OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 3/4

Die Fehde endete jedenfalls mit einer militäri schen Niederlage der Schaunberger. Ihre Stammbtirg konnte zwar nicht erobert werden, im eiidgültigen Friedenssdiluß erlitten sie aber große Einbußen an Land und Einkünften. Die habsburgischen Landesfürsten suchten im folgenden auf kluge Weise, die den Schaunbergern trotz allem immer noch verHiöbene große Macht zu beein trächtigen. Während man nach außen hin in be stem Einvernehmen stand, ging der rechtlich-po litische Kampf um eine möglichst imabhängige Stellung der Grafen sozusagen unter der Ober fläche weiter. Beide Seiten nutzten jede sich bie tende Gelegenheit, die eigene Position zu stär ken und die des anderen zu schwächen. Auf Ein zelheiten können wir hier nicht eingehen^®. In eine abermalige Krise gerieten die beiderseiti gen Beziehungen in der Mitte des 15. Jahrhun derts, als sich in Österreich eine starke ständische Bewegung gegen Kaiser Friedrich III. und für dessen Mündel Ladislaus Postumus bildete und Graf Johann von Schaunberg mit seinen Söhnen auf die Seite der Aufständischen trat^^. Hatte bis dahin ein recht gutes Verhältnis zwischen dem Hause Habsburg und den Schaunbergern ge herrscht — der Kaiser war z. B. Taufpate Fried richs von Schaunberg, des späteren Erzbischofs von Salzburg! —, so traf unser Geschlecht als Folge seiner politischen Haltung jetzt der Entzug der kaiserlichen Gnade. Was das bedeutete, sollte sich bald zeigen: Kaiser Friedrich stellte den Schaunbergern beispielsweise während seiner Re gierungszeit keinen einzigen Reichslehensbrief aus^® und schwächte damit ihre Rechtsstellung gegenüber dem österreichischen Landesfürsten tum. Dasselbe strebte er mit Hilfe des Landes hauptmannes ob der Enns an, den er mehr und mehr in Gerichts fälle, für die an und für sich der schaunbergische Landrichter bzw. als oberster Richter der Graf von Schaunberg selbst zuständig war, einschaltete und so die landrechtliche Unab hängigkeit des schaunbergischen Territoriums vom Land Österreich erfolgreich aushöhlte und unter grub^®. Die kaiserliche Ungnade gegenüber den Schaunbergern wirkte sich verständlicherweise auch auf die habsburgische Hofhistoriographie aus: Vor allem der italienische Humanist am Kaiserhof, Aeneas Silvius de Piccolominibus, der spätere Papst Pius II., zeigte seine antischaunbergische Tendenz deutlich. Bei ihm kommen alle Angehörigen der Familie auffallend schlecht weg, obwohl er selbst zugeben muß, daß die Schaunberger gemeinsam mit den Grafen von Maidburg die vornehmsten Adelshäuser in Österreich gewesen seien®®. In der Chronik des Aeneas bildet nur Graf Ulrich (HL) von Schaun berg eine Ausnahme, da dieser als Begründer einer eigenständigen steirischen Linie der Schaunberger ein treuer Parteigänger Kaiser Friedrichs III. war®^, der als Landesfürst zuvor von Graz aus über Innerösterreich geherrscht hatte. Bei Aeneas, wie gesagt, einem Italiener, findet sich übrigens auch die falsche Deutung des Namens „Schaunberg" als „Schönberg" (latei nisch „mons pulcher")®®. Einige Beispiele sollen nun die angedeutete Ten denz dieses „Berichterstatters" belegen. Zum Jahre 1452 berichtet Aeneas Silvius, Graf Jo hann habe sich als Vertreter imd Unterhändler der österreichischen Stände zu Herzog Ludwig von Niederbayern begeben, um diesen für seine Partei gegen den Kaiser zu gewinnen. Bei dieser Gelegenheit soll ein herzoglich-bayerischer Rat den Grafen folgendermaßen verspottet haben®®: Als nämlich das Beglaubigungsschreiben des Gra fen verlesen wurde, in dem der Führer der Ständebewegung, Ulrich Eitzinger, als „Kapitän " Vgl. Lhotsky a. a. O. 298, Anm. 4, und Max Vancsa, Gesdiichte Nieder- und Oberösterreidis 2 (Allgemeine Staatengeschidite 3/6/2,1927) 177. Zusammenfassend Haider a. a. O. 20 f. Siehe dazu Vancsa a. a. O. 285 ff. *8 Alfred Hoffmann, Zur Geschichte der Schaunbergischen Reichslehen (MOÖLA 3, 1954) 384 f. u. 390 ff., sowie Gertraud Ulhrich, Beiträge zur Geschichte der Grafen von Schaunberg. Das Ende des Geschlechts und die Auseinandersetzung um das Erbe (ungedr. phil. Diss. Wien 1968) 11 ff. Hageneder, Grafschaft 255 ff.; ders., Land 282; Hoff mann a. a. O. 423 ff. u, 429 f. 88 Stüh, Geschichte 65 u. Regest Nr. 936. 81 Stülz, Geschichte 69 u. Regest Nr. 901. 88 Aeneas Silvius de Piccolominibus, Historia Austrialis (= Historia Friderici III. imperatoris) (ed. Adam Franz Kollar, Analecta monumentorum omnis aevi Vindobonensia II, 1762) Sp, 342 und dazu Stülz, Ge schichte 10. Über das Werk des Aeneas siehe Alphons Lhotsky, Quellenkunde zur mittelalterlichen Ge schichte Österreichs (Mitteilungen d. Instituts f. österr. Geschichtsforschung, Erg.-Bd. 19,1963) 398 ff, 88 Historia Austrialis a. a. O. Sp. 342; dazu Stülz, Ge schichte 64.

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