formte er Wortspiele mit dem Namen Anna — ableiten darf, Castillejo, der damals noch nicht dreißig Jahre alt gewesen sein dürfte, sei in das schaunbergische Fräulein verliebt gewesen oder ob diese Werke der Dichtkunst nur der geist reich-galanten Lebensart der Hofleute entspradien, sei dahingestellt. Wesentlich ist jedoch die Tatsache, daß die junge Gräfin und ihr Vater, Graf Georg von Schaunberg, am Wiener könig lichen Hof offensichtlich bekannte Persönlichkei ten waren — eine Feststellung, für die wir auch andere Zeugnisse besitzen®^. Die literarische Be ziehung zwischen der Gräfin Anna und Cristobal de Castillejo läßt sich in den Jahren 1528 bis 1530 belegen. In letzterem Jahr heiratete Anna siebzehnjährig Erasmus von Starhemberg, Castillejos spätere Werke nehmen auf sie keinen Bezug mehr. Wir haben uns mit verschiedenen „Histörchen" aus der langen Geschichte des Geschlechtes von Schaunberg beschäftigt. Daß daraus keine Ge schichte des schaunbergischen Hauses werden koimte, versteht sich — eine solche war auch gar nicht beabsichtigt. VieMeicht ist es aber doch ge lungen, mit diesen wenigen, ausgewählten Streif lichtern die Vorstellung mancher Leser von dem Geschlecht zu festigen bzw. zu ergänzen. Die hier gebotenen literarischen Bilder sind allerdings zu unterschiedlich, als daß sie alle auf einen Nenner gebracht werden könnten. Nicht immer hörten wir von wahren Begebenheiten, öfters mußte mit Hilfe der historischen Kritik der richtige Stellen wert einer Geschichtsquelle oder ihre Tendenz ermittelt bzw. die historischen Voraussetzungen der Geschichtsschreibung aufgezeigt werden. Und dennoch gibt es eine Feststellung, die sie alle miteinander verbindet: die Tatsache, daß über Angehörige des Hauses Schaunberg eine verhältnismäßig große Zahl von Geschichten und Anekdoten existiert, und daß sich die Geschichts schreibung intensiv mit ihnen auseinandersetzt, beweist uns nämlich nicht zuletzt auch die große historische Bedeutung des Geschlechtes, dessen Geschichte mit der der Stadt Eferding auf das engste verbunden ist. So gesehen überrascht es nicht, daß die Schaunberger auch in das Sagengut unserer oberöster reichischen Heimat Eingang gefunden haben. Dazu boten bereits seit dem 14. Jahrhundert die phantasievollen und die Phantasie anregenden „Beschreibungen" des Dekans Gold reichlich An haltspunkte. So finden wir denn z. B. in der Sammlung „Sagen und Geschichten aus Ober österreich" die Figur des grausamen und herz losen Grafen von Schaunberg verknüpft mit der Tatsache, daß das Geschlecht im Jahre 1559 im Mannesstamme edoschen ist®®. Diese Sage vom letzten Schaunberger, der sich gegen die Heirat seines Sohnes mit einer Müllerstochter stellt, läßt mehrere sogenannte Traditionskerne erken nen: Einmal das Faktum des Aussterbens eines mächtigen Adelsgeschlechtes; zum anderen ist in der Person des hartherzigen Grafen leicht jener Ulrich aus dem 14. Jahrhundert zu erkennen, von dem oben die Rede war; daß der Graf in der Sage Heinrich heißt, stellt möglicherweise eine Beziehung zu der sogenannten Schaunberger Fehde dar, die ein Graf dieses Namens führte. Jene kriegerischen Ereignisse aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts stehen auch im Hin tergrund der Sage über den Riesen von Neuhaus, der die gewaltige Macht der Schaunberger ver körpert®®. Er soll die Burg Neuhaus in einem Tag und in einer Nacht erbaut haben. Eine andere Sage schließlich knüpft an die Tat sache an, daß der böhmische und deutsche König Wenzel im Jahre 1402 auf der Burg Schaunberg drei Wochen lang gefangengehalten wurde®^. Der damals vergessene Schatz des Königs — ein von einer schwarzen Herme bewachtes Nest mit goldenen Eiern — sollte nur von einer Jimgfrau gehoben werden können, die ein weißes, von Z. B. Stüh, Geschichte Regest Nr. 1212. " Karl Paulitsdi, Sagen und Geschichten aus Ober österreich (1950^) 134 ff.: Der letzte Schaunberger; vgl. dazu das am Schluß abweichende Gedicht „Die Schaunburg" von Franz Hiermann in dem Führer: Die Burg Schaunberg, bearb. v. Maximilian Fuchs (hg. V. Verein d. Schaunburgfreunde im Bezirk Efer ding, 1962) 24; wedters Adalbert Depiny, Oberösterrei chisches Sagenbuch (1932) 91 f. Nr. 49 u. 442; Nr. 484 mit Beziehung auf das Kloster Wilhering. Fritz Winkler, Das Geschlecht der Plankenberger, Rosenberger und Schaunberger in der Geschichtssage (Oberösterreich 19/1,1969) 70 f. " Stüh, Geschichte 58 u. Reg. Nr. 738.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2