OÖ. Heimatblätter 1980, 34. Jahrgang, Heft 1/2

abgebrannte ehem. Pfarrkirche, fehlt. Beim Erzberg wird er wähnt, daß nach den Römern ,,Slowenen (!, S. 45) und Bay ern" den Abbau weiterführten. Vor allem in Tirol fielen einige umstrittene Fragen auf, die vielleicht doch etwas zu einseitig behandelt werden: Die bei Venantius Fortunatus genannten ,,Valentini templa" sind nicht unbedingt am Brenner zu su chen (S. 500) - unter ,,Brixen" liest man die übliche Version, daß Bischof Albuin die Übersiedlung des Bischofssitzes von Sähen nach Brixen vollzog; in den Bischofslisten (S. 642) scheint bereits Bischof Richpert als ,,Brixner" auf - die hl. Notburga von Eben (S. 492) wird ,,einem alten Mitglied" des Geschlechts derer von Rottenburg zugezählt und die be kannte Dienstboten-Version, welche die bedeutende Stellung dieser Heiligen in der Volksfrömmigkeit begründete, abge lehnt. Nord- und Osttirol ist m. F. etwas zu spärlich vertre ten; während für die Steiermark 190 Seiten und für das we sentlich kleinere Salzburg immerhin auch noch 90 Seiten zur Verfügung stehen, wird das Bundesland Tirol auf nur 68 Sei ten behandelt. Auch wenn nicht alle Orte (z. B. Vüs) im dazu gehörigen Kärtchen eingetragen sind, wären doch Angaben etwa über das ötztal und Paznaun von allgemeinem Interes se. Manch anderes findet sich versteckt in anderen Artikeln, weshalb das Ortsregister unentbehrlich ist. Nicht minder wertvoll sind das ausführliche Personenregi ster, die Fürsten- und Bischofslisten und vor allem die Litera turangaben. Sie sind imterteilt in Bibliographien, Zeitschrif ten und Veröffentlichungsreihen, Kartenwerke, Urkundenbücher- Regesten- Quellenwerke - Quellenkunde, Landes kunde und Landesbeschreibung, Allgemeine Landesge schichte - Verfassung - Verwaltung - Rechtsleben, Kirchen geschichte, Kunst- und Musikgeschichte, Sprache - Literatur - Volkskunde, Siedlungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschich te, Genealogie - Wappenkunde - Numismatik. Damit wird zugleich das breite Spektrum angedeutet, das in den einzel nen Artikeln - allerdings etwas unterschiedlich gewertet - ge boten wird. Zusammen mit Band 1 stellt das „Handbuch" (trotz der Fülle an Information bleibt es tatsächlich handlich zu gebrauchen) einen unentbehrlichen Behelf zur Dsterreichkunde dar und wird jedem historisch und kulturell Interes sierten ein höchst willkommenes Nachschlagewerk sein, für dessen Bearbeitung dem Herausgeber und seinen Mitarbei tern sowie dem Verlag zu danken ist. D. Assmann Hans Magenschab: Josef II. Revolutionär von Gottes Gnaden, Graz 1979 (Verlag Styria), 300 Seiten, 22 Abb., 2. Aufl. 1980. S 298.-. ,,Bewundert viel und viel gescholten" (Goethe), zwischen solchen Extremen schwankt das Urteil über Joseph 11. von seinen Lebzeiten her bis heute. Die österr. Universitätsge schichtsschreibung ist uns leider eine moderne, kritisch-klä rende Gesamtbiographie noch immer schuldig. Hier springt H. Magenschab, Journalist und gelernter Historiker, in die Bresche und zeichnet ein scharf umrissenes Profil des umstrit tenen Habsburgers. Keine streng wissenschaftliche Studie nach den Worten des Verfassers, sondern der Versuch, den ,,Revolutionär von Gottes Gnaden ausgewogener als bisher zu beurteilen und das Interesse für seine Rolle als die eines Weichenstellers des Schicksals Mitteleuropas stärker ins Be wußtsein unserer Zeit zu heben" (S. 9). Ob nun Revolutionär oder doch - wahrscheinlich - nur Re formator großen Stils, es wollte schon etwas heißen; Jo seph 11., Sproß des erzkonservativen Hauses Habsburg, lern te, verkleidet als Graf von Falkenstein, auf seinen Reisen durch die Erblande hinter deren prunkvoller Barockfassade schlimmste wirtschaftlich-soziale Rückständigkeit und Miß stände kennen und machte bei Übernahme der Alleinherr schaft in Österreich (1780) die antifeudale, welterschüttemde Losung des fortschrittlichen Bürgertums (Freiheit, Gleich heit, Brüderlichkeit) praktisch zu seinem Regierungspro gramm, Jahre vor der Französischen Revolution! Auf die Verwirklichung der gesellschaftsrevolutionierenden „bür gerlichen Ideologie" zielten schließlich seine berühmten Re formpatente und seine sonstigen Maßnahmen zugunsten der unterprivilegierten Schichten ab. ,,Österreichs Fintritt in die Neuzeit ist von Josef 11. vorgenommen worden" (S. 188), er selbst war ,,Bürger im kaiserlichen Rock" (S. 97), nur kam er ein Jahrhundert zu früh! (Schreyvogl). Der an der modernen Persönlichkeitspsychologie orientierte Biograph analysiert unter manchen neuen Aspekten imd vor dem Hintergrund des Aufklärungszeitalters, dem sich Joseph so tief verbunden fühlte, die gesamte Daseinsproblematik des in jeder Hinsicht glücklosen Kaisers: seine zwiespältige Natur mit ihren Vorzügen und Schwächen (Befreier und Despot, Menschenfreund und Menschenverächter in einem), sein konfliktbelastetes Verhältnis zur nächsten Umwelt (Gegen satz zu den Eltern, verständnislosen Erziehern vmd höfischen Intriganten), die Folgen der jahrelangen Frustration durch seine ,,Uber-Mutter" (Mitregent „ohne Ressort"), das weit gehende Scheitern seiner Reformbemühungen am Wider stand Theresias, des Adels, der Kirche und verschiedener Na tionalitäten, seine folgenschwere Auseinandersetzung mit der Kirche im besonderen (Trauma „Josephinismus" seither), die verfehlte Innen- und Außenpolitik (Erzwingung eines zentralistischen Einheitsstaates, Bayern-, Polen- imd Türken frage), seine ganz persönliche Schicksalstragik (zweifache Fhetragödie, Tod seines einzigen Kindes, trostlose innere Vereinsamung). Als Summe des ertragreichen, vorzüglich lesbaren Buches er gibt sich: „Joseph der Deutsche", ,,Vorkämpfer der groß deutschen Idee", demokratischer Volkskaiser, Freigeist, Kir chen- und Religionsfeind, Zerstörer der alten, gottgewollten Ordnung: diese und ähnliche Klischees werden als falsch oder als zu grobschlächtig ins Reich der Legende verwiesen. Der gesunde Kern des „Josephinismus" aber- nicht sein ra tionalistisches Zerrbild - wirkte mit seiner kritisch-emanzipatorischen Grundhaltung und seinem Willen zu vemunftsgemäß-humaner Lebens- und Gesellschaftsgestaltung als Fer ment der Modernisierung und Fortschrittlichkeit in der öster reichischen Geschichte bis in die Gegenwart weiter. Josef Krims Elisabeth Kovacs (Hrsg.): Katholische Aufklärung und Jose phinismus. Hrsg. V. d. Katholischen Akademie Wien. Wien 1979 (Verlag für Geschichte und Politik), 387 Seiten. S 440.-. Aus einer Tagung zum Thema „Katholische Aufklärung und

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