seine archäo logische Sammlung bezeichnet werden, um den Betrag von 1000 fl C.-M. ab. Auch eine paläon tologische Sammlung und sieben BergmodeUe wurden damals ebenfalls um 1000 fl vom Mini sterium für Landeskunde und Bergwesen für die Geologische Reichsanstalt erworben®®. Die Funde wurden in neun Sendungen in das k. k. Münz- und Antikenkabinett in Wien gebracht. Ramsauer streckte nun die Grabungskosten selbst vor und bekam sie in größeren Abständen vom Oberstkämmereramt ersetzt®'. 1861 erhielt Ramsauer auf Betreiben von Dr. Ameth noch mals eine Remuneration von 500 fl®®. Ramsauer hat sich auch eine kleinere Privatsammlung ange legt, die Mathäus Much später aus seinem Nach laß ankaufte und die in das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien gelangte®^. Von seinem Grabungstagebuch, dessen Original heute leider als verschollen gelten muß, ließ Ramsauer Abschriften oder auch Teilabschriften herstellen, die durch Illustrationen in Aquarell technik ergänzt wurden, und verschickte sie an Museen und hohe Persönlichkeiten. Ein ange messenes Geldgeschenk oder eine Ehrung war meist die erwünschte Folge. Man gewinnt manchmal durchaus den Eindmck, daß der Bergmeister ein Mann war, der es verstand, aus seiner wissenschaftlichen Tätigkeit auch Nutzen zu ziehen, z. B. als er 1865 ein für Napoleon III. bestimmtes Exemplar eines Fundkataloges nach Paris sandte. Der Kaiser war davon sehr angetan, übergab es dem Museum von Saint Germain, und Ramsauer erhielt eine Ehrengabe. Doch die erhoffte Auszeichnung, Ritter der Ehrenlegion zu werden, blieb offenbar aus. Solche Kopien seines Grabungsprotokolls befinden sich heute z. B. in Wien, Graz, Linz und Paris. 1932 fand sich eine von Ramsauer selbst geschriebene Abschrift in einem Antiquariat und erst 1972 tauchte eine " OÖLA SOA Jahresfaszikel 1851, Nr. 913. OÖLA SOA Jahresfaszikel 1851, Nr. 913, s. a. Jahrbuch d. k. k. Geol. Reichsanstalt 1851, 2. Jg., S. 148-149. " Brief Am^th an Ramsauer vom 10. Jänner 1859, Naturhist. Mus. Wien, Archiv Prähist. Abt. Schreiben Bergmann an Fürst Auersperg vom 19. Jäimer 1864, Kunsthist. Mus. Wien, Archiv Antikensammlung. Barth, Fritz Eckhart: Zur Identifizierung einiger Gegen stände aus dem Gräberfeld Hallstatt in der Sammlung Jo hann Georg Ramsauer. In: Mitteilungen d. Anthropologi schen Gesellschaft in Wien, Bd. 103 (1973).

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