OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 3/4

Laß dir den sdiwadien Dienst von mir gefallen und von deinen Kindern allen." oder: „Sei gegrüßt, o Jungfrau rein, mit Freuden nehm' idi didi in meine Wohnung ein, verehren will ich didi von ganzem Herzen, verlaß auch du mich nicht in meinen Todesschmerzen." Wiederum wird nach persönlicher Gebetsandacht und Verehrung das Bild am Abend des nächsten Tages weitergereicht. So wiederholen sich diese gleichsam religiös-kul tischen Abläufe in der Zeit der Weihnachtsnovene bis zum 24. Dezember. Der neunte bzw. letzte darf das Bild bis Maria Lichtmeß behalten und gibt es anschließend entweder in die Kapelle oder bringt es dem Eigentümer zurück. Die dritte Form stellt Sonderformen dar und fin det sich in der Regel in Kleinweilern und Einzel gehöften, wo es oft schwierig ist, eine Neuner gruppe aus der Nachbarschaft zu bilden. So wird hier das Bild innerhalb der zwei bis drei Familien zur Verehrung weitergegeben und die noch feh lenden werden in größeren Familien von teilneh menden Familienmitgliedern ersetzt, so daß diese das Bild zwei bis drei Tage beherbergen können. Die Form des Beherbergens des Bildes mehrere Tage hindurch innerhalb einer Familie findet sich manchmal auch in größeren Ortschaften, wo dadurch mehrere Rotten gebildet werden können. In Winden bei Schwertberg wird infolge der geringen Familienteilnehmerzahl die Novene ab gekürzt und jede Familie hat für die Verehrung — die ohne Weg jeweils nur innerhalb der eigenen Familie geschieht — einen bestimmten Tag im Jahr vereinbart (Abb. 4). In Kriechbaum bei Tragwein wird das handge schriebene Aufnahme- und Abschiedsgebet — mit Bild — innerhalb der letzten drei Tage ab der ersten Rauhnacht, der Thomasnacht, von einer zur anderen Bäuerin weitergegeben (siehe ange schlossene, handschriftliche Beilage!)''. * Entstehung und Verbreitung des Brauches: Aufgrund eigener Nachforschung in den einzel nen Pfarreien des Unteren Mühlviertels konnte ich von alten Pfarrherren, deren Köchinnen, von Mesnerleuten, ferner von älteren Lehrkräften, ortsansässigen älteren Leuten und angestammten Bauern Angaben über Alter und Verbreitung dieses Brauches sammeln, diese ortsweise verglei chen und nach Übereinstimmung mehrerer unab hängig voneinander gemachter Aussagen beige schlossenes Kartenbild entwerfen. Mit der Ent stehungszeit soll laut Angabe mehrerer Gewährs leute dieser Brauch tatsächlich begonnen haben. In Fällen kurzfristiger Unterbrechungen und an schließender Wieder- bzw. Neubelebimg wurde ebenfalls auf die Entstehungszeit zurückgegrif fen (z. B. Tragwein und Königswiesen). Orte mit den ältesten Belegen (nördlich von Freistadt) weisen auch die meisten Rotten auF. Die Einführung des Herbergsuchens fällt im Norden des Untersuchungsgebietes (8 Orte) in die Zeit vor 1915^, im Nordwesten (5 Orte) in die Kriegszeit {1938 bis 1945). Der Mittelteil des Untersuchungsraumes (6 Orte) weist die Entstehungszeit für die Nachkriegs periode {1946 bis 1955) nach. Im Südosten (7 Orte) wurde der Brauch erst zwischen 1956 und 1966 eingeführt. Die Nordostecke, die Ge gend um Liebenau, kennt den Brauch des Her bergsuchens bis zum Zeitpunkt der Untersu chung nicht. Im Advent und in der Zeit der Erwartimg ist aus dem Geschehen der Heilsgeschichte im Volke eine Anzahl dramatischer Brauchtumshandlungen (Hirten-, Krippenspiele u. ä.) lebendig. Das Herbergsuchen als Schulspiel, in der vorder gründigen Darstellung von Maria, Josef und Wirt, stellt in den Pflichtschulen des gesamten Untersuchungsgebietes eine stark verbreitete und intensiv betriebene religiös-vorweihnachtliche Brauchtumsform dar. Dieses Adventspiel „Wer klopfet an?" ist bei Kindern sehr beliebt und ' Weitergabe dieses handschriftlichen Herbergsgebetes unter den Frauen Maria Pramer (Singhoferin) — Berta Klinger (Moa z'Kriabam) — Maria Ebner (Oinerin). ® Z. B. Gf. Maria Seyer in Auerbach: 3 bis 4 Rotten. Gf. Anna Quass in Windhaag bei Freistadt: 8 Rotten. ' Gm. Leopold Seyer an Auerbach: Vor 1900 eingeführt von Johann Rechberger (1938 gest.). Gf. Therese Etzelsdorfer und Gf. Anna Quass in Windhaag b. Freist.: 1884 eingeführt von Maria Frie senecker (wörtl. „M. F. hat anfangs die Muttergottes statue in ihrem Schneiderhäuschen in Mairspindt in den neun Tagen vor Weihnachten täglich allein ver ehrt!").

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