Erich Zöllner: Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 6. Aufl., Wien 1979 (Verlag f. Geschichte u. Politik), 700 Seiten mit 4 Karten und 3 Tafeln. Ln. S 440.-. Ein Standardwerk zur österreichischen Geschichte, der „Zöllner", ist nunmehr bereits in 6. Auflage erschienen. Schon im Vorwort zur ersten Auflage (1961) wurde der anzu sprechende Personenkreis skizziert, nämlich der Fachhistori ker und der Geschichtsfreund. Die Auflagenzahl beweist, daß das Werk auch vom Geschichtsfreund dankbar angenommen wurde. Gerade dieser braucht weniger eine Fülle ausführlich ster DetaUbearbeitungen als vielmehr eine - allerdings viel schwieriger zu erarbeitende - Gesamtschau, in die er seine ei genen Kenntnisse und lokalen Forschungen einordnen und in ihrem irchtigen Stellenwert beurteilen kann. Dazu kommt als besonderes Merkmal dieser Gesamtschau, daß der Autor die Geschichte Österreichs nicht für sich allein in ihrer zeitlichen Abfolge abrollen läßt. Als Einführung be handelt er ,,Die geographischen Gnmdlagen", die nicht un wesentlich den Verlauf unserer Geschichte mit beeinflußten. Daß in den einzelnen Abschnitten stets Querverbindungen zur Weltgeschichte vermittelt werden, versteht sich geradezu von selbst, wird doch gleich an den Anfang das Wort Hebbels gestellt, wonach Österreich jene kleine Welt sei, ,,in der die große ihre Probe hält". Die neuere Geschichtsschreibung und die Schul-Historiker haben längst erkannt, daß man nicht nur politische Ge schichte betreiben kann, nicht nur eine Aneinanderreihung von Jahreszahlen zu Kriegsereignissen und Friedensschlüs sen mit ihren Auswirkungen territorialer Art. Bevölkerungs und Siedlungsgeschichte und - damit in Zusammenhang - Wirtschafts- imd Kulturgeschichte erhalten daher auch im „Zöllner" den ihnen gebührenden Platz. Nicht unerwähnt sei auch die leichte Lesbarkeit des in zehn Hauptkapitel unterteilten Werkes. Trotz der enormen Mate rialfülle, die geboten wird, ist es keine Aufzählung von Tatsa chen, sondern ein flüssig geschriebenes Buch, das man nicht nur als wertvolles Nachschlagewerk benutzen, sondern auch fasziiüert lesen kann. Selbstverständlich war ein knapper Stil vonnöten und sind epische Schilderungen ausgeschlossen. Gelegentlich werden auch historische Streitfragen berührt und kurz abgehandelt. Der zeitliche Umfang reicht wie bei der 5. Auflage von den Anfängen menschlicher Siedlung bis zum Jahre 1971, poli tisch bis zu den Wahlen im Oktober dieses Jahres. Der neue ren Geschichte Österreichs wird relativ breiter Raum gewid met. Die beiden letzten der zehn Kapitel - „Die franzisko-josephinische Epoche und das Ende der Monarchie" und ,,Von der Ersten zur Zweiten Republik" (wohl nicht die glücklichste Formulierung, da weitaus mehr geboten wird) - umfassen ca. je ein Sechstel des Gesamtumfanges. Ziun letzten Kapitel sei nur am Rande vermerkt, daß das wohl nicht unbedeutende ,,Linzer Programm" von 1926 nicht erwähnt ist und im dazu gehörigen Literaturverzeichrds H. Slapnickas großartige Werke zur Zeitgeschichte Oberösterreichs nicht ganz irchtig angeführt werden. Im trotz der notwendigen Beschränkung ausführlich gehalte nen Literaturverzeichnis sind die Neuerscheinungen bis ein schließlich 1977 berücksichtigt. Dieses Verzeichnis, das auchgegliedert nach den einzelnen Kapiteln - die wichtigsten Pu blikationen aus Kunst und Kultur, Wirtschaft, Bevölkerung und Siedlung umfaßt, ist geradezu eine kleine geisteswissen schaftliche Österreich-Bibliographie; sie umfaßt 72 Seiten in Kleindruck (auch verschiedene Beiträge in den OÖ. Heimat blättern sind aufgenommen). Vier Karten und drei Stammtafeln der Babenberger und Habsburger sowie ein ausführliches Register der Orts- und Personennamen ergänzen dieses grundlegende Werk. Auf Karte 11 (Österreich 976-1526 fehlen für die Stifte Dümstein, Schlierbach, Michaelbeuem, Stams, Georgenberg u. a. die Klostersignaturen; Laufen liegt am linken und nicht am rech ten Salzachufer. Das Eigenleben tmd die Eigenentwicklung der österreichi schen Länder wird - so könnte vielleicht mancher einwenden - zu wenig hervorgehoben. Das Werk ist aber eindeutig als ,,Geschichte Österreichs" (und nicht seiner Länder) dekla riert und als solche zählt sie m. E. zum Besten, was die öster reichische Geschichtsschreibung hervorgebracht hat. D. Assmann Franz Huter (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten, Bd. II: Alpenländer mit Südtirol (= Kiöners Taschenausga be, Bd. 279). 2., überarbeitete Aufl., Stuttgart 1978 (AlfredKröner-Verlag), XVII + 752 Seiten mit 6 Kartenskizzen und 11 Stadtplänen. DM 34.-. Was dem Kunstfreund sein „Dehio" ist dem historisch Inter essierten das vorliegende Handbuch geworden. Es behandelt - wie im Klappentext irchtig vermerkt - „in Einzeldarstellun gen alle geschichtlich bedeutsamen Orte, Flecken, Burgen, Klöster, Geschichtsdenkmäler und Schauplätze bemerkens werter historischer Ereignisse unter Berücksichtigimg ihrer geschichtlichen und gegebenenfalls auch wirtschaftlichen Entwicklung. Auch Pässe und kleinere Einzellandschaften, die eine historische Einheit darstellen, sowie wichtige vorge schichtliche Plätze und Fundorte wurden aufgenoitunen. Je des der behandelten Länder erhielt einen einleitenden histo rischen Überblick, dem die Artikel des betreffenden Landes in alphabetischer Ordnung folgen. Ein allgemeines Ortsregister erschließt den ganzen Band". Österreich wird in zwei Bänden behandelt. Band 1, „Donau länder und Burgenland" (und damit auch Oberösterreich) ist 1970 eschienen (vgl. OÖ. Heimatblätter, 24. Jg., 1970, H. 3/4, S. 75), Band 11, „Alpenländer mit Südtirol", erschien bereits 1966 und liegt nunmehr in zweiter, etwas überarbeiteter Auf lage vor. Dadurch, daß sich viele Mitarbeiter- insgesamt 26- nicht nur auf politisch-historische Fakten beschränken und auch die hi storischen Hilfswissenschaften heranziehen, entsteht zu meist ein buntes, vielfältiges Bild über die dargestellten Orte und Landschaften. Bei der Vielfalt der gebotenen Informatio nen sind einige Mängel nahezu unvermeidlich. Beim Durch blättern fiel z. B. auf: Es heißt irchtig „Fürstenburg" statt ,,-berg" (bei Burgeis; S. 564). Bei Deutschlandsberg (S. 37) wird zwar die Markt-, nicht aber die Stadterhebung ange führt; dafür werden die hier üblichen großartigen Blumen teppiche für die Fronleichnamsprozession erwähnt, die auf ,,ital. Einflüsse" (?) zurückgeführt werden. Ein Hinweis auf das interessante alte Amanduskirchlein in Admont, die 1865
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