Derselbe Josef Kain hatte übrigens 1849 dem Bergmeister Ramsauer gegenüber politisch un tragbare Äußerungen gemacht. Ramsauer nahm ein Protokoll auf und meldete den Vorfall weiter. Kain wurde strafweise für drei Wochen außer Dienst gestellt. Das Ministerium für Landeskul tur und Bergwesen entschied, da dessen Äuße rung ,,keine aufregende Absicht und Wirkung" gehabt habe, daß ein weiteres Vorgehen gegen Kain nicht nötig sei und dieser wieder zur Arbeit zuzulassen sei®^. Ein überzeugter Anhänger der Freiheitsidee, der für die Staatsverfassung Nord amerikas schwärmte, wohnte übrigens von 1836 bis 1849 als Inhaber der Mühle in Hallstatt: Kon rad Deubler, der als Freigeist und Philosoph im Bauemkittel bekannt wurde. Wenn man Ramsauers bisheriges Leben betrach tet, so ist es wohl das eines ungewöhnlich tüchti gen Beamten, aber weiters für die Nachwelt von keinem besonderen Interesse. Erst die nachfol genden Jahre, da Ramsauer zum Ausgräber eines der bedeutendsten Gräberfelder nördlich der Al pen wird, weisen Ramsauer einen Platz in der Wissenschaft zu. Ein Zufall wollte es, daß die obderennsische Lan desregierung im Jahre 1846 zwei Kundmachun gen die Behandlung altertümlicher Funde betref fend erließ®", die auch Ramsauer bekannt gewe sen sein müssen, weil er sie in einem Schreiben an das Salzoberamts-Präsidium vom 2. Juli 1847 zitiert®®. Wenige Monate später, im November 1846, wurde der Bergmeister davon verständigt, daß bei der Öffnung einer Schottergrube in der Nähe des Rudolfsturmes verschiedene ,,Anti ken" zum Vorschein gekommen seien. Ramsauer ließ weiter nachgraben, stieß auf Menschenkno chen und in der Tiefe von 2-3 Schuh (1 Schuh oder Fuß = 31,6 cm) auf ganze Skelette. Als er 4 Quadratklafter (1 Quadratklafter = 3,596 m^) hatte abgraben lassen und auf dieser Fläche sie ben Skelette, alle in ordentlicher und gleicher Lage und bei jedem ein zusammengedrückter ir dener Topf und auf der Brust und Flals bronzene Antiken, aufgefunden hatte, war es ihm klar, daß hier ,,ein Leichenbegräbnis" bestanden haben mußte. Schneefall verhinderte weitere Arbeiten. Doch im Mai des nächsten Jahres ließ Ramsauer gemeinsam mit der Schottergewinnung die Gra bung wieder aufnehmen. Bis Ende Juni hatte er weitere 24 Gräber aufgedeckt. In seinem Schrei ben an das k. k. Salinenoberamts-Präsidium vom 2. Juli 1847 gibt er einen Bericht über den bisheri gen Grabungserfolg und dokumentiert diesen mit acht Tafeln Zeichnungen. Über das k. k. Landespräsidium erhielt schließlich auch der Verwaltungsausschuß des Museums FranciscoCarolinum in Linz Kunde von den Funden und beauftragte Georg Weishäupl®®, seit Gründung des Museums (1833) dessen Kustos, ab 1842 ständischer Archivbeamter, aber später wieder 2. Kustos und ein talentierter Zeichner, nach Hallstatt zu reisen, dort nach dem Rechten zu se hen und dann ausführlich Bericht zu erstatten®'. Diese Reise Weishäupls war von großer Bedeu tung, denn durch sie wurden sozusagen die Richtlinien für die weiteren Grabungen gesteckt. In seinem am 30. September 1847 erstatteten Be richt und einem Nachtrag vom 16. Oktober®® er hält Ramsauer volles Lob, die Grabungen hätten in keinen besseren Händen gelegen sein können. Als Verbesserung und Ergänzung schlägt Weishäupl als erster die Anlage eines Grabungsproto kolls oder Journals vor. Ramsauer erhielt vom Verwaltungsausschuß ein belobigendes Schrei ben, in welchem aber auch die dringliche Bitte ausgesprochen wurde, über die Grabungen ein Journal zu führen, in welches der Tag, Ort und Gegenstand jedes Fundes einzutragen sei. Jedes Fundstück müsse durch eine fortlaufende Num mer bezeichnet werden. Er wurde um genaue Be schreibung der Grabstätte, der Lage der Skelette und Beigaben ersucht. Und man bat um große Aufmerksamkeit, daß kein Fundstück, so un scheinbar es sein möge, verloren gehe und nieOÖLA SOA Jahresfaszikel 1849, Nr. 1709 u. 2093. OÖLA Musealvereinsarchiv, Akten Sch. 43, Kundma chung Nr. 18.568 vom 26. Juni 1846 u. Nr. 26.082 vom 14. September 1846. Sä OÖLA Traunkreisamtsarchiv Präsidialia Sch. 18 (Ab schrift). s' WuTzbttch, Constantin: Biographisches Lexicon des Kaiser thums öesterreich, 54. Th., 1886. s' OÖLA Musealvereinsarchiv, Akten Sch. 43, 1847, Mus IV/1 10 (204/1847) vom 28. August 1847. s' OÖLA Musealvereinsarchiv, Akten Sch. 43, 1847, Mus IV/1 10 (229).
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