„Freund Stummer hat - 's ist nicht zu fassen - sich jetzo modellieren lassen. Er hofft wohl gar, daß man zuletzt ihm irgendwo ein Denkmal setzt." - Ach neinl Ich bin kein stolzer Hahn. Ich leide nicht an Größenwahn. Mich hat ein Künstler modelliert, weil ihn mein Kopf hat int'ressiert. Die kleine, nett arrangierte Festgabe wird nicht nur dem Jubi lar, sondern genauso seinem großen Freundeskreis eine be sondere Freude bereiten. D. A. Josef Breu: Geographisches Namenbuch Österreichs, bear beitet nach den Empfehlungen der Vereinten Nationen (= österreichische Akademie der Wissenschaften, Veröff. d. In stituts für Kartographie, Forschungen zur theoretischen Kar tographie, Bd. 3). Wien 1975 (Verlag d. österr. Akademie d. Wissenschaften), 323 Seiten. S 540.-. Das Erscheinen dieses „Geographischen Namensbuchs" kann als Meilenstein in der österreichischen Namenfor schung bezeichnet werden; es ist ein Vorbild für alle noch fol genden, von den Vereinten Nationen angeregten, nationalen Namenbücher. Bei der dritten Konferenz der Vereinten Na tionen zur Standardisierung geographischer Namen in Athen 1977 wurde es als mustergültig hervorgehoben, weil es das bisher erste Namenbuch dieser Art ist, welches streng nach den Richtlinien der Vereinten Nationen erstellt worden ist. Sein Bearbeiter, Univ.-Doz. Josef Breu von der Universität Wien, ist international anerkannter Fachmann für kartogra phische Namenkunde. Sein Werk ist ein „Wörterbuch der Benennung der wichtigeren topographischen Objekte des Landes" (S. XII) imd erfaßt Flüsse, Seen, Gletscher, Berge, Pässe, Gebirge, Siedlungsplätze, Verkehrswege usw. Kurz um, es verzeichnet alle geographisch nur irgendwie wichti gen örtlichkeiten Österreichs nach dem Alphabet und gibt bei jedem Namen folgendes an: richtige Schreibimg, Aussprache (in internationaler Lautschrift), Kennzeichnung der topogra phischen Kategorie, Lagebeschreibung, geographische Koordinaten, Flöhe über dem Meere, Bezeichnung des zuge hörigen Verwaltungsgebietes, allfällige Nebenformen und grammatische Hinweise. Insgesamt enthält das Buch nmd 6500 Namen. In der zweisprachigen, deutsch-englischen Einleitung (S. 2-53) beschreibt Josef Breu die Entstehimgsgeschichte des Buches und die benützten Quellen. Demnach erfaßt das Na menbuch alle in der Übersichtskarte von Österreich 1; 500.000 (hrsg. vom Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, Ausgabe 1968) enthaltenen geographischen Namen. Dieses Namengut wird ergänzt von Benennungen für Objekte, die von verschiedensten Gesichtspunkten aus wichtig sind, aber auf der Karte fehlen, und von Namen der Bundesstraßen, be deutender Paßstraßen und wichtiger Eisenbahnliruen. Als Quellen dienten: 1. das amtliche Ortsverzeichnis von Öster reich (1%5, Ergänzimgen bis 1974), 2. das Bundesstiaßengesetz 1971, 3. das Taschenbuch der Alpenvereins-Mitglieder (1973/74), 4. die österreichische Karte 1:50.000 und 5. son stige namenkundliche Literatur. Von großem Nutzen für die schriftliche Fixierung von Fluren, Gehöften, Gewässern, aber auch Siedlungen, ist das Glossar geographischer GattungsWörter (S. 23-31). Es verzeichnet regionale (imd somit mundartliche) Gattungswörter, die au ßerhalb des hochsprachlichen Wortschatzes stehen und da her ortographisch nicht fixiert sind, z. B. das Alpl, die Aste, die Beunde, Point, der Bühel, Bühl, Bichl, Pichl, der Tobel usw. nüt deutscher und englischer Definition. Auf den Seiten 14^21 werden die „Grundlagen zur Schrei bung geographischer Namen" erläutert. Als Koordinations gremium für die Erfassung geographischer Namen gibt es in Österreich auf Bundesebene die 1969 gegründete Abteilung für kartographische Ortsnamenkunde der österreichischen Kartographischen Kommission in der österreichischen Geo graphischen Gesellschaft, kurz AKO. Diesem Grenuum ge hören alle interessierten Behörden und Ämter, also etwa das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, das Statisti sche Zentralamt usw., aber auch die Nomenklaturkommis sion der einzelnen Bundesländer an. Auf Landesebene wur den seit 1953 Nomenklatur- oder Ortsnamenkommissionen als beratende Gremien der einzelnen Landesregierungen ge gründet. Es fällt auf, daß Oberösterreich - neben Kärnten - das einzige Bundesland ist, in dem bis heute noch immer keine Ortsnamenkommission eingerichtet worden ist. Ober österreich ist somit - neben Kämten - das einzige Bimdesland, das kein Gremium von Fachleuten bestellt hat, um das Namengut des Landes sprachrichtig zu fixieren und Diver genzen zwischen Schreibungen auszuschalten. Dabei gäbe es in Oberösterreich nicht wenige Fragen zu klä ren. Warum zum Beispiel darf sich eine Gemeinde Lohnsburg am Kobemaußerwald nennen, während das angrenzende Waldgebiet der ,,Kobemaußer Wald" ist (getrennt zu scFireiben, da der Wald bei Kobemaußen gemeint ist). Amtlich heißt es ,,Hallstätter See", und auf so mancher öffentlichen Auf schrift, auch auf Straßentafeln, muß man Hallstättersee lesen. Viele Wegweiser führen nach Bad-Ischl, obwohl die Stadt amt lich „Bad Ischl" heißt. Es gibt aber auch schwerwiegendere Divergenzen. So liegt etwa das Dorf „Höhnhart" in der Katastralgemeinde ,,Henliart", diese Katastralgemeinde wie derum liegt in der Gemeinde ,,Höhnhart". Dasselbe gilt für ,,Andrichsfurt" in der Katastralgemeinde ,,Andrichsfurth". Heißt das Dorf am Traunfall (Gemeinde Desselbrunn) Fiecht, Viecht oder Vicht? Ist die höchste Erhebung des Hausruck der Göblberg oder der Göbelsberg? Heißt der bei Reindlmühl (Ge meinde Altmünster) mündende Quellfluß der Aurach Wesen aurach oder Wessenaurach? Die meisten Karten nennen den höchsten Gipfel des Höllengebirges den Großen Höllkogel; das Geographisdie Namenbuch Österreichs verzeichnet ihn (S. 142) als „Höllenkogel", auch: ,,Großer Höllenkogel". Die Reihe der Beispiele ließe sich noch lang fortsetzen. Sollte das Amt der oberösterreichischen Landesregierung rücht bald auch eine Ortsnamenkommission einsetzen, wird Oberöster reich, immerhin ein grcMles Bundesland mit allein über 10.000 Siedlungsnamen, mit der sprachrichtigen Fixierung seiner geographischen Namen hoffnungslos ins Hintertreffen gera ten. Auf Bundesebene ist ein geographisches Namenbuch entstanden, das von den zuständigen Stellen der UNO als schlechthin vorbildlich bezeichnet worden ist. AlbrechtEtz
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