OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 3/4

des Landes österreidi" (vergleidibar dem Lan deshauptmann) bezeichnet wurde, soll jener herzoglidie Rat gesagt haben, er bedauere diesen Grafen, den er einst als kaiserlichen Berater ken nengelernt habe und der nun so tief gesunken sei, daß er als Gesandter und Diener jenes Eitzin ger, eines gemeinen Mannes, den Bayern als un brauchbar weggeschickt habe, erscheine. Außerdem weiß Aeneas von einem weiteren Vor fall auf einer gut besuchten österreichischen Ständeversammlung in Wien zu berichten®^ bei der Graf Johann von Schaunberg einen der vor dersten Plätze einnahm. Plötzlich sei ein Mann von adeliger Geburt, aber ohne großen Besitz, dafür aber aufrechten und scharfen Geistes, in die Mitte der Versammlung gesprungen, habe den Grafen am Kinnbart gepackt und gerufen: „Wie, Du wagst es, Schurke, Dich unter ehren werte Männer zu mengen, wo Du Dich nie um die Wahrheit und um die Treue gekümmert hast? Du warst dem König Albrecht (II.) stets untreu, hast den Kaiser Friedrich (III.) verraten, und ziehst Dich nun zu uns zurück, damit Du dereinst auch Ladislaus verderben kannst. Mach, daß Du weiterkommst: Hier sind lauter Getreue versammelt und keine Verräter!" Aeneas Silvius bemerkt dazu, obwohl viele der Meinung waren, das Gesagte sei wahr, habe man den Wahnsinni gen ergriffen und in den Kerker geworfen, weil er den edlen Grafen nicht nur mit lauten Schmä hungen, sondern auch tätlich angegriffen habe. Die Parteilichkeit des Berichterstatters wird in diesem Falle durch einen abschließenden, gleich sam kommentierenden Satz besonders deutlich: Aeneas erklärt, Graf Johann hätte durch diese Vorfälle gewarnt sein müssen, wenn ihn seine Gemeinheit verdrossen hätte und er mehr seinem Verstand gefolgt wäre als seiner üblen Natur®®. Zu dieser finsteren Charakteristik setzt er einen weiteren schwarzen Baustein, der die ganze an gebliche Verworfenheit und Skrupellosigkeit des Grafen aufzeigen soll. Als Ende Oktober 1452 eine böhmische Gesandtschaft zu König Ladislaus nach Wien kam und von ihm die Bestätigung des Basler Konzils, die Einsetzung des Johann Rokyczana als Erzbischof von Prag und anderes mehr forderte, soll Johann von Schaunberg als königlicher Rat, als er sah, daß die anderen Räte in ihrer Meinung schwankten, gesagt haben®®: „Was kümmert ihr eii3i um Dinge, die den Hei ligen Stuhl angehen; was interessiert es uns, wie sich die Böhmen mit dem Papst vertragen, woher sie ihren Erzbischof nehmen, mit welÄem Recht sie Kirchen besitzen und nach welchem Ritus sie zelebrieren? Die Priester mögen ihre Angelegen heiten besorgen, wir kümmern uns um das Kö nigreich, damit dem König nichts verloren geht. Ob die Böhmen Christen sind oder Heiden, sie sind die Unseren, solange sie dem König Tribut leisten, welcher Sekte sie auch immer angehören. Daß auch in diesem Falle wenig, höchstwahr scheinlich gar nichts Wahres an dieser angeblich so pragmatischen, die Staatsräson in den Vor dergrund stellenden Haltung des Grafen ist, be weist uns das Fehlen anderer Aussagen über eine ähnliche Position zu kirchlich-politischen Belan gen. Zudem leitet Aeneas Silvius seinen Bericht bezeichnenderweise mit einer negativen Charak teristik des Grafen ein: dem Johann von Schaun berg soll angeblich die Religion nie am Herzen gelegen sein. Nun, wir können diese Behauptung heute nicht mehr bis ins letzte überprüfen, in das allgemeine Bild von der Gläubigkeit des mit telalterlichen Menschen paßt diese Erklärimg je doch schlecht. Eine weitere, einem anderen Schaunberger ab trägliche Anekdote ist weniger charakteristisch für die bewußte „Pressekampagne" im Umkreis des kaiserlichen Hofes gegen das Geschlecht, als für die feindselige Haltung des Kaisers selbst. Demnach soll Kaiser Friedrich III., obwohl Tauf pate des Salzburger Domherrn Friedrich von Schaunberg, diesem als Erzbischof von Salzburg die Belehnung mit den Regalien (den weltlichen Herrschaftsrechten) zweimal verweigert haben. Der Kaiser soll im Jahre 1489 diese seine Hal tung seinen Räten gegenüber mit folgendem Ausspruch begründet haben: „Dieser ist Bischof " Historia Austrialis a. a. O. Sp. 342 f. und Stüh, Ge schichte 64. " Historia Austrialis a. a. O. Sp. 342: „Accidit et aliud huic comiti relatu dignum, quod ei non parvo documento esse posset: si quid eum turpitudinis pigeret, et non perversam naturam magis, quam rationem sequi delectaret". Historia Austrialis a. a, O. Sp. 406: „Comes autem de Pulchro Monte, cui nunquam religio cordi fuit..." und Stüh, Geschichte 64.

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